Ganz gute Nacht, ich wachte kurz vor dem Wecker auf, der Liebste war schon aufgestanden. Wir stellten fest, dass schon wieder keine Tageszeitung gekommen war – selbst wenn unsere Urlaubs-Abopause versehentlich um eine Woche verschoben worden wäre, würde das keinen Sinn machen, denn wir hatten ja nur für drei Tage pausiert. Der Liebste schaute in der Bestätigungs-Mail nach: Tatsächlich stand das falsche Datum drin. Allerdings eben nur bis zum 11. August. Nerv. Anrufen oder Mail schreiben? Wir hatten nicht so richtig Lust und verschoben das Thema erst einmal.
Laptop und Müsli zum Frühstück, Dusche und zwei Sonnengrüße (wäre schön, wenn das wieder zur Routine werden würde), dann war ich ab neun am Schreibtisch. Den Vormittag über unterrichtete ich komplett, den zweiten Tag in diesem Kurs, und es machte mir wieder viel Spaß. Tolle Menschen. Meine Themen und Materialien funktionierten auch gut, schöne Bestätigung der eigenen Vorbereitung.
Nach dem Kurs etwas Nachbereitung und ein paar Mails, dann gleich anschließend ein kurzes Gesamtteammeeting: Ich fuhr den Rechner erst um halb zwei runter und machte eine kurze Mittagspause (zweite Hälfte Mac and Cheese, danach Espresso und etwas Schokolade).
Ab zwei ging es dann schon weiter: Ein Beratungstermin – eigentlich ging es nur darum, Unterrichtstermine mit einem Teilnehmer zu vereinbaren, aber da sich das etwas komplizierter gestaltete und ich keine Lust auf E-Mail-Pingpong hatte, sprachen wir uns per Zoom ab. Der Unterricht wird, seit langem wieder, in Präsenz sein, und da ich immer noch größtenteils im Home Office bin, mussten wir ein bisschen Kalender wälzen.
Danach dann ein längeres, wichtiges Meeting mit einer Kollegin, wo es um einige Interna ging – nur so viel: Ein paar der Probleme, die sich am Dienstag aufgetan und mich so belastet hatten, scheinen jetzt etwas händelbarer zu sein, und auch atmosphärisch war es besser. Fühlt sich sehr gut an.
Danach beschloss ich spontan, noch für die letzten Nachmittagsstunden ins Büro zu gehen, um ein paar Dokumente vor Ort zu bearbeiten. Den letzten Beratungstermin für den Tag machte ich letztendlich per Telefon, weil die Teilnehmerin keine stabile Internetverbindung hatte und deshalb das Zoom-Meeting nicht klappte – schwierig in heutigen Zeiten. Anscheinend wohnt sie in einem Dorf aus dem letzten Jahrhundert.
Um Viertel vor sechs war ich endgültig fertig und ging wieder heim, wo der Liebste schon gekocht hatte (Bohneneintopf). Es war ordentlich heiß geworden und der heiße Eintopf war eigentlich nicht so ganz das passende Essen, aber lecker war er. Der Liebste machte sich dann auf den Weg ins Vereinsheim, wo er für den offenen Abend eingeteilt war, und ich verbrachte meine Zeit auf YouTube, wo ich mir erst von den beiden Quatschnasen und Rezo die Reaktionsvideos zum „Olympia-Skandal“ (=Tierquälerei-Vorwürfe beim Reitteil des Fünfkampfs) und dann (zur Entspannung) ein Video von Ed Hope ansah.
Zum Fünfkampf braucht man nicht wirklich zu diskutieren, war wirklich jemand ernsthaft davon überrascht, dass es bei einem Profi-Reitturnier zu Gewalt gegenüber den Pferden kommt? Diese Vorfälle gibt es ständig, seit Jahrzehnten, alle mit der Kamera vor den Augen der Öffentlichkeit. Die Reit“sport“-Community hat es nur geschafft, die Diskussion darüber kleinzuhalten mit den ewiggleichen Argumentketten aus „Tradition“ einerseits und „das kann man von außen gar nicht beurteilen, wenn man nicht selbst Reiter ist“ andererseits. Der ekelhaft elitäre Habitus der Reiterei tut sein Übriges, dass Kritik vom „Fußvolk“ als nicht relevant wahrgenommen wird. Jetzt hat man die Trainerin suspendiert, zwar richtig so, aber der einzig richtig sinnvolle Schritt wäre es, den Reitteil beim Fünfkampf ganz abzuschaffen. (In Rezos YouTube-Community vorgeschlagene Alternativen: Downhill-Mountainbiken, Parkour oder einfach Hürdenspringen – sollen die Leute doch selbst drüberhüpfen, wenn ihnen das so wichtig ist.) Tiere haben in dieser Art Profisport einfach nichts verloren. Und ja, da meine ich Springreiten und Military gleich mit. Und von mir aus auch Voltigieren und Dressurreiten.
Nachdem ich mich genug aufgeregt hatte und es draußen langsam kühler wurde, packte ich meinen Laptop und ging zum Liebsten ins Vereinsheim, um ihm etwas Gesellschaft zu leisten – wir waren davon ausgegangen, dass bei dem warmen Sommerwetter keiner kommt. Zu meiner Überraschung waren aber außer ihm mindestens sechs Leute da, also ziemlich gut besucht (in den Räumen verteilt sich alles schön). Der Liebste war damit beschäftigt, ein Fenster einzugipsen und schimpfte leise vor sich hin, ich setzte mich mit Laptop in den Aufenthaltsraum und beschäftigte mich die nächste Stunde mit Blog und Internet.
Gegen halb zehn packten wir unsere Sachen und gingen heim – aber weil der Abend noch so schön war und so viele Leute draußen waren und wir die Vermutung hatten, es könnte der letzte so richtig schön warme Sommerabend sein, wollten wir noch nicht gleich ins Bett. Der Liebste holte in der Eckkneipe zwei Flaschen Bier und wir setzten uns auf die Dachterrasse, machten ein paar Kerzen an und schauten in den Nachthimmel. Keine einzige Sternschnuppe, dafür jede Menge Flugzeuge. Okay.