Ganz gut geschlafen, obwohl ich eigentlich schon ein bisschen nervös war (der erste Reisetag seit EINEM JAHR!), früh aufgewacht und um kurz nach sechs aufgestanden. Ich machte gleich den Wecker aus (er hätte um sieben geklingelt) und ließ den miauenden Kater auf die Dachterrasse. Eine Extraportion Vogelfutter auf die Dachterrasse (nachdem das Tier wieder drin war), dann Tee, Müsli zum Frühstück.
Letzte Sachen eingepackt, Biomüll geleert, zweiter Tee, Zeitung (am Tag davor hatte es ein Tötungsdelikt mitten in der Innenstadt gegeben, der Liebste war beim Heimlaufen von der Arbeit mehr oder weniger direkt an der Stelle vorbeigelaufen, alles nur eine Stunde her und weiträumig abgesperrt, unglaublich viel Polizei, Hubschrauber, you name it – dementsprechend die Lokalzeitung in heller Aufregung. Vielleicht ganz gut, die nächsten Tage keine Zeitung zu lesen).
Ein letzter Rundgang durchs Haus, Katerverabschiedung, und trotzdem waren wir um Viertel vor acht startklar. Anstatt blöd rumzusitzen, gingen wir los und bekamen tatsächlich den Zug um 8:05 Uhr (eigentlich wäre 9:00 unser Zug gewesen, eigentlich-eigentlich hatte ich 8:33 als früheren Ausweichzug angedacht). Ruhige Zugfahrt, bis auf halber Strecke eine aufgeregte Grundschulklasse auf Museumsausflug einstieg. Ab da hoher Lärmpegel und viel Gezappel. Teilweise irgendwie lustig, aber auch sehr anstrengend. Leider dachte ich nicht daran, meine Maske gleich aufzusetzen (vorher war der Zug sehr leer gewesen) und nachdem sie alle da waren, wollte ich nicht mehr, das wäre mir irgendwie sehr unhöflich vorgekommen. Ich hoffte einfach nicht krank zu werden. (Spoiler: klappte.)
In Stuttgart holten wir uns Kaffee und Brezel am Bahnhof (keine Zugfahrt ohne zweites Frühstück) und stiegen dann um 9:58 in den Eurocity. Kaum waren wir 10 Minuten aus dem Bahnhof, meldete mein Handy „Ihr Anschluss wird nicht erreicht“ – der Regionalzug ab 9:00 Uhr hatte natürlich Verspätung und ich war SO froh, dass wir einen früheren Zug (oder zwei…) genommen hatten. Eine Viertelstunde Umsteigezeit ist einfach mittlerweile zu wenig, so traurig das ist.
Voller Zug, zum Glück hatten wir reservierte Plätze. Nach etwas Eingeruckel (wir mussten zwei alte Amerikaner wegscheuchen, weil sie auf unseren reservierten Plätzen saßen, was uns leid tat – sie hatten wohl zu reservieren versucht, aber das hatte nicht geklappt, die Schaffnerin hatte für sie in einem anderen Wagen aber noch zwei Sitzplätze) hatten wir dann aber viel Ruhe im Sechserabteil. Ich las die ganze Fahrt, der Liebste schlief, um zwölf Vesper mit dem mitgebrachten Brot und Pseudowurst, dazu ein gekaufter Kaffee und Wasser. Dass ich so viel las, war ein Glücksfall, denn ich startete ein neues Buch und war nach zwanzig Minuten schon völlig absorbiert.
Um zwei kamen wir in Salzburg an (superpünktlich, unfassbar). Wir wurden von einem Sonne-Wolken-Mix und Sprühregen empfangen, es war wärmer als gedacht, was es unangenehm dämpfig machte. Vom Bahnhof aus gingen wir eine halbe Stunde zu Fuß zum Hotel (auf die andere Salzach-Seite) und waren schweißgebadet, als wir endlich da waren.
Das Hotel (Grünes Hotel zur Post, der Name aufgrund der Auszeichnung als Bio-Hotel) hatte eine prima Lage, relativ zentral und trotzdem SEHR ruhig. Wir machten erst einmal ein bisschen Pause: Verschwitzte Klamotten wechseln, der Liebste ging unter die Dusche, ich aß den mitgebrachten Kartoffelsalat. (Den wir eigentlich im Zug hatten essen wollen, aber wir schlauen Menschen hatten natürlich Besteck vergessen einzupacken.) Dann ein bisschen lesen, ausruhen, runterkommen.
Um vier gingen wir los in Richtung Altstadt, genauer gesagt zum Mönchsberg, durch den Tunnel und mäanderten dann einmal durch die Altstadtgassen. Ungefähr anderthalb Stunden waren wir unterwegs. Wir kauften Brötchen und „Laugenpolster“ (sahen aus wie Laugencroissants, nur viereckig) fürs Abendessen und blaue (!) Mozartkugeln für uns und die Nachbarn als Mitbringsel. Auf dem Rückweg ein kurzer Stopp beim dm für eine Tüte Chips und Tee. Und dann kamen wir auf den letzten 80 Metern noch in einen unangenehmen Regenguss, mit Wind und waagrechten Regentropfen, Jacke und Schuhe hielten zwar dicht, aber meine Oberschenkel wurden ziemlich nass.
Im Hotel waren wir beide ausgesprochen kaputt (insgesamt, mit Weg vom Bahnhof und allem, waren wir gute drei Stunden herumgelaufen, und das waren wir offensichtlich nicht mehr gewohnt). Einfaches Abendessen im Hotelzimmer mit restlicher mitgebrachter Pseudowurst und gekauften Brötchen, dem letzten mitgebrachtem Apfel, der Liebste aß seine Portion Kartoffelsalat, dazu viel Tee. Der Liebste wusch sein völlig durchgeschwitztes T-Shirt aus, dann parkten wir uns im Pyjama aufs Bett. Wir hatten ursprünglich überlegt, noch für ein Bier zurück in die Stadt zu laufen, aber: Klamotten nass, Füße taten weh, wir waren ziemlich durch. Also lasen wir ein bisschen und machten schließlich den Fernseher an für ein bisschen Gezappe (meine Güte, läuft da viel Quatsch), die Nachrichten und schließlich „Let’s Dance“ auf RTL. Das läuft ja zuverlässig seit Jahren, man kann sich also getrost fünf Jahre nicht damit beschäftigen und findet wieder zurück. Natürlich kannte ich keinen einzigen „Promi“ aber das ist ja auch völlig egal. Nur das völlig überdreht kreischende und klatschende Publikum und die ständigen inhaltsleeren Interviews gingen mir sehr auf die Nerven („und wie fühlst du dich jetzt, so kurz nach dem Auftritt? – Und jetzt, kurz vor dem Votum der Juroren? Und jetzt NACH dem Votum…?“). Um zehn machte ich den Fernseher schließlich aus. Genug Trash TV für den Abend.