Ich wachte kurz vor dem Weckerlicht auf (draußen dämmerte es schon), recht ausgeschlafen, mich einigermaßen gesund fühlend, mit einem einigermaßen lockeren Tag vor mir. Draußen prasselte der Regen, was der Kater doof fand, mir aber recht war (die Krokusse blühen jetzt alle im Garten, die Forsythie legt auch los, und der Regen ist dringend nötig). Beim Runterkommen und Blick aufs Handy dann die Nachricht, dass es am Abend davor in Hamburg einen Amoklauf in einem Versammlungssaal der Zeugen Jehovas gegeben hatte. Definitiv nicht die Nachricht, zu der man am Morgen aufwachen möchte, erst recht nicht in einer Stadt, in der so viele Freunde und Bekannte von mir wohnen (wenn auch keiner bei den Zeugen Jehovas). Ganz ehrlich, was ist das für ein Dreck, und das kaum drei Jahre nach dem Hanau-Attentat?
…übrigens wurde ich über die Ereignisse detailliert vom Guardian unterrichtet, von dem hatte ich auch die Push-Meldung auf dem Handy, während der Spiegel die KOMPLETTE Berichterstattung hinter eine Paywall gepackt hatte. Der Guardian hat einfach so ein schlaues Bezahlsystem (es ist grundsätzlich gar nichts hinter einer Paywall, aber für wenig Geld komplett werbefrei auf dem Handy und mit ein paar Extrafeatures), ich weiß nicht, warum deutsche Zeitungen das nicht auch hinkriegen.
Ich hatte einen frühen Unterrichtstermin, deshalb schnelle Dusche und ohne Frühstück um acht am Schreibtisch. Der Liebste war auch im Home Office, hatte aber den ganzen Vormittag Termine, ich hörte ihn durch seine geschlossene Arbeitszimmertür in diversen Zoom-Meetings. Nach meinem Unterricht machte ich mir erst einmal ein Müsli, dann den restlichen Vormittag Unterrichtsnachbereitung, viel Orgakram und ein längeres Meeting mit einer Kollegin, wo wir ein paar grundsätzlichere Interna besprachen (das Thema, über das ich mich vor ein paar Wochen ziemlich geärgert hatte). Ich bin nicht so ganz sicher, wie viel Fortschritt es da geben wird, aber nun ja. Man darf ja hoffen.
Mittagessen um eins, ich machte mit dem Liebsten zusammen eine etwas längere Pause (Minusstunden machen und so) mit dem restlichen Kidneybohneneintopf und Kaffee. Außerdem kein Antibiotikum mehr, mit der Einnahme war ich nämlich seit dem Morgen durch. Und alles wieder einigermaßen beruhigt untenrum. (Hier zünde ich in Gedanken eine kleine Kerze für Alexander Fleming an, auch wenn ich ein Penicillin eingenommen habe, sondern einen Nach-nach-nachfolger.)
Ab zwei wieder an den Schreibtisch, etwas Unterrichtsvorbereitung und Orgakram, und um vier machte ich Schluss und las noch ein bisschen so im Internet herum. Außerdem einen Blick zum Liebsten ins Arbeitszimmer, der auch gerade am Feierabendmachen war. Draußen mittlerweile ziemlich steifer Wind, die Ausläufer des norddeutschen Sturms, waagrecht wehende Regentropfen (nur wenig) und über den Himmel treibende Wolkenfetzen. Nicht kalt, aber unangenehm.
Dennoch ging ich um halb fünf aus dem Haus: ENDLICH wieder zum Yogakurs. Ich schaute nach: Seit dem 22. Februar überhaupt gar keinen Sport mehr gemacht, es wurde höchste Zeit. Blöde Erkältung. Etwas unsicher war ich schon, wie das jetzt so im Kurs gehen würde (Arm und so), aber es stellte sich heraus: Es ging ganz hervorragend, viel besser als erwartet. Der verletzungsträchtigste Teil war eigentlich am Anfang, wo wir ein kleines Geburtstagsvideo für den kommenden runden Geburtstag einer Kollegin aufnahmen: Wir stellten uns alle in diverse Yogaposen, mit Tulpen in den Händen, und riefen dann „alles Gute“, und ich musste aufpassen, dass ich mir bei meiner Pose (Krieger 1) nicht den Oberschenkel zerrte. Davon abgesehen alles prima, sogar das Kuhgesicht machte der linke Arm mit.
Trotzdem war meine Laune irgendwie etwas bedrückt, als ich nach Hause ging. Die Kollegin ist seit letztem Herbst Covid-dauererkrankt (Long Covid in der schlimmsten Form als ME/CFS), Ausgang ungewiss, und der alte Freund D liegt immer noch in Isolation und man weiß nicht, ob die Stammzelltherapie wirkt, und auf der Arbeit sind alle am Rödeln und am Rennen und am Limit, in der Zeitung steht nur Schlechtes, und irgendwie fehlt es gerade ganz generell an den guten Nachrichten. Und am Frühling vielleicht auch.
Immerhin besserte sich meine Laune wieder etwas, als ich heimkam und mit dem Liebsten gemeinsam kochte, Penne mit Fenchel und Mandelmus, was sich merkwürdig anhörte, aber eine ausgesprochen gute Kombination war. Dazu das Staffelende von Dream Home Makeover und ein bisschen Castle (da sind wir auch schon mit der letzten Staffel zur Hälfte durch und müssen uns dann wirklich überlegen, was wir danach ansehen), und als wir uns dann mit Buch ins Bett verzogen, war ich mit der Aussicht aufs kommende Wochenende wieder einigermaßen versöhnt.