In Anbetracht der (gedrittelten) Flasche Rotwein am Abend davor war die Nacht ganz okay, nur von zweimal Wasser unterbrochen. Um halb acht waren wir beide richtig wach und gingen dem herunterrasenden Kater hinterher. Dann machte der Liebste eine Kanne Kaffee und ging Brötchen holen, S stand zehn Minuten später auch auf (sie war allerdings schon seit einer Stunde wach – Frühaufsteherin).
Gemeinsames Frühstück mit Brötchen, angebratenem Tofu und Aufstrich, Tee und dann viel Kaffee. Wir blätterten etwas durch die Zeitung und unterhielten uns ein bisschen. Nach dem Frühstück wurden wir wacher und die Gespräche lebendiger. Wir versuchten, die Gesprächsthemen fröhlich und positiv zu halten, aber das ist gar nicht so einfach bei diversen (familiären, gesellschaftlichen, politischen) Baustellen, und so mäanderten wir von Familie über Außenpolitik über Corona schließlich hin zum Thema Patientenverfügungen, unter anderem weil das gerade familiär etwas konkreter ansteht.
Der Liebste und ich waren schon vor einigen Jahren beim Notar und haben einige Dinge geregelt, unter anderem eben auch eine Patientenverfügung abgefasst. Das Problem dabei ist, dass wir beide natürlich keine Ärzte sind und der Notar ja auch nicht, er hatte ein juristisches Standardformular, von dem er meinte, dass das eigentlich viel verwendet würde und „gut funktionierte“, aber ob es wirklich im akuten Praxisfall für den Arzt die Hilfe darstellt, dass er in unserem Sinne entscheiden könnte? Keine Ahnung. Nun arbeitet der Liebste ja beruflich viel mit weißbekittelten Menschen zusammen, wir beschlossen also, dass er einfach mal nachfragen sollte. Das ist ja nun ein Thema, mit dem man sich nicht so gern auseinandersetzt, aber von allein geht’s halt auch nicht weg.
Auf jeden Fall gegen elf zweites Frühstück: eine Kanne Kräutertee, dazu Apfel-Nuss-Rührkuchen. Der Liebste hatte ihn abends einfach wieder in die Kastenform gepackt, also den abgebrochenen „Deckel“, und über Nacht war der Kuchen wieder so zusammengesunken und hatte sich gesetzt, dass man kaum merkte, dass er auseinandergebrochen war. Und sehr lecker war er auch (obwohl ich ihn vermutlich lieber ohne Äpfel… und stattdessen mit Schokosplittern… und Glasur…).
Um halb eins hatten wir genug gequatscht, S musste zum Bus, sie fuhr weiter zu einer Freundin in die Nachbarstadt und dann zu einem Klassentreffen (ein wichtiger Grund, warum sie in der Gegend zu Besuch war). Wir brachten sie noch zum Bahnhof. Ein Besuch von nicht einmal 24 Stunden, aber er war wieder sehr voll gewesen an guten Gesprächen und guter Zeit. Und gutem Essen.
Auf dem Heimweg gingen wir noch zum Bioladen neben dem Bahnhof, um dort Himbeerquark zu kaufen, und dort entdeckten wir zu meiner Freude, dass es von der gleichen Marke jetzt auch einen Haselnussquark gibt. Wir nahmen gleich mal zwei Becher mit.
Daheim dann unter die Dusche, und anschließend wollten wir zum Baumarkt, der Liebste hatte extra ein Auto gebucht. Nur doof, dass Weg zum Bahnhof und Haselnuss und Dusche und alles bei der Buchung nicht so abzusehen war, er hatte das Auto von halb zwei bis drei gebucht und jetzt war es halt plötzlich schon zehn vor drei. Verlängern ging nicht, wir ließen die Buchung also auslaufen und buchten ein neues Auto (morgens hatten wir uns noch drüber unterhalten, wie verpeilt man eigentlich sein muss, um eine Buchung komplett gar nicht zu nutzen).
Dann also Baumarkt: Der Liebste hatte Bretter für unseren Wohnzimmerschrank vorbestellt, ich schaute nach einer Herbstbepflanzung fürs Grab. Das Angebot bestand in erster Linie aus Erika, Chrysanthemen und Zierlaub, aber das war okay (die Chrysanthemen ließ ich allerdings weg, zu sehr Schneckenfutter). Ich nahm noch eine Orchidee für mein Arbeitszimmer mit, und um vier waren wir wieder daheim. Übrigens unfassbar viel los im Baumarkt, der gesamte Parkplatz war voll und alle Kassen waren offen. Haben die Leute alle vor, den Feiertag zur Wohnungsrenovierung zu nutzen? Oder ist das bei dem spezifischen Baumarkt immer so und wir wussten es nur nicht? (Der Baumarkt bei uns ums Eck hat ja leider zugemacht, weswegen wir überhaupt ein Auto brauchten für den Einkauf, weil der andere so weit weg ist, nerv.)
Kleiner Nachmittagssnack (das Mittagessen hatten wir wegen Kuchen ausfallen lassen): der erste Becher Haselnussquark. Der Liebste fand ihn großartig, mir war er etwas zu wenig… haselnussig, keine Ahnung. Ich habe eine (vermutlich völlig verklärte) Erinnerung an den Landliebe Haselnuss-Joghurt, und ungefähr so etwas hatte ich mir auch erhofft. Hm, also der Quark war schon gut, aber so ein bisschen fehlte ihm der letzte Kick. Vielleicht rühren wir in den zweiten Becher noch gehackte Haselnüsse unter.
Dann auf jeden Fall wieder aus dem Haus, letzte Station (wieder ohne Auto) war der Alnatura, wo zum Glück nicht ganz so viel los war. (Dabei fände ich es vor einem Feiertag logischer, sich mit Lebensmitteln einzudecken statt mit Wandfarbe und Zierkürbis, aber was weiß ich schon.)
Um fünf waren wir endgültig daheim. Während ich die Einkäufe wegräumte, befestigte der Liebste die drei Bretter im Wohnzimmerschrank, dann räumten wir die bis jetzt blöd herumstehenden Einzelteile der Küchenmaschine ein, und schließlich war der Schrank sauber und aufgeräumt und es stand nichts mehr auf dem Boden im Weg und wir hatten sogar noch ein Regalbrett übrig. Hihi.
Danach hatte ich genug von Rumlaufen und Interaktion und so, ich wollte dringend etwas Ruhe und legte mich deshalb mit einem neuen Buch aufs Sofa. Am Abend davor hatte ich das letzte Buch beendet, ein für mich etwas zu amerikanischer Erfahrungsbericht eines Hirnchirurgen, den mir meine Kollegin geliehen hatte – es ging im Buch um Achtsamkeits-Meditation, was mich ja eigentlich schon interessiert, aber es ging auch viel um „du kannst alles erreichen, wenn du nur willst! Wenn du es dir nur vor deinem geistigen Auge vorstellst, dann ist alles möglich!“ (…ähm nein, strukturelle Diskriminierungen, anyone?) und sogar das alte Klischee von „everything happens for a reason“ wurde ausgepackt, und das war dann eher so… mäh. Nun gut, ich hatte es schnell durchgelesen und widmete mich einem südfranzösischen Krimi.
Gemeinsames Abendessen: Wir schnippelten eine Tonne Gemüse (Tomaten, Zucchini, Lauch, Paprika, Pilze), dazu kamen weiße Riesenbohnen, mediterrane Kräuter, Knoblauch und Olivenöl, und das Ganze in der Auflaufform für 45 Minuten in den Ofen. Laut Rezept hätte das ein „veganes Cassoulet“ sein sollen, was ich aber etwas albern fand, denn erstens wurde hier nichts im Cassolle geschmort, zweitens dauerte der Garvorgang nicht mehrere Stunden, und drittens besteht ein Cassoulet aus weißen Bohnen, Speck, Schweinefleisch und Würstchen (oder anderem Fleisch, es ist ein bisschen ein Reste-Rezept), und man kann halt „Bohnen + Fleisch + Fleisch + Fleisch“ nicht einfach durch „Bohnen + Gemüse + Gemüse + Gemüse“ ersetzen und behaupten, das wäre jetzt genau das gleiche Essen. Der Charakter war völlig anders, eher wie eine Art Ofen-Ratatouille. Was aber ganz wunderbar war, denn es wurde total aromatisch und lecker. Der Liebste hatte morgens ein Baguette vom Bäcker geholt, das wir mit Olivenöl und Rucola dazu aßen, und das war dann schon eine sehr gute Kombination. Optimalerweise hätte dazu ein französischer Rosé gepasst, wir hielten uns aber mit dem Wein an dem Abend zurück und blieben beim Kräutertee. Und auch den Bildschirm ließen wir aus, stattdessen: langweilig, gemütlich, entspannt, genau richtig mit Buch auf dem Sofa.