Ich war noch ziemlich im Tiefschlaf und arbeitete mich gerade aus einer Traumphase, als ich um kurz nach halb sieben durch die hellste Lichtstufe aufwachte. Was komisch war, denn hellste Lichtstufe und nach halb sieben bedeutete, dass der Wecker hätte piepsen müssen. Auf dem Display lief auch die Piepssequenz ab, aber man hörte nichts. So ganz rund läuft der Lichtwecker also noch nicht, aber bis jetzt war ich immer noch wach geworden, also ganz okay.
Unten erwartete uns ein Kater, eine Tasse Tee und eine Zeitung voller Kriegsnachrichten. Puh. Ich weiß gar nicht, wie ich unter diesen Voraussetzungen die nächsten Wochen unterrichten soll, als wäre alles okay. Wobei okay ja schon seit Jahren nichts mehr ist.
Auf jeden Fall wartete ein Arbeitstag auf mich, der sich von der politischen Großwetterlage nicht beeindrucken ließ. Wir beschäftigten uns am Morgen damit, die Zeitung zu lesen und uns zu ärgern (nicht über uns, über die Zeitung), bis wir plötzlich feststellten, dass es schon ziemlich spät war und wir nichts Richtiges zum Essen im Haus hatten. Also Dusche und Lage-Podcast, dann begleitete ich den Liebsten bis zum Viertel-Lieblingsbäcker, holte dort ein Brot und Brötchen für mich und ging wieder heim. Dort noch ein sehr schnelles Frühstück, und dann startete ich den Rechner um kurz vor neun.
Der Arbeitsmorgen begann mit einem Einzelunterricht und einer Teilnehmerin, die eine Stunde damit beschäftigt war, sich aufzuregen und zu schimpfen (über den Krieg und die Reaktionen und die Gesamtlage und den Zustand der Welt generell). Ich war inhaltlich ganz bei ihr, dennoch war es etwas schwierig zuzuhören. Ich weiß aber nicht, ob einfach nur Unterricht mit Small Talk und Gedöns genauso anstrengend gewesen wäre.
Den restlichen Vormittag dann administrative Arbeit und ein längeres Meeting – endlich mal wieder organisatorische Sachen am Stück wegarbeiten, ich war zufrieden, davon mal abgesehen, dass ich mich wegen einer falsch versandten E-Mail ganz schrecklich über Outlook aufregen musste, ich habe einfach keine Geduld mit Programmen, die meine Arbeit sabotieren. Nervnervnerv.
Um zwanzig vor zwölf meldete sich der Liebste wegen des Mittagessens, und ich hatte nichts gegen eine frühe Pause. Er ging also von seinem Arbeitsplatz aus los, und ich machte um zwölf auch Schluss und ging aus dem Haus.
Ziemlich exakt gleichzeitig kamen wir um Viertel nach zwölf in der Innenstadt an. Wir trafen uns dort im „Esszimmer“, einem kleinen Bistro, das in erster Linie Bowls anbietet – ich finde Bowls ja doof, aber der Laden hat ein ganz schlaues Konzept, mit den einzelnen Komponenten wird es eher so eine Art gemischte Pfanne. Man wählt eine „Kohlenhydrat“-Basis (ich nahm gedämpften Weizen), eine „Protein“-Basis (da gäbe es vegane Sojabällchen, die ich wegließ, in Anbetracht der Tatsache, dass Weizen und Gemüse auch Protein enthalten, f*cking Proteinpropaganda), dann unterschiedliches geschmortes Gemüse (ich nahm von jedem etwas), verschiedene Saucen (für mich Curry-Kokos) und verschiedene Toppings (für mich Schnittlauch und Chili). Mit den diversen Kombinationsmöglichkeiten kommt man am Ende auf mindestens acht sehr unterschiedlich schmeckende vegane Essen, und das ist echt nicht schlecht.
Wir ließen uns das Essen in unsere mitgebrachten Boxen packen (auch das problemlos möglich, yay) und setzten uns damit oberhalb der alten Stadtmauer auf eine Bank in die Sonne. Dort sehr leckeres Essen (man musste sich nur beeilen, es wurde schneller kalt, als man es essen konnte), dazu quatschen und Hundebewunderung (es kamen massenhaft Spaziergänger mit unfassbar niedlichen Hunden vorbei, der Weg oberhalb der Stadtmauer ist deutlich angenehmer als unten auf dem schmalen Gehweg an der Straße). Schließlich noch für jeden von uns eine Cola (was nur einmal im Vierteljahr passiert, und ich wusste nach zwei Schlucken auch wieder wieso – es ist einfach so sehr süß).
Um Viertel nach eins gingen wir wieder heim, dort noch ein schneller Espresso, und dann arbeitete ich weiter. Eine Beratung am Nachmittag, ein paar E-Mails und Terminvereinbarungen, schließlich Unterrichtsvorbereitung für die kommende Woche. Außerdem eine zweite kleine Kaffeepause mit Schokoberliner – der Chef des Liebsten hatte zur Fasnetszeit Berliner mitgebracht und es waren einige übrig, der Liebste hatte zwei mitgenommen. (Ich mag die normalen Marmeladen-Berliner überhaupt nicht, Schoko ist lecker, aber – wieder – sehr süß.)
Um zwanzig vor fünf war ich zwar noch nicht so ganz fertig, aber fertig genug, dass ich Feierabend machen und meine Sachen packen konnte. Dann aus dem Haus zum Yogakurs, der Liebste begleitete mich auf dem Weg. Trotz Sonne war es recht windig und ausgesprochen kalt (am Nachmittag hatte es sogar einen kurzen Schneeschauer gegeben).
Im Yogakurs waren wir nur wenige Leute, was dem Kurs aber nichts ausmachte. Alles wieder sehr anstrengend, es funktionierte aber gut und ich fühlte mich wieder ein bisschen schmerzfreier danach.
Bevor ich wieder heimging, verschwand ich noch für zehn Minuten auf der Mitarbeitertoilette: Eine Kollegin hatte eine Tüte mit Jeans von einer Freundin deponiert, der nach einer Schwangerschaft die engen Hosen nicht mehr passten. Ich probierte mich also durch und lol, etwas geschmeichelt von der Vorstellung, dass die Kollegin tatsächlich dachte, diese superskinny Jeans könnten mir passen (sie hatte mich explizit drauf angesprochen, „du passt da bestimmt rein“). Zwei waren tatsächlich so ganz grenzwertig okay (wenn auch vom Schnitt her sehr eng), die anderen bekam ich aber noch nicht einmal über den Hintern. Aber gut, ich nahm die zwei Jeans mit, was eigentlich ziemlich großartig ist – ich habe erst kürzlich ein paar Hosen aussortiert, die nicht einmal mehr als Freizeitjeans gehen, und kann Hosen deshalb gut gebrauchen.
Um halb acht war ich daheim und traf auf einen durchgefrorenen und eher schlecht gelaunten Mann. Ich übernahm beim Kochen die Initiative, der Liebste schnippelte ein bisschen und verzog sich dann ins Wohnzimmer. Zum Essen eine Rumfort-Gemüsesuppe mit schwarzen Bohnen und Quinoa, ganz gut, aber irgendwie ein bisschen süßlich (das kam vermutlich von den Pastinaken). Dann auf jeden Fall Essen, kein Feierabendbier (allein hatte ich keine Lust) und die zweite Hälfte von Ocean’s Twelve. Im Lauf der Handlung wird auch klar, wer die zwölfte Person ist, und bei aller Komplexität und allen Twists ist es doch eine recht simpel gestrickte Geschichte. Aber unterhaltsam.