Puh, was für eine Nacht. Um halb zwei wachte ich auf, weil mir warm war und ich einen blöden Reizhusten hatte – und der wollte einfach nicht weggehen. Die nächsten Stunden (nicht übertrieben, ich sah auf die Uhr) drehte ich mich hin und her, hustete, war genervt. Irgendwann schlief ich dann doch ein wurde am Morgen durchs Weckerhupen wach, war unausgeschlafen und völlig durch. Und musste immer noch husten. Immerhin sagte der Liebste, er hätte wunderbar geschlafen.
Eher langsamer Morgen also, wir toasteten etwas Brot, ich hielt mich am Tee fest. Schnell ins Bad, ab acht hatte ich einen Einzelunterricht. Als ich den Rechner startete, stellte ich Eumel fest, dass ich meinem Teilnehmer keine Teams-Termineinladung geschickt hatte, ich hatte nur den Termin bei mir im Kalender eingetragen. Ich holte das also um Punkt acht nach und zum Glück loggte der schlaue Mensch sich auch sofort ein. Ich Eumel.
Nach dem Unterricht ging ich schnell duschen, dann wieder an den Schreibtisch, viele administrative Sachen zu erledigen. Um halb zwölf holte ich den Liebsten aus dem Arbeitszimmer und wir gingen aus dem Haus: Ich musste dringend zur Post, arbeitsbezogene Unterlagen zum Versand bringen.
Schönes, mildes Frühlingswetter, viele Leute unterwegs. Noch mehr, als wir in Richtung Zentrum kamen: Eine Straße war abgesperrt und es liefen eine Menge Leute mit Streik-Warnwesten und ähnlichem herum. Offensichtlich hatte eine Gewerkschaft (wir sahen viele verdi-Schilder, später wurde im Radio der Marburger Bund genannt) zum Streik aufgerufen.
Dann also Post: Und da standen wir halt leider vor verschlossenen Türen. „Wegen einer internen Betriebsversammlung bleibt diese Filiale…“ Nerv. Die Post hat ihr Filialnetz mittlerweile so ausgedünnt, dass ich für die nächste Filiale vermutlich mit dem Bus hätte fahren müssen. Ich verschob das also noch einmal auf den nächsten Tag, leicht angenervt. Wenn die Schließung wenigstens etwas mit dem Streik zu tun hat, dann hätte ich dafür ja wenigstens noch ein bisschen Verständnis. (Streiks müssen unbequem sein.)
Auf jeden Fall liefen wir heim, und zwar über die Steinlachbrücke, weil ich neugierig war, und als wir ins Wasser schauten, lag der Rucksack immer noch da. Ich war ziemlich empört. Da nimmt man einmal seine Bürgerpflichten wahr und ruft brav an, und dann passiert gar nichts? Hm. Der Liebste meinte, bestimmt hatte eine Streife nachgeschaut, hatte den Rucksack aber so nicht aus dem Wasser bekommen (der Rucksack lag ziemlich in der Mitte) und die Feuerwehr war so schnell nicht verfügbar gewesen. Hm. Trotzdem leicht beleidigt.
Daheim machte der Liebste uns ein paar frische Spaghetti zur restlichen Pastasauce, dazu Rätsel, ein bisschen Himbeerquark als Nachtisch und Espresso. Ich war fürchterlich müde und legte mich ein bisschen aufs Sofa, wo ich prompt einschlief. Um zwei wachte ich wieder auf und ging nach oben.
Nachmittags einen Beratungstermin, viel Unterrichtsvorbereitung und ein spontanes Meeting mit einer Kollegin zum Thema ChatGTP und der Frage, ob das für unsere Unterrichtsformen, Textproduktionen und Tests ein Thema ist. Keine abschließende Antwort, aber sicher etwas, mit dem man sich auseinandersetzen muss.
Während wir darüber sprachen, öffnete ich die ChatGTP-Seite, loggte mich ein und gab ein paar Fragestellungen für Textproduktionen ins Chatfeld ein. Und ich muss sagen: Das war schon sehr beeindruckend. Ich hatte etwas deutlich „Leereres“ erwartet, mit weniger Inhalt, aber gleich der erste Versuch einer argumentativen Stellungnahme von 250 Wörtern („autofreie Innenstädte“ als Thema) brachte ein wirklich beeindruckendes Ergebnis. Ich wäre zumindest nicht in der Lage gewesen, das als maschinenproduziert zu erkennen.
Noch etwas Arbeit bis halb sieben – eigentlich hatte ich ins Fitness gehen wollen, aber andererseits wollte ich auch gern meinen Unterricht so fertig vorbereitet haben, dass die nächsten Tage nicht völlig stressig werden. Also schloss ich alles ab, und kaum war ich fertig mit der letzten Planung, erreichte mich die Nachricht von einer Kollegin: Einer meiner Unterrichtsteilnehmer, den ich am nächsten Tag gehabt hätte (und für den ich den Unterricht gerade vorbereitet hatte) schrieb sie an, weil ihm in der Firma fristlos gekündigt worden war. Wirklich schlechte Nachrichten, und ich konnte mich bei dem Teilnehmer leider gar nicht melden, weil ich nur seine Firmen-Mailadresse hatte, die jetzt ja dann wohl nicht mehr galt. Jetzt warte ich mal, dass er sich meldet.
Der Liebste war um halb fünf aus dem Haus gegangen, er hatte ein Meeting mit einem befreundeten Verein aus einem Nachbardorf, für den er die Jukebox in den letzten Wochen bearbeitet hatte. Ich machte also schon mal das Abendessen, eine Pfanne gebratener Maultaschen mit geschmälzten Zwiebeln, und als ich fertig war, kam der Liebste gerade heim. Gutes Essen (ziemlich fettig), aber leider etwas wenig – normalerweise machen wir einen Salat dazu, wir hatten aber nichts mehr da. Deshalb gingen wir nach dem Essen noch in den Supermarkt nebenan, um dort einen Krautsalat oder ähnliches aus der Konserve zu finden.
Am Ende landeten wir bei zwei Packungen veganem „Eier“salat beziehungsweise „Fleisch“salat… und das ging mit einer Scheibe Brot ganz okay, aber wirklich lecker war es nicht. Halt schon sehr deutliches Industriefutter. Aber egal, wir waren satt danach und bereit für zwei Folgen Doctor auf dem Sofa.