Aufgewacht nach einer okay-en Nacht zu einer Tasse Tee, einem miauenden Kater und der Nachricht, dass Deutschland jetzt Kampfpanzer an die Ukraine liefert. Ich bin ja nun wahrlich keine Expertin in diesen Dingen (auch wenn ich die Bundeswehr als Forschungsthema in der Magisterarbeit hatte), aber ich denke, das ist die richtige Entscheidung, wenn auch reichlich spät. Es ist einfach so, dass wir in diesem Konflikt einen Aggressor haben, der die Auflösung des Kriegsgegners in seiner jetzigen Staatsform anstrebt, und unter diesen Voraussetzungen gibt es keine Basis für Verhandlungen. Man kann keine Kompromisse oder Lösungen aushandeln, solang eine Seite die Vernichtung der anderen Seite als Ziel gesetzt hat. Und je schwächer und tröpfelnder der Waffennachschub kommt, desto länger zieht sich eine zermürbende Pattsituation hin und desto höher sind die zivilen Schäden am Ende. So zumindest meine Einschätzung.
Damit beließ ich es mit aktuellen Nachrichten, stattdessen Müsli, schnelle Dusche, ab acht auf der Yogamatte. Der Kurs war anstrengend dieses Mal. Nicht nur dass mir jede Bewegung weh tat (Arm sowieso, aber auch Hände, anderer Arm, Hüften, alles irgendwie), die Positionen waren mühsam und es fiel mir schwer durchzuhalten. Und so richtig entspannt war ich auch nicht, was nicht gerade durch die Tatsache unterstützt wurde, dass ich als Krankheitsvertretung eingeplant war und während des Kurses zweimal ins Arbeitszimmer gehen und beim laufenden Rechner nachschauen musste, ob irgendjemand sich gemeldet hatte. Dem war nicht so, aber wirkliche Ruhe brachte mir das natürlich nicht gerade.
Ab halb zehn am Schreibtisch, den Vormittag über mit Orgakram, vielen Mails und ein bisschen Unterrichtsplanung beschäftigt. Nichts Besonderes, Dinge abzuhaken, aber irgendwie verflog die Zeit, ohne dass ich wahnsinnig produktiv gewesen wäre. Ich räumte noch die gelieferte Biokiste aus und ging zweimal wegen DHL an die Tür (einmal weil ein Paket für den Liebsten gekommen war und dann klingelte zehn Minuten später der Fahrer noch einmal: Das Paket war wohl nicht richtig bei ihm ausgebucht worden, deshalb konnte er es nicht als zugestellt vermerken und musste es noch einmal abscannen). Und dann war es plötzlich halb eins.
Zum Mittagessen die restlichen Pasta e Fagioli. Ich startete parallel ein neues Buch, nach dem ganzen literarischen Nordsee-Kram ein etwas seichterer Schweden-Krimi, den ich zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte. Sehr nett an dem Buch war, dass er in Schonen in einer Region spielte, in der ich vor ein paar Jahren allein Urlaub gemacht hatte, die ich also ein bisschen kannte. Außerdem hatte eine Kollegin von mir das Buch übersetzt, wie ich beim Aufklappen feststellte, auch lustig. Ein bisschen leichte Kost passte gerade genau. (…so zumindest der Eindruck nach 50 Seiten, vielleicht würde es mich irgendwann furchtbar nerven, wer weiß.)
Am Nachmittag war ich im Büro, ich ging auf halb zwei hin. Der ganze Schnee war leider komplett weggetaut, es war alles graubraun, hässlich und trüb. Und trotzdem kalt, Temperaturen gerade so knapp über dem Gefrierpunkt und ziemlich feucht, unangenehmes Wetter.
Im Büro machte ich mit Orgakram weiter, versorgte Zertifikate, kümmerte mich um Rechnungen, hatte eine kurze Besprechung mit einem Kollegen (wegen diverser Kairo-Probleme). Ab vier hatte ich Beratungstermine, oder zumindest versuchte ich Beratungstermine zu haben. Aber nachdem schon eine Kollegin geschrieben hatte, dass ihr VPN-Zugang nicht klappte und sie deshalb nicht auf Dokumente zugreifen konnte, und eine andere Kollegin mit Teams kämpfte, schrieb mir jetzt auch noch der Interessent: Er konnte über den Link nicht aufs Zoom-Meeting zugreifen, es kam ständig eine Fehlermeldung. Und während ich ihm einen neuen Meeting-Link generierte und über Mail zu schicken versuchte, stürzte mir Outlook ab. Über den Browser und den neuen Link konnten wir schließlich die Beratung machen, und die anschließende Beratung auch, aber das verzögerte natürlich alles und machte es kompliziert. Wie ich später erfuhr, gab es eine weltweite Microsoft-Störung (was die Zoom-Probleme nun nicht erklärt, aber alle anderen). Natürlich schon etwas blöd, wenn man bei der Arbeit auf ein paar Software-Produkte zwingend angewiesen ist – ich bin nur froh, dass wir die Meetings normalerweise nicht über Teams machen.
Auf jeden Fall ab vier Gedöns ohne Pause, weil sich alles etwas nach hinten verschob, und direkt anschließend von fünf bis sechs ein Unterricht, der dadurch dann auch etwas länger ging, und als ich damit fertig war, musste ich noch Unterricht für den nächsten Tag vorbereiten. Das hatte ich eigentlich vormittags schon machen wollen (und hatte damit auch schon angefangen), aber irgendwie war meine Zeitplanung an dem Tag etwas schleppend. Auf jeden Fall wurde es Viertel nach sieben, bis ich fertig war und heimkam.
Der Liebste hatte abends noch einen Termin gehabt, war aber (im Gegensatz zu mir) früher rausgekommen und hatte deshalb daheim schon gekocht, auf dem Herd standen Mie und ein Wok voll Spinat, Ingwer, Kokos, Chili, Gedöns. Eigentlich hätten wir beide ab sieben ja einen Termin gehabt: Vom Tierschutzverein stand die Jahreshauptversammlung an. Da sind wir beide eher stille Mitglieder und hatten dort bis jetzt wenig mitgemacht, aber seit einigen Monaten hat der Verein massive personelle und mittlerweile auch juristische Probleme, und ich hatte überlegt, dass wir uns das Ganze vielleicht mal aus der Nähe anschauen sollten. Um dann zu entscheiden, ob wir vielleicht entweder mehr mitarbeiten oder stattdessen aus dem Verein austreten, wenn wir feststellen sollten, dass die Strukturen so verkrustet sind, dass das keinen Sinn macht.
Aber tja, da kam halt bei uns beiden die Arbeit dazwischen, und das zeigt eigentlich schon ziemlich deutlich, dass für ehrenamtliches Engagement bei uns leider einfach keine zusätzliche Zeit ist, so schade das ist. (Also zumindest bei mir, der Liebste macht ja ein bisschen was im Sportverein und ist natürlich sehr engagiert als Vorstand im Bastelverein, aber noch etwas Drittes kriegt er auch nicht mehr hin.)
Das war schon ein bisschen frustrierend. Aber man muss einfach ehrlicherweise sehen, dass solche Sachen mit Vollzeitjob (und dann noch einem Minimum an Sport und vielleicht gelegentlichen kulturellen Sachen, sowieso selten genug) einfach nicht zu vereinbaren sind. Man müsste da eigentlich mal grundsätzlich über das Konzept der Vierzig-Stunden-Woche nachdenken.
Wir blieben also daheim, hatten Mie mit Wokgemüse, dazu etwas Castle. Und weil ich merkwürdigerweise plötzlich total Lust auf einen süßen Nachtisch hatte, was selten genug vorkommt, ging der Liebste noch schnell zum Supermarkt und holte uns eine Tüte Manner-Schnitten. Nicht gerade optimal, die Kombination aus wenig Bewegung und Süßkram, aber das Gute an Manner ist ja, dass man mal was davon isst und sie dann wieder für ein Jahr satt hat.