Ich stand um halb acht auf, ausgeschlafen nach einer ziemlich guten Nacht. S und R waren schon wach, der Liebste kam kurz danach. Erst einmal etwas Tee, ich tippte ein bisschen ins Tablet, dann hatten wir ein ausführliches Sonntagsfrühstück mit Brötchen und Kaffee. Wir waren nicht unter Zeitdruck, überlegten aber ein bisschen, ob wir bald fahren oder den Tag noch zusammen nutzen sollten. Und obwohl wir eigentlich mal angedacht hatten, schon am späten Vormittag zu fahren und dann nicht ganz so spät daheim zu sein, war es irgendwie noch so schön und wir wollten nicht sofort los, sondern den Tag nutzen. Nach ein bisschen Überlegen beschlossen wir also, noch einen gemeinsamen Tag auf der Reichenau zu verbringen.
Zunächst eine schnelle Dusche, dann packten der Liebste und ich unsere Sachen zusammen (unglaublich, wie man in dreieinhalb Tagen seine Habseligkeiten komplett aus dem Koffer über die ganze Wohnung verteilen kann) und luden alles ins Auto. Um Viertel nach elf fuhren wir los, S und R mit den Rädern, der Liebste und ich mit dem Auto, weil wir von dort gleich weiter wollten.
Wir hatten ausgemacht, uns an einer Bäckerei am Anfang der Insel zu treffen, mit einem großen Parkplatz direkt dahinter. Wir fuhren über die Allee auf die Insel und schauten uns nach der Bäckerei um, die ich eigentlich kannte, weil ich früher mit diversen Studierendengruppen der Uni Ausflüge an den Bodensee gemacht hatte. Wir sahen die Kirche St. Georg, auf der anderen Seite ein kleines Museum, aber keine Bäckerei. Also fuhren wir weiter, bis rechts eine Bäckereifiliale und links ein Parkplatz kam (größtenteils für ein Hotel, aber es gab auch öffentliche Stellplätze), stellten das Auto ab, zogen einen Parkschein und warteten. Irgendwann die SMS von S: Sie wären jetzt an der Bäckerei und würden auf uns warten. Was ein bisschen lustig war, weil wir ja an der Bäckerei… nun ja, langer Rede kurzer Sinn, es gab von der Bäckerei eben eine Filiale in der Ortsmitte und eine Hauptstelle am Inseleingang, die wir übersehen hatten, weil wir zum falschen Zeitpunkt nach der Kirche geschaut hatten und daran vorbeigefahren waren. (Dabei kann man das eigentlich gar nicht verfehlen.) Egal, wir fuhren zurück, fanden den Parkplatz und um zwölf waren wir dann soweit, dass wir losgehen konnten.
In erster Linie bestand der Tag aus viel Gehen – einmal auf dem Uferweg um die ganze Insel herum. Zwei Pausen, einmal gegen eins für Pommes und so weiter, einmal gegen drei für Espresso und so weiter. Es war ordentlich heiß und auf der Insel gab es wenig Schatten, ich war über Sonnenmilch und Kappe froh (trotzdem hatte ich irgendwann ziemlich rote Arme). Gegen Ende protestierten auch meine Beine ein bisschen, aber davon mal abgesehen war es eine ziemlich entspannte Wanderung. Natürlich war die Insel sehr voll mit Ausflüglern und Touristen, auf dem Uferweg waren aber nicht so viele Leute unterwegs (mehr Fahrradfahrende, die aber einen eigenen Radweg haben).
Ich habe die Insel aber noch nie so braun und trocken erlebt. Zu großen Teilen stand das Uferschilf auf ausgetrocknetem Schlamm, weil das Wasser einfach weg war, und wo nicht künstlich beregnet wurde, waren Wiesenflächen und Blumenbeete einfach verdorrt. Ich weiß nicht, wie viele Wochen es regnen müsste, damit das wieder ausgeglichen würde. Natürlich immer noch trotzdem alles sehr schön da, aber… trotzdem.
Um vier hatten wir die Insel einmal umrundet. Schwimmen wollte ich nicht mehr und wir schielten auch etwas auf die Uhr, um nicht allzu spät daheim zu sein. S und R überlegten sich, noch eine Runde ins Wasser zu gehen, der Liebste und ich verabschiedeten uns endgültig und setzten uns ins Auto: Urlaub vorbei, zurück nach Hause. Sehr volle Autobahn, wir kamen ganz gut durch bis ein paar Kilometer vor Schluss, wo der Verkehr zu stocken begann und wir deshalb etwas früher abfuhren und über die Landstraße den Restweg nach Hause fanden. Um Viertel vor sechs waren wir daheim.
Daheim wurden wir gleich von einem erfreuten Kater begrüßt, der wohl gehört hatte, dass wir an der Tür herumklapperten, und sich eine Portion Streicheleinheiten und Futter abholte. Dann brachte der Liebste das Auto weg und räumte den Koffer aus, während ich mir den Schweiß abspülte und für uns ein schnelles Abendessen kochte: Pasta mit Auberginen und Zucchini aus dem Ofen, dazu ordentlich Cherrytomaten (die Pflanzen auf der Dachterrasse waren produktiv gewesen), alles im Topf zu einer Pastasauce geschmort und mit einem Schuss Rotwein abgelöscht.
Den restlichen Abend kümmerte ich mich ein bisschen um den Blog, während nebenher das Frauen-EM-Endspiel in der ARD lief (tja, schade, aber es sei den Engländerinnen gegönnt) und wir dann auf Netflix eine neue Serie entdeckten: Uncoupled, das Trennungsdrama eines schwulen New Yorker Paares, mit Neil Patrick Harris (den ich ja sehr mag). Ein bisschen zu sehr anstrengender New Yorker Lifestyle für mich, aber mal sehen. Wir schauten auf jeden Fall zwei Folgen, um den Kopf leer zu bekommen, war es genau das Richtige. Und dann war es zehn und der Urlaub war vorbei und wir waren nur ein ganz, ganz kleines bisschen geknickt von der Aussicht auf die Arbeit und außerdem war es einigermaßen kühl im Schlafzimmer, es war also Zeit fürs Bett.