Kleine Katzensorgen – Dienstag 11.1.2022

Puh, war das Aufstehen anstrengend. So richtig, richtig müde, wenn ich mich zur Seite gedreht und das Licht wieder ausgemacht hätte, hätte ich locker noch eine Stunde schlafen können. Und dann begrüßte uns die Zeitung auch noch mit der Überschrift auf der Titelseite (!) „500 prominente Grüne kämpfen für B.P.“. Das gab mir dann beinah vollends den Rest und schickte mich wieder ins Bett. Ich ließ stattdessen die Zeitung sein (es gibt nur eine begrenzte Zahl an Arschlochnachrichten, die ich vertragen kann, und wenn es gleich auf der Titelseite anfängt…) und hielt mich etwas am Tee fest.

Ein normaler Morgen, wir aßen das restliche Brot mit Erdnussbutter, der Liebste ging etwas früher aus dem Haus, nach dem Duschen war ich um halb neun schon am Schreibtisch.
Ich wurde gleich mal von ein paar Aufreger-Nachrichten am Morgen begrüßt, ein paar Kolleg:innen, die einige länger geplante Dinge meinten über den Haufen werfen zu müssen. Nach einer kurzen Besprechung sagte ich zu einer Anfrage ok und zur anderen schlicht und einfach nein (das muss man ja auch lernen). Den restlichen Vormittag, während ich administrative Sachen abarbeitete und eine Beratung mit einem sehr netten Japaner hatte, fühlte ich mich dann etwas schlecht wegen des Nein (das wäre dann der zweite Lernschritt). Nun ja, Freuden des Arbeitslebens. Nicht dass es das nicht privat auch gäbe.

Um halb eins machte ich eine kurze Pause mit der restlichen Soljanka (durchgezogen immer noch mal besser), dazu dann doch die Zeitung, den Arschloch-Content überblätterte ich allerdings weiträumig. Von eins bis zwei ein größeres Meeting, und dann hatte ich den restlichen Nachmittag über keine Termine mehr und konnte einfach so vor mich hin arbeiten. Ich war als Krankheitsvertretung eingeteilt, aber da niemand der Kolleg:innen krank war, blieb ich für mich am Schreibtisch. Ich holte mir erst einmal einen Kaffee und einen halben Becher Himbeerquark und arbeitete dann Schritt für Schritt meine Inbox leer, schrieb ein paar Rechnungen, plante ein paar Sachen und hatte am Ende sogar kurz Zeit, mir über die Jahresplanung und mögliche Urlaubstermine Gedanken zu machen. Blöderweise kam bei meiner Wunschplanung raus, dass ich drei Urlaubstage zu viel eingeplant hatte, lol. Mal sehen, ob das alles so klappt, bisher kam es noch jedes Jahr irgendwie anders (und ich muss es auch noch mit meiner Kollegin absprechen).

Pünktlich um fünf machte ich tatsächlich Schluss, richtig früh und trotzdem ohne Minusstunden – früh angefangen und kurze Mittagspause machten sich bemerkbar. Ich merkte aber auch, dass ich den ganzen Tag nur gesessen war, ich hatte das dringende Bedürfnis nach Bewegung und Außenwelt. Nachdem ich den Kater gefüttert hatte, packte ich mich also winterfest ein (draußen hatte es Minusgrade) und ging für eine Dreiviertelstunde eine Runde spazieren. Eigentlich eine schöne Strecke ins benachbarte Wohngebiet, über die Gleise und am Flüsschen entlang zurück, wenn nicht die Tatsache gewesen wäre, dass Rush Hour war und leider SEHR viele Autos den Weg durchs Wohngebiet aus der Stadt hinaus wählten (um die verstopfte Bundesstraße zu vermeiden). Das führte natürlich auch im Wohngebiet zu völlig verstopften Straßen, Autoschlangen (an einer normalen Kreuzung stand ich locker 4 Minuten, bis ich rübergehen konnte) und allen Ernstes einem richtigen Stau auf einer Tempo-Dreißig-Straße (am Ende der Straße ist eine Ampel, das langt schon). Der Individualverkehr ist so kaputt.

Um kurz nach sechs war ich wieder daheim und fing gleich mit Kochen an. Der Liebste kam gegen halb sieben (er hatte an dem Tag beschlossen, etwas länger zu arbeiten, praktischerweise war das zufällig der Tag, an dem sein Chef, der sonst fast nie da ist, um sechs im Büro vorbeischaute und ihn dort noch beim Arbeiten antraf, so fleißig). Er gab dem quasi fertigen Essen noch seinen Segen in Form von etwas Erdnussbutter, die sich bei mir nicht auflösen wollte und mit der er ein bisschen herumkämpfte. Das Ergebnis war sehr lecker: Im Wok angebratener Seitan mit Ingwer und Zwiebeln, abgelöscht mit Orangensaft, Tamari und Ahornsirup und glatt gerührt eben mit einem Löffel Erdnussbutter, dann verrührt mit Nudeln. Wir mussten uns zurückhalten, für den nächsten Tag etwas übrig zu lassen, und teilten uns stattdessen einen Grießpudding.

Ich hatte keine richtige Lust auf fiktive Geschichten, deshalb schauten wir uns zuerst bei YouTube ein neues Kochvideo von Sebastian Copien an und schwenkten dann auf die NDR-Tierärzte um. Während wir also so dasaßen und kranken Hunden und Katzen beim Verarztetwerden zusahen, kam der Kater plötzlich ziemlich eilig von draußen reingerast und legte sich mit gesträubtem Fell und Flaschenbürsten-Schwanz aufs Sofa. Etwas hatte ihn offensichtlich erschreckt, aber er legte sich schlafen und ich dachte mir nichts weiter dabei. Nach einiger Zeit kam er aber zwischen den Liebsten und mich (normalerweise hält er eher die Distanz, das war ungewöhnlich) und ich bemerkte, dass er ein bisschen nass und verklebt am Kopf und Hals war. Wir schauten ihn an (der Liebste schaute, ich hielt den Kater fest, passend zu den Tierarzt-Folgen, die gerade über den Bildschirm liefen) und entdeckten eine Bisswunde am Kopf. Ziemlich frisch vermutlich, deshalb auch noch so nass, anfangs nur ein kleiner Bisskanal, später begann es dann ein wenig zu bluten.

Oh Mann, Bisswunden, ich dachte eigentlich, aus dem Thema wären wir mit einem älteren Kater raus – als er jünger war, mussten wir -zigmal mit dem Kater wegen vereiterter Bisswunden zum Tierarzt gehen. Wir betrachteten das Tier erst einmal, er wirkte ein bisschen belämmert, aber die Wunde war recht klein und hörte recht schnell auf zu bluten. Mal sehen, ob er ohne Tierarzt davon kommt. Auf jeden Fall gingen wir gegen zehn hoch und ließen den Kater auf dem Sofa schlafen (ich wollte ihn erst überreden, mit uns zu gehen, aber er wollte nicht, also ließ ich ihn in Ruhe). Immer wenn sich an einer Stelle alles eingeruckelt hat, gibt es an einer anderen eine neue Baustelle… Nerv. Aber wir hoffen mal, dass es nur eine kleine Sache ist, bis dahin machen wir das, was wir am besten können: beobachten und abwarten (und Sorgen machen).