Der Kater hat offensichtlich gemerkt, dass der Winter kommt, denn er schlief die ganze Nacht zwischen dem Liebsten und mir im Bett, was einerseits natürlich ungefähr zehn katzenförmige Herzchen-Emoji rechtfertigt, andererseits schlief ich sehr unruhig und lag viel wach. Das ist jetzt nicht unbedingt die Schuld des Katers per se, aber etwas verkrampft machte es mich schon, ich hatte nämlich ständig die Sorge, ihn versehentlich aus dem Bett zu kicken. Am Morgen auf jeden Fall etwas unausgeschlafen. Da der Liebste schon um sieben aus dem Haus musste (früher Termin und Fußweg, die Busfahrer streiken momentan), hatten wir trotzdem einen frühen Start. Er ging um sieben aus dem Haus, ich trank Tee, ging duschen und war ab kurz vor acht am Rechner.
Zunächst ein Meeting ab acht, einigermaßen okay (eine Kollegin ist nach längerem Ausfall wieder gesund, das ist super), es hätte etwas inhaltsvoller sein können. Aber vielleicht darf man nicht zu viel erwarten (ich übertrage manchmal meine eigene Ungeduld auf die Prozesse, das ist vermutlich kein sinnvolles Mindset).
Danach Tasche packen, Kater den Futter-Kong hinlegen und aus dem Haus: Den Rest des Tages hatte ich im Büro geplant. Auf dem Weg ging ich noch beim Lieblingsbäcker vorbei und nahm mir Croissant und Brötchen für den Weg mit.
Im Büro packte ich erst einmal die am Wochenende gekaufte Hafermilch in die Büroküche und schaute nach meinen Mails (nur wenige). Dann kam der Chef um die Ecke: Ob wir das für später geplante Meeting vorziehen könnten? Mir war es recht, und es stellte sich als sehr gute Idee heraus – aus den geplanten dreißig Minuten wurde fast der ganze Vormittag. Um zwölf waren wir, mit wenigen Unterbrechungen, fertig mit Besprechen. Ich fertigte mir ein Gesprächsprotokoll an, was ich normalerweise nicht mache, aber ich habe mich entschieden, von der unorganisierten Zettelwirtschaft wegzukommen (also ein bisschen zumindest).
Zur Mittagspause Nudeln mit der immer noch fantastischen Bolo, danach Kaffee mit Hafermilch (yay) und weiter im Text mit Orgadingen. Mein Einzelunterricht für den Nachmittag schrieb mir, dass er erkältet sei und ob wir vielleicht den Unterricht online machen könnten? Nach einem kurzen Telefonat entschied er sich dann, von mir gut zugeredet, ganz ins Bett zu gehen und sich auszukurieren. Die dadurch gewonnene Stunde füllte sich mit einem Teams-Meeting mit der Technik-Kollegin. Ich kann nur sagen: Daten sinnvoll abzulegen und gut benutzbare Informations- und Kommunikationsstrukturen aufzubauen, ist ÜBERHAUPT kein bisschen trivial. Manchmal denke ich, es gibt keinen anderen Teil meiner Arbeit, an dem ich mehr rumlaboriert habe und der mich mehr Zeit gekostet hat. Man denkt irgendwie, das müsste man intuitiv „können“ oder wenn man ein „strukturierter“ oder gar „ordentlicher“ Mensch wäre, dann ginge das quasi von allein, aber das ist meines Erachtens ein ziemlicher Trugschluss.
Irgendwann schaute ich aus dem Fenster, ich hatte ordentlich was weggearbeitet und draußen machte sich die typische dämmerige Winter-Abendatmosphäre breit. Schön, demnächst schon Feierabend, dachte ich, nur um dann festzustellen, dass es FUCKING 14:50 UHR war. Liebe Güte. Ich klagte den Kolleg:innen etwas mein Leid und arbeitete weiter. Immerhin gab es einiges zu tun, es klappte auch einiges und ich kam gut voran.
Am späten Nachmittag dann plötzlich eine Threems vom Liebsten: Er hatte mir auf meine private Mailadresse einen Link geschickt und eine wichtige Info – das „Pop-Up-Impfzentrum“ hatte wieder neue Impftermine online gestellt. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, sitzt der Liebste SEHR DIREKT an der Quelle dieses Vorgangs und bekam direkt mit, dass die Termine live gingen und buchbar wurden. Er buchte sofort einen für sich selbst und sagte mir Bescheid.
Ich ging also auf die Buchungsseite. Es gab tatsächlich ab Ende November wieder Termine. Ich überlegte ein bisschen hin und her – ich will wirklich keinem Risikomenschen einen Platz wegnehmen, andererseits selbst auch WIRKLICH nicht mehr krank werden (einmal langt voll und ganz, vielen Dank), mich aber auch nicht vordrängeln… Ich habe jetzt auf jeden Fall einen Termin für exakt 6 Monate nach der letzten Impfung. Freut mich sehr, sehr, sehr.
Damit war die größte Aufregung des Tages schon passiert. Um zwanzig vor sechs ging ich heim, fütterte den Kater (um genau zu sein, schüttelte ich ihm die Hälfte des Trockenfutters aus seinem Kong, der Ball ist echt nicht optimal, er kriegt einfach nicht alles raus) und ging dann für vierzig Minuten auf die Matte: Adriene Tag achtzehn, Center. Sehr anstrengend, sehr gut, und ich verzieh ihr sogar die amerikanische Schreibweise (okay, sie ist Amerikanerin, alles Andere wäre komisch).
Dann mit dem Liebsten gemeinsames Kochen, ein schöner Winter-Eintopf nach Bosh-Rezept mit weißen Bohnen, grünen Linsen, Grünkohl, Karotten und Kartoffeln. Und einem Schuss Weißwein. Dazu öffnete ich einen Chardonnay von 2017, von dem wir noch eine letzte Flasche im Keller stehen hatten: Der Wein war leider beim Liefern schon gekippt gewesen und nicht mehr wirklich trinkbar (der Liebste schenkte sich trotzdem ein kleines Glas zum Testen ein, ich verzichtete nach einem Schluck dankend). Das hatten wir schon bei den Flaschen davor gemerkt, und diese war nicht besser, jetzt muss sie eben verkocht werden (und damit haben wir wieder eine offene Flasche Wein im Kühlschrank, die nicht wegkommt – was für Weinrezepte gibt es?).
Zum Essen dann keine Raumschiffe, sondern YouTube (Sebastian Copien und Niko Rittenau hatten ein Live-Video) und länger lesen. Insgesamt ein wirklich guter Tag, und das nur, weil ich im Büro Leute getroffen hatte und vorangekommen war. Und natürlich Impftermin und so.