Seit langer Zeit mal wieder mitten im Tiefschlaf vom Weckerpiepsen aus dem Traum gerissen worden (ich war in England, um mich herum merkwürdige kleine Hunde). Der letzte Tag vor einem langen Wochenende, dementsprechend war ich ganz frohen Mutes, wenn auch sehr müde und mit noch einem langen Tag vor mir. Und leider, da ich wieder Unterricht am Vormittag hatte und den natürlich immer noch nicht wieder von daheim machen konnte, ohne Aussicht auf Yogakurs (der Kurs endet um neun, da wäre ich nicht rechtzeitig im Büro).
Ich merkte das Tempo der letzten Wochen: Alles deutlich langsamer in meinen Abläufen, deshalb hatte ich am Morgen auch keine Zeit für zwei Sonnengrüße. Nach einem Müsli und einer ausführlichen Dusche ging ich um halb neun aus dem Haus, fünf Minuten nach dem Liebsten. Draußen war es trocken, aber empfindlich kühl, ich war nur mit langärmligem Shirt unterwegs und mich fröstelte etwas. (Dazu hatte ich zur Jeans neue blaue Sneakers an, die vor zwei Wochen angekommen sind – Schuhe online bestellen ist ja immer so eine Sache, aber die passen wie angegossen, hihi.)
Bei der Arbeit lief mir als Erstes eine Kollegin über den Weg, mit der es etwas zu besprechen gab, danach ein Blick in die Mails, und dann startete auch schon der Kurs – den Rest des Vormittags war ich im Unterricht. Das ist ja ein Prüfungsvorbereitungskurs, und wie immer bei der Art von Kursen hat man eigentlich zu wenig Zeit. Ich versuchte also, möglichst kompakt möglichst viel anzusprechen, möglichst viel von der Prüfungsstruktur zu erklären und mit unterschiedlichen Beispielen zu hantieren, und die Leute bekamen dementsprechend reichlich Informationen, aber wie viel davon am Ende effektiv hängen bleibt – keine Ahnung.
Um eins machte ich Mittagspause, zweite Hälfte Orzo-Salat. Der war wirklich ausgesprochen gut gelungen und auch am nächsten Tag noch absolut super (der Liebste schickte mir extra dazu eine Threems aus der Arbeit, solche Begeisterungsausbrüche während der Arbeitszeit sind für ihn eher ungewöhnlich). Dazu ein Kaffee, um halb zwei arbeitete ich weiter.
Neben administrativen Sachen bereitete ich Unterricht für die kommende Woche vor – oder versuchte vorzubereiten, aber zunächst fehlten mir wieder einmal Daten (Murmeltiertag), und dann begann zuerst OneNote, dann Teams wieder zu spinnen – ich konnte mich einfach nicht mehr anmelden oder wurde nach wenigen Sekunden wieder abgemeldet. Nach diversem Rumprobieren (auf verschiedenen Ebenen anmelden, über den Browser anmelden – das ging – und dann auf die App wechseln, Teams-Cache leeren) deinstallierte ich Teams schließlich ganz. Neuinstallation, Anmeldeversuch: Jetzt lief es wieder. Gut so, hatte mich nur leider eine Menge Zeit und Nerven gekostet.
Übrigens, die Nachricht des Tages erfuhr ich so nebenbei, während ich mir Microsoft-Tipps abholte: Der Chef holt sich im Juli einen kleinen Hundewelpen. Mir fiel erst einmal fast die Kinnlade runter. Da wünscht man sich seit Jahren, ach was, Jahrzehnten einen Hund und hat keinen, weil das zeitlich einfach nicht geht mit Büro und Unterricht, und dann machen andere Leute in der Firma (Geschäftsführung natürlich, nicht irgendwer) das einfach? Ich drückte vorsichtigen Neid aus und wurde damit getröstet, dass ich selbstverständlich jederzeit, wenn ich im Büro wäre, Zugriff auf den Welpen hätte (den werde ich mir auf den Bauch binden) und es ja vielleicht auch für mich in absehbarer Zeit möglich wäre. Das interpretiere ich jetzt mal als halbes Okay von oben. (Dann darf ich allerdings keine Zehnstundentage mit nur einer halben Stunde Pause mehr machen.)
Bei der Hunderasse hätte ich allerdings eher eine andere Wahl getroffen: Es wird ein Mix aus Border Collie und Husky. Puh. Ich war früher einige Male mit einem Schäferhund-Husky-Mix spazieren, und nach dreistündigen Spaziergängen durch den Schwarzwald war der immer gerade erst warmgelaufen. („Gehen“ ging da eh nicht, das Minimum war „Marschieren“.) Nun gut, der Chef ist sportlich und wird sich hoffentlich gut informiert haben… Wir werden sehen. Auf jeden Fall, Welpe, ich werde ab Juli dann wohl mal meine Bürozeiten nach den Anwesenheiten der Geschäftsführung ausrichten.
Leider zog sich das Vorbereiten ziemlich hin (wie gesagt fehlende Daten, fehlendes Material, am Ende produzierte ich fast alles für den Unterrichtstermin mehr oder weniger selbst), um fünf legte ich eine Pause ein: Endlich eine wichtige Antwort von einem Prüfungsanbieter, auf die wir drei Wochen gewartet hatten. In der Mail wurde uns eine Frist „innerhalb von fünf Werktagen“ gesetzt, was schon recht …interessant ist, wenn man die Mail nach drei Wochen dann um 17 Uhr vor einem Feiertag schickt. Außerdem wurden innerhalb der Mail, wieder einmal muss ich leider sagen, Konditionen für die nächsten Vertragsschritte aufgestellt, von denen vorher nie die Rede gewesen war und die auch in keinen AGB und keinen sonstigen Dokumenten stehen. Leider, leider sind wir auf den Anbieter als Lieferanten mehr oder weniger angewiesen, was unsere Handlungsfähigkeit ein bisschen einschränkt. Nun ja. Nichtsdestotrotz: Die Antwort war da, ich sagte dem Kollegen Bescheid, wir leiteten die nächsten Schritte ein. Man muss das Positive sehen.
Um halb sechs hatte ich dann einen Einzelunterricht, sehr nett wie immer (mit einer Italienerin, die demnächst ihre Familie in Italien besuchen fährt, aber generell nie mehr im Sommer hin will, nachdem es da letztes Jahr 48° hatte – auch in Süditalien aufgewachsen zu sein, macht einen dagegen nicht immun, hallo Klimawandel). Und danach dann noch etwas weiter arbeiten, bis ich schließlich um 19 Uhr beschloss, es jetzt gut sein zu lassen, und den Rest auf den Montag verschob. Was eigentlich gar nicht ging, denn dadurch war die Liste für den Montag so lang, dass das unmöglich innerhalb eines Tages zu schaffen ist – aber der Liebste hatte schon vor zwei Stunden geschrieben, dass er jetzt heimgehen würde, und ich wollte das lange Wochenende nicht völlig überarbeitet einläuten (also mehr als sowieso schon). Ich machte also an einem Punkt Schluss, wo ich einigermaßen guten Gewissens am Montag weitermachen konnte, richtete den Autoresponder ein, und dann: langes Wochenende.
Der Liebste war gerade daheim am Löten, als ich kam, und ausgesprochen gut gelaunt. Ich theoretisch auch, nur die lange Erlediliste und ein paar andere Sachen, die mir im Kopf festhingen und sich in die Hirnrinde krallten, verdarben mir ein bisschen die Stimmung. Aufgeheitert wurde ich durch die Tatsache, dass das neueste Kochen ohne Knochen-Kochbuch schon in der Post war (am Sonntag bestellt, am Montag bezahlt). Ich warf einen Blick hinein, sah angenehm unprätentiös aus. Für länger hatte ich aber keine Zeit mehr, weil der Kater um die Ecke kam und dringende Aufmerksamkeit wollte. Also ließ ich das Wohnzimmer hinter mir, den Liebsten beim Kochen in der Küche zurück und begleitete den Kater in den Garten. Dort ein wenig Kampf gegen Giersch und sonstigen wuchernden Krempel (auf verlorenem Posten, muss ich sagen), und schließlich machte ich noch eine kleine Katzenrevier-Runde den Kohleweg rauf und runter. Dabei fiel mir auf, dass zwei Nachbarn schräg gegenüber sich jetzt offensichtlich wie wir auch vom gemähten Rasen verabschiedet und stattdessen eine Wildblumenwiese eingepflanzt haben. Sieht SO SCHÖN aus.
Der Liebste hatte währenddessen einen Teil des Grünen Veltliners ins köchelnde Risotto gekippt und den Rest auf zwei Gläsern verteilt, ich setzte mich also mit ihm und Weinglas auf den Balkon und wir schauten ins Grün. Dann ein bisschen im Risotto rühren und schließlich essen (Risotto mit grünem Spargel und Erbsen, SEHR lecker). Und dann schalteten wir ein bisschen das Hirn aus, freuten uns an der freien Zeit und schauten die restlichen Folgen der zweiten Staffel von LOL auf Amazon. Die zweite ist fast noch besser als die erste.