Puh, was für eine Nacht. Nicht nur, dass es unter der dicken Decke unerträglich heiß wurde, die Wolldecke aber zu dünn war, so dass ich nicht richtig warm war, obwohl mir warm war. (Ich nahm irgendwann in der Nacht dem Liebsten seine Decke weg, was gemein klingt, aber schon seine Richtigkeit hatte. Sage ich.) Dazu kam noch, dass um halb zwölf ein Hubschrauber, vermutlich von der Polizei, direkt über unserem Stadtviertel zu kreisen begann und dabei extrem laut war. Das ging mindestens eine Stunde so und ich war so genervt, dass ich irgendwann aufstand und nach dem Grund googelte. Stand natürlich nicht im Internet und den Grund zu wissen, hätte mir auch nicht wirklich etwas geholfen. Der Liebste erklärte vernünftigerweise, dass die Polizei bestimmt nur dann die Leute im Wohngebiet belästigt, wenn es um Gefahr von Leib und Leben geht. (Ungefähr da begann ich über die Decke nachzudenken). Nun ja. Sehr viel später schlief ich schließlich ein und war früh dementsprechend unausgeschlafen. (Am Morgen dann meldete die Lokalzeitung über Instagram, dass die Polizei einen Autofahrer gesucht hatte, der sich erst durch Gasgeben der Kontrolle entzogen hatte und nach einem kleinen Blechschaden zu Fuß in die Altstadt geflüchtet war. Nicht meine Definition von Gefahr für Leib und Leben, würde ich sagen.)
Nach gefühlten Ewigkeiten konnte ich endlich wieder einen Tag im Home Office bleiben, ich gönnte mir also einen langsamen Start mit Müsli und Zeitung und war um neun am Schreibtisch. Ein paar E-Mails, ein paar Rechnungen, ein paar Vorlagen angepasst, damit war der Vormittag schon vorbei. Am späten Vormittag meldete sich das Handy: Ein alter Freund aus Hamburg, der momentan endlich wieder mit seiner Familie Besuch in Tübingen macht (machen kann), hatte sich gemeldet und ein Treffen vorgeschlagen: Zum frühen Abend bei uns im Garten. Premiere, seit bestimmt zwei Jahren wieder Besuch bei uns. Fühlte sich ganz aufregend an.
Zur Mittagspause ging ich mit dem Liebsten in die Stadt und brachte das Paket mit den letzten Prüfungsunterlagen zur Post. Es war schon ordentlich warm und versprach heiß zu werden, aber angenehm sommerlich heiß, nicht drückend, nicht zu viel. Wir holten noch veganen Kuchen und Croissants beim Biobäcker neben dem Bahnhof für den Besuch (Besuch!).
Zum Mittagessen machten wir eine frische Portion Nudeln zur restlichen Ratatouille – ziemlich große Portion, wir verzichteten auf Schokolade zum Espresso. Ich legte mich dann etwas aufs Bett, der Mittagsschlaf wollte aber nicht kommen. Also putzte ich stattdessen das Bad und fegte ein bisschen durchs Haus, weil Besuch. (Der Liebste hatte zwar am Sonntag gefegt, aber trotzdem.)
Ab zwei arbeitete ich weiter: zwei Beratungstermine für kommende Prüfungen, einige Mails mit Prüfungsergebnissen von Juni, noch ein paar Rechnungen, fertig. Um halb fünf fuhr ich den Rechner runter und ging in die Gartenterrasse, wo der Liebste schon die Bierbänke aufgestellt hatte.
Ab fünf dann Besuch von dem befreundeten Paar (es kam nicht der Freund allein, sondern die ganze Familie, mit beiden Jungs): zwei Stunden zusammensitzen, quatschen, sich wieder auf den neuesten Stand bringen und hören, wie es so geht und wie man durch die Zeit gekommen ist. Dazu Sonne, Kaffee, Kuchen, geradezu klischeehafte Gemütlichkeit. Aber ganz ehrlich: Es war total entspannend und richtig schön – nach dem Stress der Monate endlich wieder Menschen zu treffen, die nichts mit der Arbeit zu tun haben (nur sehr, sehr indirekt, da der Freund ein ehemaliger Kollege ist) und über andere Dinge zu sprechen und einfach Zeit gemeinsam zu verbringen. Man merkt ja erst, wie sehr einem etwas gefehlt hat, wenn man es dann wieder einmal bekommt.
Zum Abend verabschiedeten sich die Freunde und zogen weiter und ich machte tatsächlich noch einmal den Rechner an, um Unterlagen für den nächsten Arbeitstag vorzubereiten. Das zog sich dann noch eine Stunde hin, der Liebste machte währenddessen Abendessen (Curry mit Süßkartoffel, Tomaten und Kichererbsen, sehr lecker). Dann war es schon recht spät und wir gingen nach einer Folge TNG in ein zum Glück kühler gewordenes Schlafzimmer. Ein schöner Tag, obwohl ich morgens angespannt aufgewacht war, da an dem Tag mein Bruder Geburtstag gehabt hätte und mich der Gedanke traurig macht. Aber der Tag war mit positiven Vibrationen gefüllt, sozusagen, und die nahm ich dann mit ins Bett.