Rückreise – Mittwoch 4.8.2021

  • Beitrags-Kategorie:Berlin / Tagebuch

Keine gute Nacht: Wieder unglaublich heiß, ich wälzte mich unruhig herum, mächtig genervt. Schließlich wachte ich, nach doch noch ein bisschen Schlaf, um acht Uhr auf. Noch während der Wachwerde-Phase mit erstem Tee kam S um halb neun zum Arbeiten heim. Der Liebste und ich frühstückten erst einmal (restlicher Joghurt, Brot mit Mandelmus und Aufstrich), duschten dann und packten unsere Sachen. Dann machten wir unseren letzten Plan für Berlin: einmal in den Buchladen, einmal zum Bioladen – in die Biocompany, um neben dem denn’s auch noch einen anderen Bioladen zu sehen.

Kurz vor zehn liefen wir los, vor zur großen Straße, wo wir leider (wegen einer unübersichtlichen Baustelle auf unserer Seite) die Straßenseite wechselten. Auf der anderen Seite sahen wir den denn’s und schräg dahinter in einer Seitenstraße den Buchladen (Belle Et Triste). Wir entschieden aber, erst zur Biocompany zu gehen, um die Lebensmittel vor dem Bucheinkauf abzuhaken. Also liefen wir die Müllerstraße (die große vierspurige) weiter nach links, weil dort eigentlich gleich die Biocompany kommen sollte.
Nach ungefähr einem Kilometer Laufen waren wir schließlich am asiatischen Restaurant vom Vorabend und merkten: Also hier kann der Laden nicht mehr kommen (wir hatten uns eigentlich daheim von S die Buchhandlung auf Google Maps zeigen lassen, die Biocompany – neben einem Asiamarkt in einem kleinen Einkaufszentrum – sollte direkt daneben sein und keinen Kilometer entfernt). Ziemlich genervt drehten wir wieder um und entschieden, dann doch zum denn’s zu gehen, aber jetzt vorher zum Buchladen. Liefen also zum Buchladen zurück und stellten fest, dass die Biocompany auf gleicher Höhe direkt gegenüber ist (hätten wir nicht anfangs die Straßenseite gewechselt und dann stur geradeaus geschaut, hätten wir sie gesehen).

Ob sich Yotam Ottolenghi darüber im Klaren ist, woran die Zwiebel auf seinem Kochbuch erinnert??

In den Buchladen gegangen: Sehr niedliche 90er Jahre-Buchhandlung, die mich an die Buchläden meiner Ausbildung erinnerte. (Auch die Homepage ist spektakulär 90er Jahre.) Ein bisschen verkruschtelt, aber trotzdem gut sortiert, und als Höhepunkt mit einem kleinen West Highland White Terrier am Eingang, sehr niedliche Nase. Wir schauten uns in Ruhe um, ich hielt mich mit Einkäufen zurück (hätte sofort etwas gefunden), der Liebste (der sein aktuelles Buch nicht mehr weiterlesen wollte und deshalb etwas Neues für die Fahrt brauchte) nahm zwei Bücher mit (das neue von Joel Harari – 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert – und den Interviewband von Sophie Passmann – alte weiße Männer).

Danach dann also die Biocompany, wo wir Brötchen, Schokolade, Nudeln, Pastasauce und einen Liter Hafermilch holten (Sojamilch scheint es dort leider gar nicht mehr zu geben). Um elf Uhr waren wir wieder daheim, hatten noch eine gute Stunde Zeit, die wir mit Buch und Kaffee auf dem Balkon verbrachten (es war wieder sonnig und relativ warm). Um zehn vor zwölf kümmerten wir uns dann ums Mittagessen: Kochten Nudeln, machten die Pastasauce warm und machten aus einer Gurke, die S noch im Kühlschrank hatte, einen schnellen Salat dazu. Das aßen wir zu dritt auf dem Balkon, ich war leicht gestresst wegen der Rückfahrt, aber es reichte uns alles zeitlich gut.

Um halb eins verabschiedeten wir uns dann endgültig von S – ich war ziemlich traurig, dass der Besuch schnell vorbeigegangen war, aber andererseits hatte der Besuch das Gefühl von „the first of many“, ich komme also auf jeden Fall bald mal wieder. Für jetzt war erst einmal die Rückfahrt angesagt.
Der Bus 142 brachte uns superpünktlich direkt zum Hauptbahnhof (mehr oder weniger von Haustür zu Haustür). Dort gingen wir direkt zum Gleis, und weil wir bis zur Abfahrt noch eine halbe Stunde hatten, holten wir beim McDonalds (direkt oberhalb vom Gleis, deshalb am nächsten) einen Kaffee. Leider machten wir den Fehler, an den Selbstbedienungsterminals zu bestellen und zu bezahlen, um den langen Schlangen an den Schaltern zu entgehen, nur um dann im McCafé zu erfahren, dass wir uns jetzt erst recht zum Abholen an die Schalter stellen müssten, weil wir am Terminal bestellt hatten (sonst hätte sie uns im McCafé direkt bedient). Total bescheuert geregelt, der Liebste regte sich ziemlich auf, sie lief dann aber für uns rüber zum Schalter und holte die fertigen Getränke, immerhin. Am Gleis stellen wir dann leider fest, dass es kein Hafermilchkaffee war wie bestellt, sondern eine pappsüße Chai Latte. Zwei Schlucke waren okay, dann war es wirklich eklig. Das senkte die Laune, vor allem beim Liebsten, dann erst einmal auf einen Tiefpunkt.

Der ICE kam dann immerhin superpünktlich und war halb leer (und wir hatten sowieso Plätze reserviert). Leider sind die Sitze im ICE immer wahnsinnig unbequem, ich wusste die kommenden Stunden nicht, wie ich vernünftig sitzen sollte. Davon abgesehen eine unspektakuläre Fahrt, der Liebste holte uns im Bordbistro zwei richtige Kaffee (kaum war er zwei Minuten weg, kam die Durchsage, dass bitte alle Passagiere daran denken sollten, beim Bewegen im Zug ihren Fahrschein mit sich zu führen – die Durchsage war tatsächlich wegen des Liebsten gemacht worden, der Schaffner hatte ihn angesprochen und der Liebste leicht genervt reagiert. Er hatte im Übrigen gar keinen eigenen Fahrschein, sondern fuhr bei mir auf dem Zweierticket mit, wenn er ihn also mitgenommen hätte, hätte ich keinen zum Vorzeigen gehabt – auf dieses Dilemma hatte der Schaffner dann keine Antwort).
Die nächsten Stunden las ich fast durchgehend (das Buch: Why the Germans Do it Better von John Kampfner, über das Buch schreibe ich später noch mehr – lohnt sich). Etwas essen (vegane Croissants aus der Biocompany, Chips, gegen Abend Brötchen mit dem letzten Aufstrich). Soweit so gut, leider hatten wir dann ab Erfurt 40 Minuten Verspätung wegen „Personen im Gleis mit nachfolgendem Notarzteinsatz“. In Stuttgart bekamen wir aber einen direkten Anschlusszug (er fuhr ohne Umsteigezeit direkt am Gleis gegenüber, also eigentlich prima).

Um viertel nach neun waren wir dann endgültig daheim, wurden sofort von einem sehr aufgeregt schnurrenden Kater begrüßt, machten erst einmal Tee und packten die Koffer mehr oder weniger aus. Dann noch etwas lesen – um zehn gingen wir dann ins Bett, voller Eindrücke, sehr müde und zufrieden.