Um zehn vor sechs wurden wir von einem sehr aufgeregten, sehr hungrigen Kater geweckt (logisch, er war ja am Abend davor seinen ganzen Mageninhalt losgeworden). Ich vertröstete ihn noch für zehn Minuten und stand dann auf, der Liebste blieb ein bisschen länger liegen. Im Garten schon Dämmerlicht, und alles – wirklich alles: Balkontisch, Schuppendach, Terrassenplatten, Rasen – war braunrot eingestäubt. Immerhin hatte der Himmel wieder seine normale Farbe (mehr oder weniger), die Saharawolken scheinen sich abgeregnet zu haben oder sind weitergezogen.
Wir hatten am Vorabend eigentlich Overnight Oats ansetzen wollen, es dann aber vor lauter Katzenaufregung vergessen, und da ich schon so früh geweckt worden war, machte ich als erstes ein Müsli. Dadurch und durch das frühe Aufstehen hatte ich Zeit für Frühstück, Tee und eine ausführliche Dusche und war trotzdem rechtzeitig um acht zum Yogakurs auf der Matte. Guter Kurs, nur dass nach einer halben Stunde bei der Trainerin das Internet oder Zoom oder was auch immer abstürzte und sie plötzlich einfror und dann weg war. Wir anderen waren noch im Meeting und machten einen extra herabschauenden Hund, nach einer Minute war sie wieder da.
Um Viertel nach neun war ich am Schreibtisch und startete meinen recht langen Tag: Viele administrative Dinge zu tun. Ein Kursangebot war angenommen worden, ich konnte also Rechnungen schreiben und die Lernplattform einrichten und so weiter. Leider musste ich mich sehr mit unserem Kundenverwaltungsprogramm herumärgern: Teilweise lag es an mir, weil ich einen Schritt falsch gemacht hatte und das Programm daraufhin falsch abspeicherte, zu einem großen Teil lag es aber auch am Programm. Und ich bin nicht (NICHT) geduldig mit schlecht laufenden Computerprogrammen. Ich schrieb irgendwann den Kollegen zur Hilfe an, der mich daraufhin über Teams anrief (natürlich genau in dem Moment, in dem ich an der Tür die Biokiste entgegennahm, er probierte es aber fünf Minuten später noch einmal). Er war selbst auch reichlich genervt, aber immerhin bekamen wir es mit gemeinsamer Anstrengung hin. Insgesamt anderthalb Stunden für zwei Rechnungen, puh.
Um Viertel nach zwölf machte ich mir ein paar frische Nudeln und wärmte die zweite Portion Sojagulasch auf. Kurze Pause, mit dem Kater einmal in den Garten (es war immer noch alles komplett rot eingestäubt, das wird auch so bleiben, solang es nicht ordentlich regnet), dann hatten wir Teammeeting um eins und anschließend arbeitete ich gleich weiter.
Ich hatte eigentlich eine zweite kleine Pause eingeplant, aber irgendwie gab es so viel zu tun, eine Deadline zur Prüfungsanmeldung lief ab und eine zweite Prüfung musste ich nachbearbeiten und dann war auch noch einiges an Unterricht für Donnerstag und Freitag vorzubereiten… Ich war auf jeden Fall bis sechs beschäftigt und hatte dann noch eine Stunde Einzelunterricht. Kurz vor dem Unterricht tickte plötzlich mein Drucker aus und war der Meinung, er hätte einen ganz traurigen Papierstau – hatte er aber nicht. Blödes Sensibelchen. Nach siebzehn Mal aus- und einschalten und Schubladen und Klappen öffnen und schließen berappelte er sich wieder und druckte die allerletzte Seite auch noch aus. Aber ich fürchte, das sind die ersten deutlichen Alterserscheinungen und ein Hinweis darauf, dass ich mich nach einem neuen Drucker umsehen sollte.
Während des Arbeitens begann plötzlich Outlook herumzuspinnen. Ich rufe über Outlook drei Mailadressen ab: meine Geschäftsmails, die Abteilungsmails und meine privaten Mails. Und irgendwann im Lauf des Tages begann Outlook zuerst von der Abteilungsadresse, dann auch von den beiden anderen ständig zu verlangen, dass ich das Passwort neu eintippen sollte. Und zwar ständig, immer zwei- oder dreimal nacheinander, dann eine Pause von zehn Minuten, dann wieder von vorn. Es spielte keine Rolle, ob ich das Passwort eingab oder auf Abbrechen drückte, der Ablauf wiederholte sich. Irgendwann schloss ich Outlook und rief meine Mails über den Browser ab – und um kurz vor sechs startete Outlook sich selbstständig wieder (WTF) und wollte die Passwörter. Ich war unfassbar angenervt, als ich um kurz vor halb acht Feierabend machte, und hatte erst mal die Nase voll von Technologie.
Der Liebste war mit dem Kochen schon fertig, hatte aber leider sein Mittagessen wieder mit nach Hause gebracht, weil er tagsüber keine Zeit für eine Mittagpause gehabt hatte. Das bedeutete, dass wir das Essen dieses Mal durch drei teilten statt durch vier – da er beim Reiskochen darüber aber nicht nachgedacht hatte, hatten wir jetzt eine Riesenportion Reis (und dazu Tofu, Brokkoli, Pilze mit einer Sticky Sriracha Sauce). Weil wir keinen Minirest übrig haben wollten, aßen wir tapfer alles auf und lagen am Ende komplett vollgefressen auf dem Sofa. Zu viel waren wir nicht mehr in der Lage, es reichte gerade noch für die Nachrichten und einer Runde queerer Jungs, um die Laune nach dem eher nervigen Tag wieder ein bisschen nach oben zu bringen. Das klappte ganz hervorragend.