Ich wachte um halb sechs mit einem merkwürdigen Schwindelgefühl auf und – natürlich – ordentlich Schmerzen im linken Ellenbogen. Es fühlte sich zwar nicht so an, als ob es einen direkten Zusammenhang geben würde, aber doppelt nervig war es trotzdem. Ich blieb auf jeden Fall bis sieben liegen und stand dann auf, in der Hoffnung, dass eine Tasse Tee schon irgendwie helfen würde. Zum Schwindel kam noch ein leichtes Übelkeitsgefühl hinzu, aber wenigstens beruhigte der Ellenbogen so allmählich und fühlte sich mehr wie eine Prellung an als nach richtiger Verletzung. Dafür hätte ich auch gar keinen Nerv gehabt. Auf dem Hintern ebenfalls ein ordentlicher blauer Fleck, aber sonst nichts Weiteres. Glück gehabt.
Da ich mich aber insgesamt einfach angeschlagen und malade und mäh fühlte (ich machte morgens gleich mal einen Schnelltest trotz Home Office-Tag, war aber nix), ließ ich mir morgens Zeit und war nach ausführlichem Frühstück (getoastetes Brot) erst um halb zehn am Schreibtisch. Am Tag davor hatte ich die Zeitabrechnung für November fertig gemacht und ich sag’s mal so: Mein Plan, im Dezember zwei Minusstunden-Tage zu nehmen und damit die Überstunden im November auszugleichen, geht nicht wirklich aus. Noch nicht mal ansatzweise. Ich machte also langsam, arbeitete Mails ab, hatte eine ausführliche Beratung, alles so etwas mit verminderter Kraft.
Um elf machten der Liebste (ebenfalls im Home Office) und ich eine Runde in die Stadt, ich musste zur Hauptpost, einen Stapel Einschreiben wegbringen (Arbeitsdokumente, also kein Privatvergnügen). Es war sehr kalt, tatsächlich jetzt endlich jahreszeitlich passend Minusgrade, und ich war froh um Wintermantel und Trekkingstiefel. Die frische Luft tat mir auch gut, Schwindel und Übelkeit waren beim Heimkommen verschwunden. Nur schlapp und kalt fühlte ich mich.
Noch eine Runde Arbeit, eine zweite Beratung, dann Mittagspause, die ich damit startete, dass ich meinen Kalender holte und mit dem Liebsten gemeinsam über die Urlaubsplanung des nächsten Jahres sprach. So, wie wir es ausgedacht haben, kommt es mit dem Urlaub ziemlich okay hin, nur für diverse Brückentage ist nichts mehr übrig. Aber das sind ja ideale Gelegenheiten, Überstunden abzubauen.
Dann Mittagessen, zweite Hälfte Nudeln mit Erbsen und Sahnesauce. Ich war todmüde und legte mich nach dem Essen ein bisschen aufs Sofa, etwas lesen, Espresso. Schlafen konnte ich nicht, obwohl es wahrscheinlich keine dumme Idee gewesen wäre. Aber das Ausruhen half auch schon.
Um zwei ging ich wieder an den Schreibtisch und machte mich daran, meine Mailbox komplett leer zu bekommen. Ein Online-Besuch im Kurs des Kollegen, um unser Prüfungsprogramm vorzustellen, ein längeres Telefongespräch mit einer unserer Kooperationspartnerinnen, viel Chat-Kommunikation mit Kolleg:innen über dies und das. Einen etwas größeren Arbeitspunkt schob ich vor mir her, eigentlich hatte ich ihn für diesen Tag eingeplant, aber – nun ja. Ich verschob ihn auf den nächsten Tag und arbeitete stattdessen Dinge von den hinteren Plätzen meiner Erlediliste ab. Das war auch in Ordnung. Um halb sechs sah die Mailbox tatsächlich gut aus und ich hatte genug, ich machte Feierabend.
Normalerweise hätte ich den Dienstagabend, zumal noch recht früh um halb sechs, mit einer Laufrunde gestartet, aber ich fühlte mich einfach nicht auf der Höhe. Zwar kein Schwindel mehr, aber ich hatte das Gefühl, nicht direkt krank zu sein, aber doch vielleicht am nächsten Tag krank zu werden. Und es war wirklich ordentlich kalt draußen. Ich ließ das Laufen also sein, mit einem etwas unwohlen Gefühl – in den letzten zwanzig Jahren waren meine Laufversuche immer in der Winterzeit eingeschlafen und ich hatte es nicht mehr geschafft, im Frühjahr wieder daran anzuknüpfen. Und in der letzten Woche war ich ja gar nicht laufen gewesen. Aber trotzdem war es wohl die richtige Entscheidung, mir Ruhe zu gönnen.
Stattdessen ausführliches Kochen mit dem Liebsten: Wir machten einen großen Pott Rumfort-Suppe mit jeder Menge Grünkohl, Rosenkohl, Wurzelgemüse und zwei gewürfelten Äpfeln, dazu angebratener Seitanwurst und Zwiebeln. Sehr herzhafte, klasssische Winterküche und sehr lecker. Als Nachtisch ein Becher Haselnussquark, und dann keine Leserunde, sondern etwas Blaulichtquatsch, während ich parallel den Guardian im Handy las. Nicht gerade die konzentrierteste Abendgestaltung, aber mein schlechtes Gewissen hielt sich in Grenzen. Um halb zehn gingen wir nach oben und ich fühlte mich schon wieder mehr oder weniger okay.