Kopfschütteltag, Mittwoch 12.1.2022

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

Irgendwann in der Nacht wachte ich von einem Gewicht auf, das gegen meine Füße drückte, und sah, dass der Kater zu uns gekommen war und sich bei mir auf die Decke gelegt hatte. Die nächsten Minuten wechselte meine Stimmung von „jetzt ist er extra zu uns gekommen, weil er sich da sicher fühlt, SO NIEDLICH“ über „ob es ein Zeichen ist, dass es ihm nicht gut geht WIE GEHT ES DEM ARMEN KATER OH GOTT“ bis hin zu „wie HEISS KANN SO EIN TIER EIGENTLICH SEIN HEISS HEISS HEISS“. Irgendwann stand ich auf, wechselte das nassgeschwitzte T-Shirt und überredete den Kater, sich zwischen den Liebsten und mich zu legen anstatt direkt an meine Beine gelehnt auf die Decke. Dadurch konnte ich immerhin noch ein bisschen schlafen, aber am nächsten Morgen war ich trotzdem alles andere als ausgeschlafen und wach. Der Kater stand immerhin gleich mit uns auf und futterte auch seine halbe Schüssel leer. Köpfchen geben wollte er aber nicht, man konnte deutlich die Bissstelle erkennen, still vor sich hin nässend. Mäh.

Trotz Müdigkeit und langem Tag und allem wollte ich gern beim Yogakurs mitmachen, nach einer Tasse Tee und etwas schreiben ging ich also unter eine Blitzdusche und ab acht auf die Matte. Sehr anstrengend, ich musste aus einigen Positionen früher rausgehen, aber egal.
Der Liebste hatte ein Müsli gemacht und mir meine Portion in den Kühlschrank gestellt, bevor er sich auf den Weg machte. Ich holte mir das Müsli und eine Tasse Kaffee und nahm beides direkt nach dem Kurs um Viertel nach neun vor meinen Rechner. Einmal alle Systeme gestartet, einen kurzen Blick auf die Mails, das Müsli (dem die zwei Stunden im Kühlschrank gut getan hatten, sehr lecker) und dann hatte ich ab halb zehn meinen ersten Termin, eine interessante Beratung. Anschließend wieder einige administrative Sachen, viele E-Mails, ein paar Kopfschüttel-Momente – unter anderem diesen schönen Austausch:
> (Teilnehmende) Liebe Frau S, ich finde leider mein Zertifikat nicht mehr. Könnten Sie mir bitte noch einmal ein Zertifikat schicken? Ich brauche ein Original für beglaubigte Kopien.
* (ich) Liebe Frau Z, Sie haben Ihr Original ja schon bekommen. Es gibt kein anderes Exemplar. (…deshalb heißt es Original.) Wenn Sie es nicht mehr finden können, dann kann ich ein Duplikat beim Prüfungsanbieter anfordern, das kostet aber eine Gebühr. Soll ich das machen?
> Ja, ich kann das Zertifikat nicht mehr finden, ich habe überall gesucht. Bitte bestellen Sie ein neues Exemplar.
* Lieber Prüfungsanbieter, Frau Z möchte ein Duplikat ihres Zertifikats. Bitte senden Sie mir die Zahlungskonditionen, damit wir die Gebühren bezahlen können.
+ (Prüfungsanbieter): Wir können ein Duplikat ausstellen. Bitte zahlen Sie folgende Gebühr: (…)
* Liebe Frau Z, ich sende Ihnen die Rechnung für die Gebühr. Bitte zahlen Sie die Gebühr an uns, wir geben das Geld an den Prüfungsanbieter weiter und er wird das Duplikat ausstellen.
> OH Hoppla, die Sekretärin der Fakultät hat mein Zertifikat jetzt doch gefunden! Kann ich alles stornieren bitte?

Nervnervnervnervnerv, klar konnte man alles stornieren, es war halt nur ein Mailwechsel über zwei Tage und eine geschriebene Rechnung (und ein eröffneter und wieder stornierter Auftrag auf Seiten des Prüfungsanbieters) und HERRGOTT noch mal schau halt in allen Schubladen nach, wie kann man ein beruflich relevantes Zertifikat verschlampen…?

Um halb eins eine schnelle Mittagspause, die ich damit startete, dass ich den Kater, der den ganzen Vormittag auf dem Bett verpennt hatte, raus in den Garten brachte und ihn eine Viertelstunde lang eskortierte, während er sich in der (vertrockneten) Katzenminze wälzte, jedes einzelne Blatt misstrauisch beschnupperte und schließlich in eine Ecke des Gartens pinkelte. Mit so einem gebissenen und ängstlichen Tier muss man offensichtlich Gassi gehen. Ich hätte auch gern gesehen, dass er sein großes Geschäft verrichtet, den Gefallen tat er mir aber nicht, sondern verschwand dann doch im Nachbargarten und ich ging wieder rein zu meiner Portion Nudeln mit Seitan. Nach einer Viertelstunde kam er wieder rein, bekam etwas Trockenfutter von mir und ging schließlich wieder hoch zum Schlafen. (Just for the record: Natürlich haben wir ein Katzenklo im Haus, aber das ist für unser Sensibelchen offensichtlich zu wenig „Natur“ zum Pipimachen.)

Um kurz nach eins ging ich aus dem Haus, holte noch schnell beim Bäcker ein Brot (und für mich einen Laugenkringel) und war dann ab halb zwei im Büro. Dort hatte ich einige Dinge direkt mit Kolleg:innen zu besprechen und machte den letzten Schliff an Vorbereitung für die nächste Prüfung (Räume richten, Zeitpläne und Namensschilder drucken, Prüfungsmaterial kontrollieren…). Und was wäre eine Prüfung in Pandemiezeiten ohne panische E-Mails von positiv getesteten Prüfungsteilnehmenden? Also schrieb ich empathisch zurück, dass sie positiv getestet und mit grippeähnlichen Symptomen leider nicht teilnehmen könnte, aber doch bitte eine Krankmeldung einreichen soll, damit dann wenigstens die Prüfungsgebühr erstattet werden kann. Dann legten wir für die anderen Prüfungsteilnehmenden noch fest, dass sie bitte schnellgetestet kommen sollen (alles Klinikmitarbeitende, also easy zu machen). Oh happy days.

Um fünf war ich fertig, ging schnell heim, begrüßte den Liebsten, warf einen kritischen Blick auf die Katerbacke (immer noch leicht siffend, aber nicht geschwollen, und der Kater latschte ganz normal durchs Haus) und startete dann den Rechner im Arbeitszimmer für meinen letzten Beratungstermin des Tages. Um sechs war ich endgültig fertig mit der Arbeit.
Der Liebste kämpfte schon wieder mit dem Lichtwecker, ich ließ ihn ein bisschen vor sich hin schimpfen und löste Kreuzworträtsel. Irgendwann gab er auf, begleitete den Kater raus (der aber nicht lang draußen blieb) und zog sich bequeme Klamotten an (ich hatte mich schon umgezogen).

Gemeinsames Abendessen: Ein Kartoffelsalat mit Kidneybohnen, Räuchertofu und gedämpften Karotten, mit einem sehr leckeren Senfdressing. Dazu etwas zum Tag quatschen, und schließlich leckeres Essen und ein bisschen lesen (für mich) und irgendeine neue Serie anschauen (für den Liebsten, ich hatte keine richtige Lust auf etwas Neues und schaute lieber ins Buch). Um neun wechselten wir auf YouTube und entdeckten, dass es EINE NEUE STAFFEL VON FEUER UND FLAMME GIBT!! Bis jetzt erst eine Folge auf YouTube und etwas versteckt in der Mediathek, aber egal, so cool cool cool. Damit war der restliche Abend abgedeckt und wir schauten glücklich neues Blaulichtporno bis zum Schlafengehen. Hihi.