Kalt und dunkel – Dienstag 20.12.2022

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

Mit vielen Arbeitsgedanken und in etwas trüber Stimmung aufgewacht, eigentlich komisch dafür, dass ich kurz vor dem Urlaub war, andererseits für den Monat und überhaupt die dunkle Jahreszeit nicht untypisch. Andererseits hatte ich einen Tag mit wenigen Terminen vor mir, und überhaupt wenig Stress die nächsten Wochen, hoffte ich (es dauert anderthalb Monate bis zur nächsten Prüfung!), das steigerte die Laune gleich beträchtlich. Ich zündete die Lichter am Adventskranz an und machte es dadurch ein bisschen heller, der Kater legte sich auf den Kratzbaum und schnurrte, und da der Liebste so wie ich im Home Office war und wir uns deshalb etwas Zeit lassen konnten, passte das alles ganz schön.

Zum Frühstück ein Müsli mit Ananas, viel Tee. Ich war gerade auf dem Weg in die Dusche um kurz vor neun, als es klingelte: Das Isoliermaterial für unser Dach wurde angeliefert (genau das, was am Freitag zwischen 8 und 2 hätte kommen sollen, man kann sich ja schon mal um vier Tage vertun). Der Liebste lud also aus und trug Glaswolle-Rollen hinters Haus, als der zweite Handwerkerwagen vor dem Haus parkte: Der Fensterbauer war schon da (angekündigt zwischen 10 und 11). Das war mir sehr recht, weil ich eigentlich ab zehn Termine hatte, aber andererseits stand ich nun halt ungeduscht und in Jogginghose vor ihm. Tja Pech, ihm war’s egal, er marschierte durchs Haus und maß die restlichen vier Fenster aus, die noch zu erneuern waren. Ich zeigte ihm den Weg, setzte mich ansonsten aber schon einmal an den Rechner im Arbeitszimmer und beantwortete den ersten Schwung E-Mails (und beantwortete ihm gelegentlich eine Frage im Sinn von „ich würde das Fenster hier dreiflüglig machen, wenn es Ihnen recht ist, wollen Sie den Anschlag links oder rechts?“ – „…äh, einfach so wie Sie vorschlagen?“). Als er fertig war, ging ich noch ganz schnell duschen und fing dann um zehn so richtig mit der Arbeit an.

Der Vormittag war in erster Linie mit Beratungen angefüllt. Ich erinnere mich daran, dass das auch im letzten Jahr schon so war: Kurz vor Jahresende fällt allen Leuten ein, dass sie noch was für die berufliche Weiterbildung machen oder ihre Sprachkenntnisse aufpeppen oder ein Zertifikat vorlegen müssen, und sie stehen plötzlich Schlange für Beratungstermine. Da ein paar meiner beratenden Kolleg:innen jetzt schon im Urlaub waren, hatte ich mehr Termine übernommen. Mit allem, was dazugehörte, einigen E-Mails und Antworten und Gedöns war ich damit beschäftigt bis Viertel vor eins.
Quasi direkt vor der Pause noch eine Mail, die mich etwas stresste und die Pause weniger entspannend machte, als ich gern gehabt hätte. Puh. Ich laboriere seit Wochen (mal wieder) an einem Problem mit dem Katastrophenlieferanten herum, und das war jetzt das letzte Kapitel dieser unendlichen Geschichte.

Mittagspause mit dem Liebsten und den restlichen Nudeln mit Grünkohl und Bohnen, danach etwas Kaffee und Schokolade und ein paar Zeitungsrätsel. Uns beiden war den ganzen Tag unglaublich kalt, obwohl es nicht kälter war als sonst (aber im Haus auch nicht wärmer, es hatte draußen zwar Plusgrade, schmuddeliges Tauwetter, aber die Zimmer waren trotzdem zwischen 16 und 18 Grad) und der Liebste ein Feuer im Ofen machte. Aber den ganzen Tag am Schreibtisch, der Kreislauf war nicht so richtig auf Touren… wir hatten beide zwei (!) Pullover, Schals und zwei Paar Socken an.

Um Viertel vor zwei war ich wieder am Schreibtisch für ein wichtiges, längeres Meeting. Wir haben jetzt als Firma das große Projekt abgeschlossen, das mich die letzten Monate neben allem anderen beschäftigt hatte, und nachdem es jetzt durch und offiziell ist (und wir uns im Meeting auch mit der Außenkommunikation beschäftigt haben), kann ich es auch genauer beschreiben: Wir haben uns als Unternehmen GWÖ-bilanzieren lassen, und meine Aufgabe (als QMB der Firma) war die Erstellung des GWÖ-Berichts. GWÖ steht für Gemeinwohlökonomie, also ein Unternehmen, das nach völlig anderen Kriterien wirtschaftet, als es in unserem Kapitalismus-gesteuerten Land eigentlich üblich ist. Die Bilanzierung war zwar viel Arbeit, aber sehr sinnstiftend – und sie zeigte uns auch, wo es noch offene Baustellen gibt.
Und noch ein paar Anschlussarbeiten, die man (also ich) jetzt in der ersten Januarwoche machen muss, und dann Folge-Aktivitäten für Ende Januar… Und damit löste sich die Vorstellung von weniger Stress die nächsten Wochen etwas in Luft auf. Nun ja. Es soll ja auch nicht langweilig werden.
Was aber sehr positiv zu vermerken ist, war eine Kollegin, die seit Monaten an Long Covid erkrankt ist und jetzt das erste Mal bei einem Meeting wieder so richtig dabei sein konnte. Zwar nur für eine Stunde, dann musste sie sich wieder hinlegen, aber trotzdem war das ein kleiner Hoffnungsschimmer.

Den restlichen Nachmittag Mails und ein bisschen Unterrichtsvorbereitung, noch eine letzte Beratung am Abend, und um kurz nach sechs war ich fertig und machte Feierabend. Und wäre relativ gut gelaunt in selbigen gestartet, wenn nicht zehn Minuten vor Feierabend meine Kollegin, mit der ich am Montag eng zusammengearbeitet (und Mittagspause gemacht) hatte, mich anschrieb und mir mitteilte, dass sie seit heute Fieber hätte, hurrahurra. Pünktlich zum Urlaub. Mir ging es aber vorerst noch gut und ich hoffte einfach mal, dass die FFP2-Maske ihren Job gemacht hatte und ich verschont bleiben würde. (Die Mittagspause war allerdings ohne Maske gewesen, wir hatten ja gegessen.)

Auf jeden Fall holte ich erst einmal den Liebsten aus seinem Arbeitszimmer und wir machten uns ans gemeinsame Kochen. Eigentlich hatte ich Pasta mit Kohlrabi in einer Zitronensauce geplant, aber da ich am Montag ja noch einmal Dinkel eingepackt hatten, improvisierten wir ein bisschen: schnippelten Lauch, Räuchertofu und Sellerie in eine Pfanne, den Kohlrabi dazu, alles angebraten und mit etwas Sojasoße abgelöscht. Das vermischten wir mit dem Dinkel und einem Glas Tomaten, ein paar getrocknete Tomaten in Streifen dazu, und gaben die Mischung in eine Auflaufform. Eine Käsesoße darüber, 30 Minuten in den Ofen, voilà: ein prima Getreideauflauf.
Dann ein wenig Castle zum Abend. Wenn auch nicht lang, denn mir war einfach kalt-kalt-kalt, obwohl im Ofen ein Feuer brannte. Gegen neun hatte ich von der Friererei genug, ich nahm meinen Krimi und packte mich ins Schlafzimmer unter die dicke Decke. Sowieso der beste Platz im Winter.