Das mit dem Energiesparen klappt halt auch nur so halb, wenn mitten in der Nacht der Thermostat meint, es wäre jetzt irgendwie schon Tag oder so und er müsste jetzt voll heizen, und zwar im Schlafzimmer und im Bad. Ich wachte auf jeden Fall durch die blöde Wärme auf, konnte erst nicht wieder einschlafen, dann doch und dann war der Wecker am Morgen ganz schön unerwünscht. Um zehn vor sieben quälte ich mich schließlich aus dem Bett. Müsli zum Frühstück, viel grüner Tee, der Liebste ging um acht, ich verschwand im Bad und war um halb neun im Arbeitszimmer.
Der ganze Tag war geprägt von einem Termin nach dem anderen: Unterricht, Unterricht, Meeting, Meeting, Unterricht. Nach einem Blick auf die Mails startete ich um Viertel nach neun den ersten Kurs (okay, ein bisschen anstrengend) und direkt anschließend den zweiten, die Skandinavier-Gruppe (okay, das Thema war nicht so meines, ich habe in dem Kurs ja nur begrenzte Themenauswahl). Um kurz vor eins ging ich in die Mittagspause und war so generell ganz zufrieden mit dem Tag bis jetzt (die Sonntagsarbeit hatte sich auf jeden Fall mal gelohnt).
In der Mittagspause restlicher Weißkohl, Räuchertofu und Kartoffelbrei (nicht so einfach aufzuwärmen, auch wenn unsere alte Mikro sich ja wieder berappelt zu haben scheint, ich versuchte es aber trotzdem im Topf). Ich ging mit dem Kater eine Runde in den Garten und nutzte dann zehn Minuten, um Flur und Küche einmal zu fegen und zu wischen, wir hatten ja am Wochenende nicht geputzt.
Kaum war ich fertig, klingelte das Telefon: Die Tierärztin war dran. (Ich bin so einen Servicegedanken im medizinischen Bereich nicht gewöhnt, ehrlich jetzt.) Auf jeden Fall hatte sie die Ultraschallergebnisse des Katers noch etwas näher angeschaut und auch die Blutergebnisse aus dem Labor waren da. Kurz zusammengefasst: Der Kater hat eine Verdickung des Herzmuskels (hypertrophe Cardiomyopathie), was bei Katzen wohl sehr typisch ist und ihn nicht unbedingt beeinflussen muss, viele werden damit alt. Sagte sie. (Er ist ja jetzt schon nicht mehr jung mit seinen 13 Jahren.) Trotzdem muss man es im Blick behalten, sie schlägt eine jährliche Kontrolle per Ultraschall vor. Könnte halt schlimmer werden und dann schon blöd sein. Die gute Nachricht war, dass sie ein paar Ursachen ausschließen konnte, weil sie die Blutwerte hatte: Blutzucker (Diabetes ist bei Katzen häufig und eine typische HCM-Ursache), Leberwerte, Nierenwerte (Nierenprobleme bei älteren Katzen auch oft gesehen) sind alle sehr gut. Die Ursache wird aller Voraussicht nach eine genetische Veranlagung sein.
Aber klar, dass das nicht alles sein konnte, logisch: Bei der Blutuntersuchung wurde auch noch festgestellt, dass seine roten Blutkörperchen „klein“ seien, was auch immer das heißen mag. Das Problem ist, dass man bei Katzen eine Anämie ganz schlecht am Verhalten feststellen kann (die pennen ja sowieso so viel den ganzen Tag). Sie schlug jetzt vor, dass wir das Futter mit etwas Eisen und B12 ergänzen (er bekommt eigentlich hochwertiges Biofutter, aber vielleicht kann er es nicht mehr so richtig verarbeiten), und „in ein paar Wochen“ sollte man dann noch einmal nach dem Blut schauen. Das fand ich am ganzen Telefongespräch eigentlich am beunruhigendsten, ich hatte in meinem Kopf schon festgelegt, dass wir den Kater jetzt in Ruhe lassen bis zum Impfen 2023 (da dann von mir aus in Verbindung mit einem Herzultraschall, dann ist alles in einem Aufwasch gemacht, und bestimmt ist dann sowieso alles gut und wir nehmen den Kater wieder mit heim und er pennt bei uns wie immer und… überhaupt).
Okay, also erneuter Bluttest in vier bis sechs Wochen und bis dahin Gedöns ins Futter und dann ist hoffentlich alles gut. Wie gesagt ältere Katze, es war also nicht völlig überraschend, dass da mal was kommt (die Ärztin, bei der wir früher waren, hätte vermutlich einfach so mal „Stress“ diagnostiziert und irgendwelche Globuli herausgekramt, darauf kann ich dann auch verzichten). Ich bin ja ganz froh, dass man das im Blick behält und wir eine Ärztin haben, die da fit zu sein scheint. Es ist halt nur eine Abwägungssache, was man dem Kater zumutet, jeder Tierarztbesuch ist ein Höllenstress für ihn. Das ist ein Dilemma, bei dem ich es schwierig finde die Grenze zu ziehen, denn notwendige Behandlungen will ich ihm ja auch nicht verweigern. Wenn man es dem kleinen Pelzkopf halt einfach erklären könnte.
Nun ja. Also durchwachsene Nachrichten am Telefon (auch wenn die Ärztin sehr positiv klang), ich ging auf jeden Fall ab zwei wieder zum Arbeiten. Den Nachmittag über zwei längere Meetings, die beide ausgesprochen erfolgreich waren – so ganz, ganz langsam sehe ich Licht am Ende des Tunnels, vielleicht kriegen wir unser Projekt tatsächlich fristgerecht fertig. Ich korrigierte noch ein paar Texte nebenher, begrüßte um kurz nach fünf den Liebsten, eine letzte Tasse Tee und dann der Abendkurs. Der lief auch ganz okay (nette Leute, klar, allerdings gibt es noch einige Baustellen zu beackern), und nach etwas Nachbereitung war ich um Viertel nach sieben fertig.
Der Liebste hatte schon gekocht, einen klassischen Linseneintopf, in den eigentlich Kartoffeln gehört hätten. Da wir die aber alle für den Kartoffelbrei verbraucht hatten (das hatte ich bei meiner Wochenplanung irgendwie nicht bedacht), machte er Fusili dazu, was auch gut passte. Zum Essen eine Runde Flügelschlag, wir berichteten uns etwas vom Tag (er war leicht irritiert, dass die Ärztin ihm am Freitag noch nichts von der HCM gesagt hatte, als er den Kater abgeholt hatte, keine Ahnung warum), und dann als Abschluss etwas Feuerwehrquatsch, der Zugriff auf die externe Festplatte und damit auf unser Raumschiff-Depot klappte nämlich irgendwie nicht. War aber egal, Blaulicht ist ja fast genauso gut.