Ich wurde im Dämmerlicht um kurz vor sechs wach, relativ ausgeschlafen – und da der Liebste noch tief und fest schlief, nutzte ich die frühe Uhrzeit und ging, nach einmal Teekochen und Katerfütterung, ins Arbeitszimmer an den Schreibtisch, die restlichen Arbeiten vom Freitag nachholen. Das war eine gute Idee: Eine kreative Blockade, die ich am Freitag gehabt hatte, löste sich wie von selbst und ich kam gut voran. Um halb neun war ich mit allem so fertig, dass ich guten Gewissens ins Wochenende gehen konnte. Gute Entscheidung.
Der Liebste war mittlerweile auch aufgestanden und saß mit Tee über der Zeitung. Wir beschlossen, auswärts zu frühstücken und gingen zu unserem Lieblingsbäcker ans Eck. Dort eine lange Schlange quer über den Platz, alle Leute waren wochenend-gestimmt und gut gelaunt und es ging zügig voran. Wir setzten uns mit einer großen Tasse Kaffee und Brötchen mit Pflanzenaufstrich in die Sonne – im Schatten war es ordentlich kalt, die Sonne wärmte aber angenehm. Um kurz vor zehn waren wir satt und zufrieden und gingen wieder heim.
Daheim beschlossen wir, den Wochenendkauf gleich zu erledigen, also Wagen holen, Einkaufstaschen packen und los – und ab da lief es dann nicht mehr so. Zunächst gingen wir mit dem Einkaufswagen in ein sehr nettes Südstadt-Café, um dort noch einen Sojamilchkaffee zu trinken, weil wir zuerst zum Unverpacktladen wollten, der aber erst um 11 aufmachte. Und wir wollten zuerst zum Unverpacktladen, weil wir dann das, was er nicht hatte, anschließend beim Alnatura holen konnten – wichtige Reihenfolge. Also netter Milchkaffee in der Sonne. Nur war damit keine Stunde totzuschlagen – also noch einen zweiten Milchkaffee, obwohl ich gar nicht mehr unbedingt einen wollte und außerdem die Sonne zu wandern begann, sodass unser Tisch jetzt im Schatten lag, und im Schatten war es, vor allem nur im T-Shirt, doch empfindlich kalt. Zu allem Überfluss stellte der Liebste fest, dass er keine Maske dabei hatte, und war der Meinung, ich hätte sie wohl daheim rausgeräumt (hatte ich nicht, er hatte sie in die Jackentasche gesteckt und die Jacke daheim liegen lassen). Ich holte also beim dm einen Fünferpack Masken, wir tranken leicht angenervt und frierend unseren zweiten Kaffee und gingen dann zum Unverpacktladen.
Dort ging es gerade so merkwürdig unrund weiter: Die Verkäuferin war grenzwertig unhöflich, die Verschlüsse der Flaschen zum Abfüllen funktionierten nicht gut, sodass es erst beim WC-Reiniger und dann beim Sesamöl eine Sauerei gab, und zu allem Überfluss hatte die kalte Luft beim Liebsten dazu geführt, dass sich sein Nacken verspannte und er Kopfschmerzen bekam. Als wir mit dem Unverpacktladen fertig waren, war bei ihm die Laune am Boden und der Kopf tat richtig weh. Wir entschieden also, dass er heimgehen und ich den restlichen Einkauf allein machen würde – und klar hatten wir dann keinen Schlüssel dabei (das war jetzt tatsächlich meine Schuld, ich hatte ihn nach dem Bäcker nicht wieder in die Tasche geräumt). Wir haben zwar Zugriff auf einen Ersatzschlüssel, sodass es nicht so ganz schlimm war, aber trotzdem ein bisschen symptomatisch.
Der restliche Einkauf war dann okay, der Liebste ging heim und ich erledigte Alnatura, Fressnapf (in beiden Läden erfrischend wenig los), dann Apotheke und Edeka (hier war sehr viel los, ich war aber auch schon spät dran, kurz vor zwölf ist wohl typische Supermarktzeit). Bizarrer Dialog in der Apotheke:
C: Ich hätte gern einmal ASS, bitte.
Apotheker: Gern, die Hunderter?
C: Ja, wenn Sie einen Hunderterpack haben, dann den.
A: Ähm nein, ich meinte…
C: …die Wirkstoffkonzentration?
A: Ja genau, die Stärke…
C: Äh. Keine Ahnung. Die „normalen“? Was ist denn eine normale Konzentration?
A: Kommt drauf an wofür. Sie wollen es sicherlich als Blutverdünner.
C: Äh, was? Nein – einfach gegen Schmerzen…?
A (leicht verblüfft, scheinbar nimmt man im Jahr 2021 kein ASS mehr als Schmerzmittel): Ach so… dann meinen Sie Aspirin. Das haben wir da. (Legt mir Aspirin für gefühlte 75 Euro hin)
C: Es muss aber von mir aus nicht das Markenprodukt sein. Gibt es da keine Alternativmarke?
A: Da muss ich erst nachschauen. (Ich sehe Ratiopharm im Regal hinter ihm stehen) …ja… wir haben wohl Ratiopharm. Möchten Sie da die Hunderter? …Also die Packungsgröße meine ich jetzt?
C: …ja bitte (das wollte ich die ganze Zeit, das nächste Mal zeige ich einfach aufs Regal und sage „die da hinten“ wie beim Bäcker)…
Daheim machten wir eine laaaange Mittagspause. Beim Liebsten hatte sich der verspannte Nacken als ausgewachsene Migräne entpuppt, inklusive Aura und allem Gedöns, er war also ausgeknockt auf dem Sofa. Ich wollte auch nicht mehr viel wissen, machte uns den Linseneintopf vom Vorabend warm (so durchgezogen einfach spektakulär gut) und zog mich dann mit Laptop ebenfalls aufs Sofa zurück. Ich hatte ziemlich scheußliche Hüftschmerzen und war generell mit der Gesamtsituation unzufrieden. Wir futterten beide zum Espresso eine komplette Packung veganer Schokocookies, was erstaunlich wenig half, und bemitleideten uns den Rest des Nachmittags ein bisschen.
Am Spätnachmittag kam der Kater nach uns schauen und meckerte ein bisschen, also ging ich mit ihm in den Garten und beschäftigte mich eine Stunde mit Unkrautjäten. Das tat meiner Hüfte erstaunlich gut (eigentlich nicht überraschend, die Hüftschmerzen kommen vermutlich von der Wirbelsäule bzw. vom Ischias, und da ist leichte Bewegung bei mir immer schon besser gewesen als ruhiges Stillsitzen). Als ich wieder reinkam, ging es dem Liebsten dank mehrerer Tabletten (nicht ASS, warum hab ich die eigentlich geholt) wieder etwas besser. Wir hatten eigentlich auswärts essen gehen geplant, hatten aber beide absolut keine Lust auf Stadt und Restaurant und Interaktion mit fremden Menschen und all dem, was das beinhaltet. Und kochen wollten wir auch nicht, also: Pizza bestellen, die neue Entdeckung. Hurra.
Der Abend stand also im Zeichen von Domino’s Pizza, dazu einem Feierabendbier (für mich) und noch mehr Bildschirmzeit. Zunächst der zweite Teil von Rezos Zerstörervideo, dieses Mal im Zeichen des Klimawandels und nicht nur auf die CDU abzielend (SPD und FDP kriegen auch genug ab), und anschließend, weil diese Realität ja klar betrachtet kaum zu ertragen ist, ein Rückzug auf die Raumstation, wo das Wurmloch gerade neu entdeckt worden war – wenigstens ein Naturphänomen, von dem die Menschheit profitieren kann. Ein fiktives halt.