Menno – Sonntag 17.7.2022

Aufgewacht (und aufgestanden) um viertel vor sieben mit ordentlichen Kopfschmerzen – scheinbar ist Gin (im Gegensatz zum Whiskey) eher mal für einen Kater gut. Draußen war strahlend blauer Himmel, was meinem Kopf vermutlich auch nicht so gefiel. Allerdings war es ziemlich kalt, und der Liebste hatte abends im Wohnzimmer alle Fenster gekippt, um „die Hitze rauszulassen“ (welche Hitze), sodass ich es im Haus ordentlich kühl fand. Also erst einmal Tee. Der Kater schlappte nach einer Viertelstunde auch vorbei, den Liebsten ließ ich noch ein bisschen schlafen. Dafür nahm ich eine Ibu, und mit noch etwas mehr Tee beruhigte der Kopf sich dann recht bald.

Wir waren beide ziemlich kaputt – nachdem der Liebste um neun aufgestanden war und ein Müsli zum Frühstück gemacht hatte, verbrachten wir den Vormittag mit Zeitung und Laptop erst am Esstisch, dann auf dem Sofa, ich lesend, der Liebste sich ärgernd. Ein paar Punkte auf unserer Urlaubsliste hakte ich ab (Zeitung abbestellen, Gemüsekisten-Abo pausieren, Navi aus dem Schrank holen und aufladen), außerdem recherchierten wir nach Möglichkeiten, wie wir unsere Dachterrassenpflanzen dazu bringen konnten, den Urlaub in der Sommerhitze zu überleben. Im Baumarkt um die Ecke hatte ich ja nichts mehr gefunden, wir überlegten also wegen umgedrehter PET-Flaschen (die wir allerdings auch erst hätten kaufen und leeren müssen). Am Ende hatte ein anderer Baumarkt an der Stadtgrenze ein System aus Tonkegeln und Röhrchen, das man in einen Eimer mit Wasser hängen kann und das die Pflanzenkübel angeblich über mindestens eine Woche mit Wasser versorgt (je nach Wassermenge im Eimer). Natürlich konnten wir am Sonntag nichts kaufen, aber wir ließen es online für den Montagmorgen reservieren und verschoben die Autobuchung um zwei Stunden nach vorn. Morgens zur Post und zum Baumarkt, bevor wir dann losfahren wollten – ziemlich sportliches Programm für den Urlaubsstart. Naja.

Zum Mittagessen machte der Liebste uns den allerletzten Rest Linsencurry heiß, danach etwas Quark mit Ananas (gute Idee, weil der Sojaquark in den nächsten Tagen ablaufen sollte). Und dann hatte ich genug rumgelegen und ausgeruht, ich ging duschen und kümmerte mich um die Wäsche: trockene Wäsche abhängen, drei Maschinen sortieren, waschen, aufhängen, bügeln. Das nahm den größeren Teil des Nachmittags ein. Draußen war es ordentlich heiß geworden, ich hängte also den größten Teil auf der Dachterrasse auf. Dazu ein bisschen Podcast: Die Science Cops ermittelten gegen das „Zentrum für Gesundheit“, eine fürchterliche Schwurbel-Webseite, über die ich auch schon gestolpert bin (es gibt so viel Quatsch im Internet).

Neben dem Wäsche-Gedöns schaute ich nach meinem Fahrrad. Das habe ich ja allen Ernstes im Herbst 2019 in den Fahrradschuppen gestellt (bei Regen und Kälte fahre ich ja nur im Notfall) und seitdem nicht mehr bewegt (krank und Home Office und so). Es war dementsprechend von vorn bis hinten mit Spinnenweben überzogen und eingestaubt, die Reifen waren auch recht platt. Ich machte erst einmal gründlich sauber, dann pumpten der Liebste und ich die Reifen wieder auf, fetteten die Kette, machten Kriechöl an alle möglichen Stellen und schauten nach den Bremsen, und am Ende stand da wieder ein funktionstüchtiges und ordentliches Rad. Hätte fast Lust auf eine Runde fahren gehabt. Das machte ich aber nicht, stattdessen goss der Liebste den Garten noch ein bisschen und ich ging zurück zur Wäsche.

Für den Abend hatte ich geplant, sämtlichen Reste aus der Gemüsekiste zu verkochen, was mit viel mediterranem Gemüse (Aubergine, Paprika, Zucchini, Tomaten, Karotten) eine Art Ratatouille-Pfanne mit Pasta ergab. Während ich noch am Schnippeln war, kam der Kater ums Eck. Er hatte den ganzen Tag fast nichts gefressen und war auch sonst meistens abwesend gewesen. Ich begrüßte ihn und stellte dabei zu meinem Schrecken fest, dass sein linkes Auge tränte und er an der linken Halsseite eine Beule hatte – und ordentlich Krusten am Kopf, die ich gestern auf die Herbstgrasmilben geschoben hatte, obwohl er dagegen ja Medikamente bekommt, und die sich jetzt wohl eher als verkrustete Kratzer herausstellten. Der Liebste schaute sich den Kater an: Tja, das war wohl eine Bisswunde und am Hals hatte sich (mal wieder) ein Abszess entwickelt.
Wir waren erst einmal in Schockstarre. Beim letzten Biss hatte man die Wunde spülen müssen, der Kater musste eine Zeit im Haus bleiben und brauchte ein Woche ein Antibiotikum. Damit wäre dann unser Urlaub gestrichen. Kurze Krisenkommunikation ohne richtige Lösung: Es war klar, dass wir einen Tierarzttermin brauchen und dann sehen müssen, was sie sagt, und solang wollten wir weder packen noch die Ferienwohnung stornieren. Wir blieben also erst einmal im Urlaubs-Vorbereitungs-Modus. Vielleicht wäre es auch eine Idee, dass der Liebste allein voraus fährt und ich nach ein paar Tagen mit dem Zug nachkomme oder so, alles in der Schwebe, und wir leicht frustriert. Wenigstens war das Abendessen dann lecker. Wir nahmen uns noch ein Bier dazu und schauten dann mal wieder auf Atlantis vorbei, da weiß man wenigstens, dass nach 45 Minuten alles gut ist.