Hoch die Hände, Freitag 20.5.2022

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

Ich wachte recht ausgeschlafen auf, allerdings leicht überhitzt – im Schlafzimmer wird es so langsam wieder unangenehm warm, trotz offenem Fenster (…wir haben Mai). Vor mir die Aussicht auf einen halben Arbeitstag und ein hoffentlich entspanntes Wochenende – mal sehen. Auf jeden Fall zuerst Tee und Müsli (mit Erdbeeren, hihi), dann eine Dusche und relativ bald aus dem Haus, um zwanzig vor neun war ich im Büro. (Nicht wahnsinnig früh, wenn man das mit anderen Leuten vergleicht, die um acht oder sogar halb acht im Büro sind, aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich regelmäßig bis halb acht arbeite und die Zeit morgens wenigstens ein kleines bisschen für mich nutzen will, war es früh.)

Den Vormittag über war ich in erster Linie mit Unterricht beschäftigt, zunächst ein altbekannter Einzelunterricht, und dann startete ich einen neuen Unterricht zur Prüfungsvorbereitung. Das lief ganz okay, vor allem da ich wenig Vorabinformationen gehabt hatte und meine Vorbereitung deshalb ein gewisses Rätselraten gewesen war.
Der restliche Vormittag bestand aus dem Versuch, administrative Sachen zu erledigen, während Microsoft plötzlich den Dienst mehr oder weniger einstellte und ich mich nicht mehr bei den einzelnen Anwendungen (Outlook, OneNote, Teams) anmelden konnte. Wenigstens konnte ich über den Browser auf Office zugreifen und dadurch den Teams-Chat und den Kalender ansehen, und auch meine Mails gingen über den Browser. Es war aber alles mühsam, unbequem, nervig, und außerdem wurde es schon wieder warm und drückend (draußen türmten sich Gewitterwolken). Wenigstens hielten sich die Mails und Chats in Grenzen, sodass ich um Viertel nach zwölf die Entscheidung traf, einfach mal massiv Minusstunden zu machen (nach den Plusstunden die restliche Woche) und den Arbeitstag abzuschließen. Der Liebste war im Home Office, für das Mittagessen hatten wir uns sowieso daheim verabredet: Ich packte also meine Sachen und ging nach Hause.

Dort traf ich einen ziemlich aufgeheizten und latent schlecht gelaunten Mann. In der Arbeit hatten bei ihm ein paar technische Sachen nicht geklappt, und überhaupt, das Wetter, die Hitze, die drückende Feuchtigkeit, alles doof. Wir nahmen uns erst einmal unsere Boxen und gingen zum veganen afrikanischen Imbiss im Viertel, Mittagessen holen. Das hatten wir schon seit Monaten nicht mehr gemacht (mehr oder weniger seit der Liebste im Herbst die Stelle gewechselt hatte und es mit dem Home Office bei ihm schwieriger geworden war). Theoretisch hätten wir auch dort vor Ort essen können (es gibt Bänke im Freien), aber es war ziemlich voll und eng und wir hatten keine Lust auf Enge und Leute und so. Also nahmen wir das Essen mit nach Hause.

Gutes, solides afrikanisches Essen mit leckeren Bananenchips und einem unglaublich scharfen Topping. Ich aß von meinem nur die Hälfte, vernünftig, ich wollte mir noch etwas Platz für den Nachtisch lassen. Danach Mittagspause mit Espresso (zwanzig Minuten auf den Balkon) und dann aufs Sofa: Nach ein paar Takten lesen schlief ich tief und fest ein. Dringend benötigter Mittagsschlaf – um kurz nach zwei wachte ich wieder auf. Allerdings war ich dann ziemlich matschig im Kopf und nur noch mit halbem Tempo unterwegs. Ich überlegte, einmal noch meine Mails abzurufen, entschied mich aber dagegen: Am Freitagnachmittag würde nicht mehr viel kommen und einen halben Tag wirklich frei zu machen, war einfach mal dringend nötig.
Also den restlichen Nachmittag mit Buch auf dem Sofa, ich las zwei Kapitel, hihi, dann ein bisschen Twitter (nicht zu lang, ich wollte mir die Laune nicht verderben lassen), und schließlich schlug ich noch etwas Sahne für die Erdbeeren als Nachtisch. Außerdem ein kurzes Telefonat mit meinem Schweizer Bruder, ein paar Details für einen kommenden Besuch klären. So gaaaanz ganz langsam nehmen die Sozialkontakte und Besuche und so wieder zu, und das ist tatsächlich supergut.

Um halb fünf packte ich meine Sachen für den Yogakurs. Der Liebste, der noch länger als ich geschlafen hatte und noch matschiger war, begleitete mich, um sich ein bisschen zu bewegen, allerdings drehte er schon nach ein paar Metern wieder um, weil gerade die ersten Tropfen fielen. Die waren aber nur angetäuscht: Nach wenigen Minuten hörte der Regen wieder auf, stattdessen konnte man sehen, wie das Gewitter in der Nordstadt und vor allem Richtung Alb abregnete. In der Südstadt und im Zentrum blieb es drückend und heiß.
Dementsprechend hatte die Yogatrainerin entspannende und „kühlende“ Übungen geplant. Ich weiß zwar nicht, wie Yogapositionen kühlen sollen, aber auf jeden Fall war das Programm genau richtig: Es war sehr anstrengend, aber ich fühlte mich am Ende angenehm durchbewegt und nicht überhitzt. Natürlich merkte ich, dass ich am Mittwoch nicht in den Kurs hatte gehen können und auch sonst keine Zeit für Yoga daheim gehabt hatte, nerv, aber man muss ja das Positive sehen: Ich hatte alle Positionen gut mitmachen können, meinen f*cking linken Arm ignorierte ich einfach ein bisschen, und jede einzelne Übungseinheit zählt.

Um halb acht war ich wieder daheim. Der Liebste fühlte sich ein ganz klitzekleines bisschen besser und hatte sogar eine Maschine Wäsche durchlaufen lassen. Während ich Wäsche aufhängte, räumte er die Küche auf und schälte Kartoffeln. Ein bisschen gemeinsames Schnippeln, dann schickte ich ihn wieder aufs Sofa und machte das restliche Essen allein, ein klassisches Kartoffelgratin. Theoretisch klassisch praktisch abgewandelt, denn erstens machte ich die restliche Creme Vega in den Auflauf, und zweitens hatte ich keine Lust auf einen Hefeschmelz, deshalb streute ich einfach etwas Hefeflocken über den Auflauf und krümelte eine halbe Packung Naturtofu drüber. Das funktionierte erstaunlich gut und gab eine ganz schöne Kruste.
Gutes Essen – sogar so gut, dass wir es tatsächlich komplett aufaßen (es sind eigentlich vier Portionen). Das war etwas viel, aber ich hatte wirklich einen Bärenhunger (und wir ließen auch Dessert und Sonstiges weg). Eigentlich wäre die zweite Hälfte Gratin verplant gewesen, da werden wir jetzt etwas anderes machen müssen. Ansonsten ließen wir den Fernseher aus, der Liebste schaute in seinen Laptop, ich las ein bisschen, und um Viertel vor zehn, gerade als draußen endlich ein Gewitterregen einsetzte, gingen wir schlafen. Geruhsamer Start ins Wochenende.