Um kurz nach zwei wurde ich wach, weil es im Schlafzimmer gefühlte 40° hatte und ich dachte, ich müsste verdursten. Nachdem ich ein zweites Fenster im Schlafzimmer und eines im Badezimmer aufgemacht hatte (und etwas getrunken hatte), kühlte es allmählich ab, aber ich war dann schon richtig wach. Und das blieb ich für die nächsten Stunden, inklusive blöder, blöder, blöder Gedanken. Als ich das letzte Mal auf die Uhr schaute, war es zwanzig nach vier. Irgendwann schlief ich dann nochmal ein bis halb sieben, aber „ausgeschlafen“ war das natürlich nicht. Dementsprechend war die Laune. Ich zog mich mit dem Laptop etwas ins Internet zurück, der Liebste machte Rätsel, wir ließen uns ein bisschen in Ruhe.
Das wurde zum Frühstück etwas besser: Ich hatte eigentlich Smoothie geplant, weil wir Rucola hatten, der weg musste, der Liebste wollte aber nicht so gern Smoothie haben. Deshalb machte er uns eine Portion Porridge (mit Erdnussbutter, Kürbiskernen und Banane, sehr gut) und aus dem Rucola, zusammen mit Olivenöl, Walnüssen, Kürbiskernen und Knoblauch und Gedöns kurzerhand ein Pesto. Jetzt steht bei uns ein großes Glas frisches Pesto im Kühlschrank und wartet darauf gegessen zu werden. Hihi.
Nach dem Frühstück die übliche Sonntagsruhe, ein bisschen Lesen, ein bisschen Twitter, ich ging irgendwann duschen und hörte dabei den vorletzten Lage-Podcast zu Ende (es ist am Freitag schon der nächste rausgekommen und außerdem eine extrem lange Folge Coronavirus-Update, kaum sind die Sommerferien vorbei, kommen alle Podcasts aus der Sommerpause zurück, ich komme kaum hinterher). Nach dem Lage-Podcast hörte ich noch die erste Folge eines neuen Podcasts mit dem Titel Noise, vom gleichen Journalisten (Kheshrau Behroz), der auch den Cui-Bono-Podcast über Ben Jebsen gemacht hat. Mit einer halben Stunde Länge gut hörbar. Thema der ersten Folge war das neue Bild TV, das mit Fox News in den USA verglichen (nicht gleichgesetzt) wurde. Nun ist die Bild ja sowieso ein Drecksblatt allererster Güte und es ist nicht zu erwarten, dass sie plötzlich den sorgfältigen Qualitätsjournalismus für sich entdecken, wenn sie einfach das Medium wechseln. Trotzdem war der Podcast sehr interessant zu hören, ich bin gespannt auf die nächsten Folgen.
Mittags machte der Liebste uns eine große Portion English Breakfast, das man nämlich, wie jeder Engländer bestätigen wird, problemlos auch mittags essen kann, mit einer Tonne gebratener Pilze, Tomaten, Seitanwürstchen und Toast. Zum Nachtisch einen Vanillequark mit Schokostreuseln und einen Espresso. Ich hätte vermutlich einen Mittagsschlaf machen sollen, konnte aber nicht schlafen. Also ein bisschen weiter lesen, und gegen vier Uhr, bei schönstem Spätsommerwetter (ziemlich warm), schlug ich einen Spaziergang vor – gern ein bisschen länger, nachdem wir die ganze Woche ziemlich inaktiv gewesen waren.
Wir gingen also einmal zum Flüsschen und dann die große zwei-Stunden-Runde, in ordentlichem Tempo und mit ziemlich viel Quatschen nebenher (auch wichtig). Nur einmal machten wir eine etwas längere Pause: Der kleine Stadtteil-Fußballverein hatte ein Bezirksligaspiel, und der Spazierweg führt direkt am Kickplatz vorbei. Wir stellten uns also zu den circa 50 Zuschauenden dazu und schauten ein bisschen Amateurfußball. Erstaunlich unterhaltsam, es fiel uns fast schwer weiterzugehen. Der Profifußball ist ja für uns beide ein für alle Mal verdorben in seiner Gier und seiner Korruption, die Sportart als solche ist aber schon unterhaltsam – wir dachten ein bisschen darüber nach, ob wir das in Zukunft öfter machen: einem der verschiedenen Amateurvereine hier in der Stadt einen Besuch abstatten und uns Spiele anschauen. Ein wichtiger Punkt würde natürlich wegfallen: Mir ist es vollkommen, absolut, herzlich egal, wer am Ende das Spiel gewinnt. Hätte aber vielleicht auch was Entspannendes.
Gegen sechs Uhr waren wir wieder daheim, ich hörte das Coronavirus-Update an und putzte dabei das obere Stockwerk. Der Liebste kümmerte sich um das Erdgeschoss und die Nachbarsmaus (das letzte Mal, wie sich herausstellte: Am Abend bekamen wir eine Threema von den Nachbarn, dass sie auf dem Rückweg sind und in der Nacht noch heimkommen) und startete dann das Abendessen, eine große Portion Ramensuppe mit Kräuterseitlingen, frischen grünen Bohnen, ofengeschmorten Auberginen, Mie-Nudeln, angebratenem Tofu, Edamame und den restlichen Gyoza aus dem Tiefkühlfach. Das Kochen war etwas anstrengend (es gibt viele Einzelschritte, die relativ schnell nacheinander kommen müssen), das Ergebnis aber sehr lecker.
Als Ausklang des Wochenendes machten wir zum Essen eine Flasche Rosé vom Weingut Isele auf (ein 2018er, also für einen Rosé eigentlich schon etwas zu lang aufbewahrt, er war aber noch sehr gut). Dazu dann etwas DS9 – ich sehe schon, das wird das Abendprogramm der nächsten Wochen werden. Gegen Viertel nach neun war es bei mir dann aber vorbei, ich schlief todmüde auf dem Sofa ein und schaffte es, völlig verschlafen, gerade so hoch ins Bett.