Unruhig geschlafen, viel Quatsch von der Arbeit geträumt. Ganz schön kaputt beim Aufwachen, und ich spürte meine Oberschenkelmuskeln – ob das jetzt doch Muskelkater vom Training am Wochenende war? Auf jeden Fall war ich noch sehr müde und mit Aussicht auf einen vollen Tag. Irgendwie stimmte mit der Gedanke an die kürzere Woche und unseren (jetzt endlich geplanten, naja mehr oder weniger) kommenden Urlaub gar nicht so vorfreudig, sondern es fühlte sich eher nach noch einer weiteren Stressschicht an. Und Kater-Sorgenschicht. Ich war sicher, dass es ok werden würde, aber wir waren halt auch aus der Übung: Unser Hochzeitstags-Wochenende vor genau einem Jahr war unser letzter Urlaub gewesen. Puh.
Auf jeden Fall früh aus dem Haus nach einer schnellen Dusche, der Liebste machte uns noch ein Müsli, das ich einsteckte und mitnahm. Er ging auch los ins Büro, obwohl es ihm gar nicht gut ging (Bauchweh, schlecht, schwindelig, Kopfweh, was man halt so hat ein paar Tage vor dem Urlaub). Supi.
In der Arbeit erst einmal einiges an Prüfungsorga, Räume richten, Leute begrüßen, Kolleg:innen kurz in die Aufsicht einführen. Für das Prüfungsformat war eigentlich meine Kollegin hauptverantwortlich, aber da am Wochenende ihre Schwester Jungesellinnen-Abschied gefeiert hatte (und sie am Sonntag vermutlich noch nicht wieder fit genug gewesen wäre, sich in den Zug zu setzen und heimzufahren), hatte sie noch einen Urlaubstag und ich übernahm für sie. Grundsätzlich völlig problemlos (vor allem da ich Unterstützung durch Kolleginnen hatte), ich kannte nur die Leute alle nicht und war auch nicht so im Prüfungsformat drin. Aber es ging alles gut, und ich konnte um halb zehn in mein Büro verschwinden, Müsli essen und meine Erlediliste abarbeiten, so zumindest der Plan.
Telefonat mit einer Kollegin um zehn, die für den Nachmittag als Prüferin eingeteilt war: Sie war seit gestern heiser und fühlte leichte Erkältungssymptome – sollte sie trotzdem zur Prüfung kommen? Test war natürlich negativ und sie würde Maske tragen, aber „jetzt zu Coronazeiten sehen das unsere Chefs ja nicht so gern, früher war man ja mit Erkältung trotzdem arbeiten.“ Ähm, naja, sollte man aber auch früher schon nicht, meinte ich. Ja theoretisch, aber du weißt ja, dass man trotzdem gekommen ist, sagte sie. Ich dachte nur „das war auch früher schon Teil des Problems“, wollte aber nichts sagen, weil ich erstens letzte Woche auch heiser unterrichtet hatte (und sie sich eigentlich fit fühlte) und ich sie zweitens als Prüferin hätte ersetzen müssen, wenn sie nicht gekommen wäre. Ich überließ am Ende ihr die Wahl, sie sollte es sich überlegen.
Kurze Mittagspause um halb eins, zweite Hälfte Rotes Curry, Kaffee. Ich bereitete den mündlichen Prüfungsteil vor, und kurz darauf kam die heisere Kollegin mit Maske und guter Dinge hereingeschneit. Es ging ihr von der Stimme mal abgesehen wirklich ganz okay und ich war froh, dass sie hatte kommen können (und sich nicht völlig krank hergeschleppt hatte). Den Nachmittag konnte ich also im Büro verbringen, schon mit der Prüfungsnachbereitung starten und sogar etwas Unterricht vorbereiten. Um vier war die Prüfung fertig, um sechs dann auch ich. Ziemlich okayer Arbeitstag. Letzte Aktion, bevor ich heimging: Ich sammelte sämtlichen alten Büro-Kaffeetassen zusammen, die innen einen schwarzen Teebelag hatten, stellte sie ins Spülbecken und füllte Gebissreiniger-Tabletten und heißes Wasser ein. Ich habe zwar kein Interesse daran, auch im Büro hausfrauliche Tätigkeiten zu übernehmen, aber ich möchte auch gern saubere Tassen, und die Büro-Spülmaschine kriegt den Belag nicht weg. Mit der Kollegin machte ich aus, dass sie am nächsten Morgen die Tassen ausleeren, abspülen und wegräumen würde (von wegen Hausfrauen: Bei uns in der Arbeit schauen alle mehr oder weniger danach, dass es okay aussieht – kann man vermutlich auch nicht von jedem Büro erwarten).
Auf dem Heimweg ging ich über die Steinlachbrücke und sah dort einen Rucksack im Wasser liegen. Jetzt liegen dort immer wieder mal Müll, alte Kleider, Tüten oder Fahrräder im Fluss, in der Steinlach genauso wie im Neckar, aber dieser Rucksack sah mir nicht danach aus: ein roter Wanderrucksack, ziemlich neu und gut aussehend, geschlossen und scheinbar noch mit Inhalt. Ich schaute ein bisschen durch die Gegend, ob noch irgendetwas zu sehen war (ein Fahrrad, eine Person), konnte aber niemanden sehen außer den üblichen Steinlach-Figuren, die dort abhingen (die Ecke ist ein bisschen ein Drogen- und Alki-Treffpunkt).
Ich ging also nach Hause, suchte die Telefonnummer des Polizeireviers Innenstadt heraus und rief an. Kam mir zwar ein bisschen albern dabei vor, aber wenn der Rucksack geklaut worden war, dann wäre es sicher eine gute Idee, wenn die Polizei davon wüsste. Das sah der nette Mensch am Telefon genauso, er ließ sich die Stelle beschreiben, nahm meine Daten auf: „Wir schauen danach.“ Freute mich ein bisschen.
Der Liebste war währenddessen schimpfend im Arbeitszimmer: Für sein Jukebox-Projekt (die alte Jukebox, die er für einen Kulturverein mit einem Musik-Abspielprogramm versieht) hatte er eine Deadline bekommen, und irgendwas klappte nicht so. Ich übernahm also das Kochen, Spaghetti mit Linsen-Tomatensauce. Der Liebste hatte sowieso vom Mittag noch seine Essensportion wieder mitgebracht, weil sein Magen nicht gewollt hatte – mittlerweile ging es ihm wieder okay bis auf Kopfweh. Irgendwann ließ er die Jukebox sein, aß sein Mittagessen, ich meine Nudeln, und dann verzogen wir uns aufs Sofa, wo wir den restlichen Käsekuchen vom Sonntag aufaßen und ein wenig beim Doctor vorbeischauten. Ganz zufrieden. Jetzt sollten wir nur gesund bleiben für die nächsten Tage.