Um sieben Uhr wachten wir beide nach einer guten Nacht ausgeschlafen auf, hurra. Wir tranken erst einmal Tee, machten in der Küche ein bisschen sauber und räumten die Spülmaschine aus. Immer spannend, sich in einer fremden Küche zurechtzufinden, aber M sagte später, er hätte alles wiedergefunden, also scheinen wir es nicht so schlecht gemacht zu haben.
Zum Frühstück machte der Liebste uns ein Müsli mit dem gekauften Sojajoghurt und noch einem von der Fahrt übrigen Apfel, dazu tranken wir noch mehr Tee. Gegen neun kam S zum Arbeiten, wir quatschten ein bisschen, gönnten uns dann eine lange Dusche und gingen gegen elf los.
Die erste Station war das Café Geh Veg im Wedding, ganz in der Nähe von S’s Wohnung (wenn man nicht, wie wir, vor der Haustür falsch abbiegt und dann einmal um den kompletten Block laufen muss). Unglaublich bescheuerter Name, aber sehr nettes Café und recht voll, wir bekamen draußen einen der letzten Tische. Dort hatten wir ein ausführliches zweites Frühstück oder eher frühes Mittagessen mit Toasted Sandwich und einem großen herzhaften Frühstücksteller.
Sehr gutes Essen, es dauerte nur recht lang (man bestellt und bezahlt an der Theke, muss dann aber warten, bis das Essen gebracht wird). Leider macht das Café erst um 10 auf, zum „normalen“ Frühstücken eignet es sich deshalb eigentlich nicht (außer für die ganzen Studierenden, Freiberufler, Lebenskünstler um uns herum, die alle um elf an einem Dienstag ins Café gehen konnten – wir waren sichtlich die einzigen Touristen und auch die einzigen über 35).
Gegen halb eins gingen wir zur U-Bahn und fuhren mit der U9 zum Kurfürstendamm. Dort fanden wir den vorher rausgesuchten Swatch Store, schauten uns ein bisschen um und kamen dann schnell dran… und nach vielen, vielen Monaten hat meine Swatch jetzt wieder eine neue Batterie. Poliert wurde sie auch gleich.
Der Liebste hat ja seit Jahren keine Uhr mehr (die letzte Uhr war vor meiner Zeit) und wir hatten schon länger darüber nachgedacht, ob er von mir eine geschenkt bekommt. Als wir im Dezember 2019 in Zürich gewesen waren, hatten wir mit einer Uhr im Schweizer Bahn-Design geliebäugelt, sie war allerdings ziemlich teuer (…das Risiko, dass er sie verliert oder sie geklaut wird, war uns zu groß). Jetzt im Swatch Store sahen wir eine sehr coole Uhr und ließen sie uns spontan zeigen. Es war eigentlich eine etwas größere Damenuhr, für mein schmales Handgelenk viel zu groß, für das Riesenhandgelenk des Liebsten allerdings viel zu klein (er kriegte sie nicht einmal richtig zu). Die Verkäuferin zeigte uns daraufhin zwei oder drei andere in ähnlichem Design, eine davon war richtig toll… Wir probierten ein bisschen hin und her… und schließlich kam der Liebste mit einer Swatch am Arm aus dem Laden. Verspätetes Geburtstags- und Weihnachtsgeschenk sozusagen. Sehr schöne Uhr, ich bin fast ein bisschen neidisch.
Dann liefen wir noch ein bisschen den Ku’damm hoch und runter, ließen das aber schnell bleiben (einfach nur eine hässliche Straße). Deshalb bogen wir ab und gingen über den Breitscheidplatz Richtung Zoo und dann am Zoo vorbei zum Tiergarten. Wir hatten beide nach zwei Stunden Stadtzentrum das dringende Bedürfnis nach etwas Ruhe und Natur. Insgesamt ca. zwei Stunden bummelten wir durch den Tiergarten (toller Park, riesig, sehr sauber, sehr ruhig, kaum Menschen dort), machten eine kleine Pause für Wasser und Schokolade im Rosengarten und kamen, nach einem distanzierten Blick auf die Siegessäule, gut erholt wieder heraus (vermutlich auch, weil wir nicht zum Brandenburger Tor gingen, sondern seitlich den Park verließen – keine Lust auf Sightseeing).
Nach dem Park liefen wir einmal über den Potsdamer Platz Richtung Leipziger Platz und gingen dort in die Mall of Berlin. Naja. Ein riesiges, typisches Einkaufszentrum mit den ganzen bekannten Ketten, zum Glück vergleichsweise wenig los. Trotzdem fand ich es überhaupt nicht ansprechend, wir waren aber auch nur aus einem einzigen Grund da, nämlich das vegane Schuhgeschäft DoGo im östlichen Trakt der Mall. Leider, leider waren dort aber die Türen verschlossen, als wir hinkamen, das DoGo hatte zu. Weder auf der Homepage noch in der Kuh hatte etwas dazu gestanden (später sah ich auf einer Unterseite der Homepage, dass der Berliner Store schon seit Dezember 2020 geschlossen hatte – leider eine etwas versteckte Information). Damit war dann das Projekt vegane Schuhe in Berlin leider endgültig gestorben. Für mich nicht ganz so schlimm, ich habe genug (habe mir erst 2019 in London zwei Paar gekauft), aber der Liebste hätte eigentlich welche gebraucht. Nun gut.
Eigentlich wollten wir dann klassisch Kaffee und Kuchen (es war schon ungefähr vier Uhr), aber so mitten im Stadtzentrum gab es überhaupt gar kein veganes Angebot – wirklich null. Die wenigen Cafés, die es überhaupt gab, waren auch alle überteuert und nicht ansprechend. Also gingen wir zu Fuß an den ganzen Konsulaten und verglasten Bürogebäuden vorbei Richtung Staatsoper, Deutschem Dom und Französischem Dom, Humboldt-Uni und neuem Stadtschloss. Das neue Stadtschloss hatten wir noch nicht fertig gesehen, es ist schon recht beeindruckend geworden. Leider davor immer noch Baustelle (wie dort überhaupt immer, ich kann mich nicht erinnern, die Humboldt-Uni z.B. jemals ohne Baustelle davor gesehen zu haben).
Wir setzten uns schließlich seitlich vom neuen Stadtschloss auf das kleine Parkgelände vor dem Berliner Dom, aßen die restliche Schokolade und gesalzene Erdnüsse und überlegten, was wir jetzt machen. Leicht frustriert. Direkt an der Haltestelle Museumsinsel vor dem Schloss hielt ein Bus, in den wir spontan einstiegen, und da das die Linie 100 war, wurde das zufällig die reinste Sightseeing-Tour: an Brandenburger Tor, Reichstag, Siegessäule und unter den Linden vorbei fuhr der Bus bis zum Zoo. Halb leer, klimatisiert… eigentlich keine doofe Idee. Am Zoo stiegen wir wieder in die U9 und fuhren zurück in den Wedding. Um halb sechs waren wir daheim, tranken einen Tee, aßen Reiswaffeln, brachten kurz S auf den neuesten Stand und machten ein bisschen die Augen zu.
Gegen halb sieben gingen wir dann zu dritt los. S musste erst noch in eine Apotheke, um sich den digitalen Code für seinen Impfausweis zu holen, wir fanden ein paar bunte FFP2-Masken und deckten uns ein (etwas albern, aber daheim habe ich noch keine bunten gesehen). Dann gingen wir weiter zum Restaurant UMI, wo wir ab sieben einen Tisch auf der Terrasse hatten, M kam zu uns dazu.
Dort blieben wir insgesamt zwei Stunden und aßen uns einmal durch die unglaublich leckere Karte (ich hatte Thai-Curry, die anderen Sushi, davor gemeinsame Vorspeisen: Kimchi, Auberginen-Panko, Wakame-Algensalat, Edamame, als Nachtisch hatten die anderen Reiskuchen, ich stattdessen zwei Gläser Riesling). Alles wirklich sehr gut.
Um neun bezahlten wir und entschieden uns noch für einen „kleinen“ Spaziergang – daraus wurde dann ein Marsch von einer guten Stunde, einmal quer durch die Rehberge, zum Plötzensee und über den Goethepark wieder zurück. Die Rehberge sind überraschend naturbelassen, man hat nach ein paar Schritten schon das Gefühl, dass man aus dem Wald auf eine Magerwiese auf der Schwäbischen Alb tritt. Kaum zu glauben, dass das mitten im Wedding ist.
Gegen zehn waren wir wieder daheim. Wir verabschiedeten uns endgültig von M (der am nächsten Tag arbeiten musste), dann gingen M und S zu sich und wir gingen hoch ins Bett.