Sonne und Regen, Mittwoch 20.7.2022

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

Um Viertel nach sieben wachte ich auf und fühlte mich etwas gerädert: Die Muskeln taten ein bisschen weh, der Hals fühlte sich belegt an (ich nahm gleich mal eine Allergietablette)  und ich hatte leider immer noch Wasser im Ohr. Draußen strahlender Sonnenschein – für den Abend waren Gewitter vorhergesagt, aber tagsüber sollte es sonnig bleiben. Ich schaute erst einmal nach dem Kater und entdeckte ihn auf dem Hasenstall draußen sitzend und wartend, er kam auch gleich rein, als er mich rumorend hörte, ohne dass ich ihm die Tür öffnen musste. Das restliche Trockenfutter hatte er gefressen, von der neuen Portion Frischfutter fraß er auch die Hälfte, schleckte das Schnurr mit zerkleinertem Antibiotikum komplett weg und marschierte dann auf den Balkon, den wir ihm aufmachten. Es war also mehr oder weniger wieder alles beim Alten, inklusive dass der Kater ins Haus kam und um uns herum spazierte. Große Erleichterung.

Am Abend davor hatten wir ja im Supermarkt einen Urlaubseinkauf erledigt, wir hatten also frische Pilze daheim und Toastbrot, Tomaten und Tofuwurst: Der Liebste machte uns ein englisches Frühstück. Dann hielt ich mich etwas im Internet auf, er beschäftigte sich weiter mit dem gebrauchten Computer, den der Bastelverein zur Verfügung gestellt bekommen hatte, er hatte extra ein gebrauchtes Motherboard dazu bekommen. Nach viel Bastelei die Erkenntnis, dass das gebrauchte Motherboard wohl defekt war und auch beim gebrauchten Computer nur wenig auszurichten, hurra.

Wir beschlossen das unerfreuliche Thema also sein zu lassen und stattdessen zum Friedhof in die Nachbarstadt zu fahren, und zwar noch am Vormittag, bevor die Hitze zu groß wurde und dann das angekündigte Gewitter losschlug. Gegen halb elf kamen wir los und fuhren zunächst zum Staudengärtner in die Weststadt. Der Baumarkt ums Eck hat ja, wie ich schon festgestellt hatte, keine gute Sommerbepflanzung mehr, der andere Baumarkt wäre in einer komplett anderen Richtung gewesen und seine Pflanzenauswahl ist auch nicht berauschend, und der „normale“ Gärtner in der Weststadt hatte uns mehrfach nicht überzeugt – also die Staudengärtnerei. Sommerstauden passen im Juli ja eigentlich, ob sie rein platzmäßig auch auf die Gräber passen, ist eine andere Frage, aber wir wollten es versuchen.
In der Gärtnerei wurden wir von einem sehr sympathischen jungen Gärtner mit Strohhut ausführlich beraten und wählten am Ende diverse Stauden aus, deren Namen mir schon zehn Minuten nach dem Nennen entfallen waren (es waren Vergissmeinnicht dabei, dann vielleicht eine Sommer-Aster (??), ich erinnere mich außerdem an eine Pflanze mit dem Namen Mazedonische (?) Witwenblume, aber es könnte auch alles ganz anders heißen). Er gab uns ein paar Tipps zum Pflanzenarrangement und dann am Ende noch den Ratschlag mit auf den Weg: „Pflanzen Sie die Stauden erst morgen früh ein… seien Sie gnädig zu sich und den Pflanzen“. Nun hatten wir eigentlich geplant, gleich zum Friedhof weiterzufahren, aber es war tatsächlich schon kurz nach elf und wurde sehr heiß, und wir hatten eigentlich keine Eile. Also verschoben wir das Ganze kurzerhand noch um einen Tag, fuhren wieder heim und stellten die Pflanzen dort noch etwas in den Schatten.

Dann auf zu einer zweiten Runde Freibad, und dieses Mal kam der Liebste tatsächlich mit. Mit dem Rad waren wir gegen zwölf da und damit zu einer Uhrzeit, bei der noch keine Schulkinder im Bad waren. Es war trotzdem recht voll, aber wir bekamen einen Schattenplatz und auch die erste Runde im Becken (acht Bahnen) ging prima.
Dann ein kleiner Ausflug zum Kiosk für Freibadpommes, Apfelschorle und Capri (die Pommes fand ich mit 3,90 okay bepreist, wenn auch eine sehr kleine Portion, die Apfelschorle mit 3,20 allerdings deutlich zu teuer), und danach las ich ein bisschen, während der Liebste in den Himmel schaute. Nach ein paar Minuten waren wir beide eingeschlafen.
So nach einer halben Stunde wachte ich wieder auf und probierte es noch einmal mit einem Buch, aber irgendwie war das Herumliegen unbequem und es war heiß und überhaupt, ich wollte mich bewegen. Also ging ich noch einmal ins Becken (der Liebste wollte nicht mehr). Mittlerweile war es kurz vor zwei und am Himmel zeigte sich eine ziemlich dunkle Wolkenwand, ich schätzte, dass wir noch so ein bis zwei Stunden bis zum Gewitter hatten (wenn es sich denn über der Stadt entlud). Im Becken war es etwas voller, aber ich konnte trotzdem gut schwimmen, dachte so vor mich hin, kam in einen Rhythmus und hatte dann plötzlich 14 Bahnen geschwommen. Da musste ich dann aufhören, weil der Arm jetzt richtig zu schmerzen begann.

Der Liebste winkte mir vom Liegeplatz aus zu, ihm gefielen die dunklen Wolken nicht so und er wollte gern gehen (mir war es auch recht). Wir packten also zusammen und radelten Richtung Südstadt. Als wir am neuen Westspitzen-Café vorbeikamen, hielten wir spontan für einen Kaffee an – gute Idee: Während wir noch am Überlegen waren, ob wir uns an einen Tisch nach draußen setzten wollten oder es zu heiß dafür wäre, fielen die ersten Tropfen. Wir setzten uns also innen ans Fenster und sahen dem Gewitter zu – zumindest den Gewitterausläufern, denn es regnete nur wenig (schade), in erster Linie war es sehr windig. Wir tranken unseren Hafermilchkaffee auf Eis (hatte ich das erste Mal, erstaunlich lecker, meine ursprüngliche Skepsis erwies sich als völlig unbegründet), schauten dem Wind zu und fuhren gegen halb vier nach Hause.

Am Nachmittag dann Sofazeit mit Buch und Laptop, wir teilten uns eine Charentais-Melone. Draußen war es nach dem kurzen Gewitter-Zwischenspiel wieder sehr heiß und jetzt leider auch extrem schwül geworden, uns zog es also nicht nach draußen. Gegen halb sechs schaute ich mal nach dem Kater, konnte ihn aber nicht finden (weder bei uns im Garten noch bei den Nachbarn). Keine Ahnung, wohin er sich zum Schlafen verkrochen hatte, er kam um halb sieben dann vorbei für sein Medikament und die Abendfutterportion.

Zum Abendessen beschlossen wir in die Nachbarstadt zu fahren, es gibt dort eine nette, selbstverwaltete „alternative“ Kneipe mit Biergarten. Die Nachbarstadt ist ausgesprochen hässlich, dementsprechend lag auch der Biergarten an einer Autokreuzung mit Blick auf Bürogebäude, man saß aber trotzdem nett unter Bäumen und das Essen war prima (Seitangyros mit Pommes und Salat, sehr lecker, und in der veganen Variante statt mit Mayo oder Joghurtdip mit Chilisauce, was zu den Pommes überraschend gut passte).
Als wir mit den letzten Resten des Essens beschäftigt waren, startete das angekündigte „große“ Abendgewitter, und da die Nachbarstadt direkt am Rand der Schwäbischen Alb liegt, bekommt sie die Gewitter normalerweise auch heftiger (und länger) ab. Für so eine Viertelstunde konnten wir noch unter den Sonnenschirmen aushalten, dann kam der Regen irgendwann von der Seite und von unten und die Blitze wurden mir zu aufdringlich, wir flüchteten also mit unseren Biergläsern nach drinnen.
In der Kneipe selbst war ich noch nie gewesen: Eingerichtet im Stil der 60er Jahre, Linoleumfußboden, Kunstledersessel, lange verspiegelte Bar, als Musik liefen die Doors. Was ich als Stil eigentlich nicht mag (von den Doors mal abgesehen), passte hier alles gut zusammen und gefiel mir ausgesprochen sehr. Einziger Wermutstropfen waren ein Kellner, der ein bisschen neben der Spur wirkte (vermutlich war er einfach neu) und ein doppelter Espresso, der leider viel zu sauer war, aber davon abgesehen war alles prima. Wir fuhren um neun nach Hause und fühlten uns angemessen „urlaubig“. Daheim gab es noch eine Runde Blaulichtgedöns und einen Brand von der Nägelesbirne als Absacker, während es draußen – endlich – richtig regnete.