Der letzte große Prüfungsblock in diesem Jahr (nicht die letzte Prüfung, aber der letzte große Batzen, nämlich die Kairo-Prüfungen. Was mir drei sehr gleichförmige Tage bescherte, nur unterschieden durch die jeweiligen Kolleg:innen, mit denen ich zusammenarbeitete, die Pullis, die ich morgens anzog (es war recht kalt in den Büroräumen) und dem Essen, das ich dabei hatte.
Da ich in der Planung von einem Prüfungsstart um neun ausgegangen war (wie normalerweise), aber blöderweise übersehen hatte, dass Ägypten keine Zeitumstellung hat und wir deshalb im Gegensatz zum Sommer mittlerweile eine einstündige Zeitverschiebung haben, hieß das für mich: Prüfungsstart um acht Uhr deutsche Zeit. Ich musste also um halb acht aus dem Haus, was für meine Verhältnisse ausgesprochen früh ist (eine Menge Lehrer können da nur müde lächeln, ich weiß), und nahm mir also das Frühstück mit, um morgens nicht viel Gedöns zu haben. Der Liebste machte mir dafür am Dienstag ein Erdnussbutterbrot, am Mittwoch und Donnerstag ein Müsli. Dieser nette Mensch. Und da ich morgens (immer als erste da) gleich mal die Kaffeemaschine laufen ließ und außerdem sowieso Grünen Tee im Büro deponiert habe, passte das mit dem Frühstück dann schon.
Für mich war das alles ein bisschen ein Ausnahmezustand, so ohne Frühstück aus dem Haus und dem Kater so früh allein lassen und im Dunkeln ins Büro radeln (und am Dienstag auch den Liebsten allein lassen, der war nämlich einen Tag im Home Office und fand es doof so allein, harhar), aber vermutlich ist das für viele Menschen aus der werktätigen Bevölkerung ein ganz normaler Ablauf am Morgen: ein schneller Kaffee, vor acht im Büro und dort erst einmal Frühstück. Von den Leuten auf Baustellen und so ganz zu schweigen. Allerdings arbeiten da die wenigsten regelmäßig bis sieben, halb acht. Hoffe ich mal.
Ich war also die drei Tage ab vor acht am Start, hatte dann aber recht wenig zu tun, denn die eigentliche Prüfung nahm ja der Kollege in Kairo ab. Mit dem war ich über Threema und Teams in Kontakt, tauschte gelegentlich Informationen aus und gab Daten ins System ein (Prüfungsprotokolle und ähnliches). Wir benutzten für die Prüfungen ja eine neue Software, die leider nicht so ganz störungsfrei lief (vermutlich sind wir die Beta-Tester), aber da hatte ich wenig Eingriffsmöglichkeiten (außer später einen Vermerk im Protokoll zu schreiben). Der Kollege bekam die Probleme alle vor Ort gelöst, mit Unterstützung des Anbieter-Technikers, der uns ja unvorsichtigerweise seine Handynummer gegeben hatte, von meiner Seite aus stellte sich das also alles ziemlich rund dar.
Und so beschäftigte ich mich die drei Prüfungstage nebenher noch mit einigem anderen Orgakram, räumte mein Büro einmal auf und ging durch die Ablagefächer, und für ein bisschen Unterrichtsvorbereitung und Korrekturen blieb auch Zeit, und sogar eine klitzekleine Mittagspause. Draußen war es sehr ungemütlich mit Temperaturen kurz über Null Grad und immer wieder Regen (übrigens, neue Jacke, am Samstag davor gekauft: bewährte sich ganz wunderbar, hielt warm und Wind und Regen ab und sah einfach phänomenal aus, Vaude hat halt die besten Sachen), ich hatte also jede Menge heiße Eintöpfe und solche Sachen geplant. Am Dienstag gab es die zweite Hälfte des Wirsingeintopfes, Mittwoch so eine Art Rumfort-Minestrone, Donnerstag ein Stir Fry mit Mie, Pilzen und Edamame. Und dazu einiges an Süßkram, ich hatte nämlich für die Prüfenden Lebkuchen und Gedöns besorgt, damit sie während der langen Prüfungen versorgt waren. Und ich auch.
Überhaupt, Prüfende: Die mündlichen Prüfungen am Nachmittag liefen ja als Remote-Prüfungen über eine Konferenzsoftware ab, die Prüflinge waren also in Kairo, die Prüfenden hier. Das klappte auch alles ganz prima und durch die neue Software zur Prüfungsverwaltung auch ziemlich bequem (ich konnte quasi direkt nach einem Prüfungsvorgang schon die Resultate eingeben). Damit dauerte es auch nicht so furchtbar lang: Ich war immer so zwischen sieben und halb acht daheim.
Am Donnerstag prüfte ich dann den Nachmittag über selber, was ganz schön anstrengend war (eben remote und mit Mikrofon und so, auch wenn die Technik mitmachte, fehlt doch eine Menge an nonverbaler Kommunikation). Aber es klappte alles gut, wir kriegten alle gut durchgeprüft, ich trug die Ergebnisse ein, alles prima. Es waren auch fast alle Prüflinge da, nur zwei hatten sich krankgemeldet und einen hatten wir nicht zur Prüfung zulassen können, weil er nicht die notwendigen Dokumente vorlegen konnte. Also insgesamt: Alles sehr gut, und ich verabschiedete den Kairo-Kollegen am Donnerstag ziemlich beglückt und war um kurz vor sieben daheim.
Daheim erwartete mich kein Liebster, weil der auf der Weihnachtsfeier seiner Abteilung war, dafür aber ein krankes Tier. Nachdem wir zwischenzeitlich gedacht hatten, das mit der Entzündung und der Beule am Hals würde von selbst verheilen, hatte sich der erste, aufgekratzte Abszess beim Kater wieder gefüllt und im Nacken hatte sich ein dicker zweiter Abszess gebildet. Der Liebste hatte deshalb am Donnerstagmorgen schon bei der Tierärztin angerufen und einen Termin für Freitag ausgemacht, das konnte man jetzt nicht mehr sich selbst überlassen (ich sah schon die Blutvergiftung am Horizont).
Ich kraulte den Kater erst einmal ein bisschen und stellte fest, dass er den ganzen Tag gar nichts gefressen hatte – er fraß aber vom Trockenfutter, nachdem ich ein paar Leckerchen platziert hatte, und ließ sich dann auch zwei Katzenkaustangen geben, im Sterben lag er also wohl nicht. Für mich selbst gab es eine vegane Pizza von Domino’s (der Liebste aß ja auswärts und ich wollte so spät nicht mehr kochen – und Lieferpizza geht schon so einmal im Jahr, man kann auch fast die ganze Pizza aufessen, bis man feststellt, dass das eigentlich gar nicht so richtig lecker ist und man gern drauf verzichtet hätte), dazu etwas Blaulichtporno.
Der Kater kam von seinem Kratzbaum herunter und leistete mir auf dem Sofa Gesellschaft, und dabei sah ich, dass er dort wohl tagsüber schon gelegen haben musste: Überall klebten Fell- und Eiterreste. Großartig, also ein bisschen Sofa reinigen, und kaum war ich fertig, begann der Kater sich heftig hinten im Nacken zu kratzen, brachte mit seinen scharfen Krallen den Abszess zum Aufreißen und der Eiter platzte nach draußen und lief ihm in den Nacken. Was er gar nicht so toll fand, er schüttelte heftig den Kopf… und ich hatte ein vollgespritztes Sofa und konnte gleich noch einmal sauber machen. Während der Kater aufgeregt durch die Wohnung raste und schließlich nach draußen verschwand. Zum Glück war das alles passiert, bevor die Pizza kam, und zum Glück war das zwar alles unglaublich eklig, aber irgendwie hatte ich da eine emotionale Distanz, es war einfach so absurd. (Übrigens: Am Mittwoch war einem der Kursteilnehmenden des Pflegekräfte-Kurses schlecht geworden, also so richtig mit Frühstück wieder loswerden und so, weil im Unterricht das Thema „Körperausscheidungen“ besprochen worden und eklige Bilder angesehen worden waren – Augen auf bei der Berufswahl, sag ich da nur).
Nun ja. Der Kater behandelte sich seine Abszesse also selbst (Tierarzt wartet trotzdem), ich hatte semi-gute Pizza, und um halb zehn ging ich ins Bett und schlief ein wie ein Stein.