Kurz vor dem Lichtwecker aufgewacht und einen schnurrenden Kater im Bett vorgefunden, der sich erst beim Liebsten, dann bei mir an die Seite legte und kraulen ließ. Dieses Kontaktliegen ist eher untypisch, und ich sah auch schnell wieso: Auf dem Handtuch waren Blutflecken und er hinkte ordentlich, konnte das rechte Vorderbein fast gar nicht belasten. Na toll. Als wir schließlich aufstanden, blieb er liegen, Hunger schien er also auch keinen zu haben. Nun ist es bei Katzen ja immer wieder mal so, dass sie sich eine Pfote verstauchen und sich das nach ein oder zwei Tagen wieder einruckelt, also tendierten wir zu „mal einen Tag abwarten“ (auch weil die Blutflecken wohl von frischen Kratzern kamen, eine größere Verletzung war nicht zu sehen). Aber abwarten ist halt schwierig bei so einem kleinen Tier, um das man sich Sorgen macht und das sich selbst nicht äußern kann (also nicht so, dass wir es verstehen würden).
Auf jeden Fall standen wir auf und ließen den Kater oben, Müsli zum Frühstück, schnelle Dusche, dann ging der Liebste los und ich ins Arbeitszimmer. Vorher schaute ich aber noch einmal nach dem Kater, der mit halb nach hinten geklappten Ohren und halb zusammengekniffenen Augen auf dem Bett lag und still vor sich hin litt. Ich ging mit vor Mitleid überlaufendem Herzen nach unten, um ihm eine Katzenwurst zu holen, denn ich vermutete, dass er sich mit seinem verletzten Bein gerade noch so nach oben ins Bett geschleppt hatte, den Sprung vom Bett und die Treppe herunter jetzt aber nicht mehr schaffte. Aber noch während ich an der Packung herumraschelte, hörte ich oben ein Plumpsgeräusch und sah dann einen aufgeregten Kater die Treppe herunterrasen, da er offensichtlich vergessen hatte, dass er ja eigentlich gerade beim sterbenden Schwan mitspielte, und jetzt dringend von mir seinen Snack wollte. Er bemerkte wohl meinen misstrauischen Blick von der Seite und ich bildete mir ein, dass er noch einmal drei Alibi-Humpler einbaute, aber dann war ihm alles egal, er bekam seine Wurst und danach noch eine Schüssel normales Frischfutter, und dann marschierte er auf allen vier Beinen und wieder fast normal gehend in den Garten, wo er (bei strömendem Regen) unter dem Ziegenstall verschwand. Der Depp.
Den Vormittag über blieb es sehr ruhig mit Alltagsgedöns, was sehr gut war: Ich nahm mir drei volle Stunden und arbeitete konzentriert an meinem Prozess-QM-Berg. Natürlich war danach immer noch sehr viel zu tun, aber ich konnte etwas besser eingrenzen, was noch wie viel Zeit beanspruchen würde, wo Unklarheiten bestanden und vor allem wo ich noch Informationen von der Geschäftsleitung brauchte. Das war mal eine richtig effektive Arbeitsrunde.
Mittagspause um halb eins. Zuerst schaute ich nach dem Kater, der wieder ins Haus gekommen war und auf dem Sofa schlief (sah alles wieder gut aus, der Kratzer war nur ein Kratzer gewesen und das Bein wohl eine harmlose vertretene Pfote). Dann räumte ich die Spülmaschine aus, machte mein Mittagessen warm (zweite Hälfte Bolognese mit frischen Nudeln), räumte das gelieferte Gemüse aus der Biokiste weg und um kurz nach eins fuhr ich los ins Büro (trocken, der Regen machte gerade eine Pause).
Am Nachmittag hatte ich einen längeren Termin mit der Geschäftsleitung, bei der ich meine Vorarbeit der letzten Wochen und auch von diesem Morgen vorstellte. Das war alles ganz positiv und konstruktiv und meine Sorge, dass ich die letzten Wochen zu wenig gemacht hatte und komplett hinterher war und das alles auf Unwillen stoßen würde, löste sich recht schnell auf. (Ich bin ja, ganz objektiv betrachtet, auch ein Stück vorangekommen.)
Auf jeden Fall war ich danach sehr entspannt und konnte noch ein paar Sachen aus dem Alltagsgeschäft erledigen und einige Beratungstermine ausmachen. Um kurz nach fünf ging ich wieder heim: Wir hatten noch ein Meeting bis kurz vor halb sieben, das ich aber von Zuhause aus machte. Auch das war irgendwie ganz nett und hilfreich, und als ich den Arbeitstag abschloss und meinen Autoresponder anmachte (die nächsten Tage mehr oder weniger frei), war ich sehr zufrieden.
Der Liebste war während meines Meetings heimgekommen und hatte sich ins Esszimmer an den Laptop gesetzt: Ab sechs nahm er an einem Webinar der Verbraucherzentrale Bayern teil, wo es um Photovoltaik ging, genauer gesagt um einsteckbare Mini-PV-Anlagen. Ich hörte ein bisschen mit zu, aber recht schnell drehte es sich um Details, bei denen mir das Hintergrundwissen fehlte (ich hatte ja auch die erste Hälfte der Präsentation verpasst). Also ließ ich den Liebsten weiter zuhören und machte für uns das Abendessen, einen Topf Miso-Ramensuppe (mit Mie als Ramen) mit Aubergine aus dem Ofen, Gyoza und angeschmortem Tofu.
Um halb acht konnten wir essen, und ich möchte mich ja nicht selbst loben, aber das war eine sehr leckere Suppe. Wir hatten das Rezept schon mehrmals gemacht, dieses Mal war es besonders gut gelungen. Zum Essen setzten wir uns an den Esstisch, wo der Laptop des Liebsten noch stand. Er spielte ein bisschen mit diversen Programmen herum, weil er gern auf seine gespeicherten Filme und Musik auf der Festplatte zugreifen wollte und mit den Bordmitteln nicht so zufrieden war. Schließlich installierte er eine App, deren Namen mir leider entfallen ist, aber auf jeden Fall hatten wir dann plötzlich jede Menge Musik zur Verfügung, und den restlichen Abend machten wir nichts weiter, als am Tisch zu sitzen, uns durch alten 70er Jahre-Quatsch zu hören und zu grinsen. Ich las nebenher ein bisschen, wir quatschten etwas, irgendwann schenkte der Liebste mir den restlichen Rosé aus dem Kühlschrank ein und sich selbst einen Fingerbreit Whiskey, und das war dann schon ganz schön gemütlich, das alles.