Ziemlich unruhige Nacht, es war recht warm im Zimmer und ich wälzte mich etwas herum. Um acht standen wir schließlich auf und starteten den Tag ruhig mit Tee und lesen und so, erst um zehn waren wir beim Bäcker ums Eck, wo es wieder süße Topfentaschen und eine wirklich leckere (salzige) „Fastenbrezel“ gab (ein bisschen so ähnlich wie die Neujahrsbrezeln, die ich von früher kenne). Vom Bäcker aus gingen wir weiter zur Bushaltestelle und fuhren von dort einmal quer durch die Stadt bis zum Hauptbahnhof, also über die Altstadt hinaus. Wir wollten ein bisschen einkaufen und so ganz direkt im Zentrum findet man nur ziemlich überteuerte Touristen-Läden und halt Ketten, also nichts so wirklich für uns.
Die Temperatur war extrem in den Keller gefallen, nur knapp über null Grad und ein sehr ekliger Regen, dazu doofer Wind, der uns das Hantieren mit Regenschirmen schwer machte. Wir gingen etwas im Zickzack vom Hauptbahnhof in Richtung Salzach/Mirabellenplatz und schauten nach interessanten Läden aus. Nun ja, es hielt sich alles in Grenzen. Immerhin fanden wir eine Buchhandlung 400 Meter vom Bahnhof entfernt, die allerdings ein etwas merkwürdiges Sortiment hatte (einige Regale waren komplett leergeräumt, überall stapelten sich die Sachen, als würden sie gerade Inventur machen – es war ein bisschen bizarr). Mir fiel der 8. Band der Gideon-Rath-Reihe von Volker Kutscher in die Hand, dass er als Taschenbuch erschienen war, hatte ich nicht mitbekommen. Ich nahm ihn gleich mit, obwohl Bücher kaufen in Österreich eigentlich dämlich ist (durch den höheren Mehrwertsteuersatz sind die Bücher dort immer teurer als in Deutschland).
Dann weiter durch die Gassen, allmählich nahm die Ladenfrequenz zu, und als wir einen GEA-Schuhladen sahen, ließen wir uns hineinwehen. Der Liebste trägt seit vielen Jahren Waldviertler Schuhe und mag sie sehr, ich fand schade, dass sie so sehr auf Leder setzen. Siehe da: Sie hatten wirklich sehr schöne, vegane Sneaker in grau. Der Liebste schlüpfte rein, sie passten, prima. Jetzt war ich natürlich angesteckt und wollte auch ein Paar Schuhe haben. Die grauen Sneaker waren allerdings die einzigen veganen im ganzen Laden (und ich wollte nicht die gleichen Schuhe kaufen wie der Liebste). Nach etwas Überlegen und probieren kaufte ich schließlich konventionelle Waldviertler-Halbschuhe in knallrotem Leder. Vegane Schuhe sind einfach ein echt doofes Thema, und diese Schuhe haben den Vorteil, dass sie sicher sehr lang halten werden (der Liebste hat seine ersten Waldviertler-Schuhe seit bestimmt 15 Jahren, mehrfach neu besohlt). So ganz glücklich bin ich damit trotzdem nicht, aber es war halt ein Kompromiss aus veganem Einkaufen und Nachhaltigkeit.
So langsam näherten wir uns der Salzach und der Altstadt. Wir sahen das gleiche Café wie schon samstags (mit den unveganen Torten und dem Hafermilchkaffee). Ein bisschen Aufwärmen, zwei Tassen Kaffee (keine Torte dieses Mal), dann weiter im Text, und plötzlich sprangen mich die Läden quasi an, oder zumindest ein Kleiderladen. Wir waren vierzig Minuten dort, wurden gut beraten, und ich kam mit einem beige gestreiften Pullover und einer schwarzen Jeans wieder heraus. Beides vegan und in Bio-Qualität, obwohl ich gar nicht explizit danach geschaut hatte. Freute mich sehr.
Mittlerweile war es ein Uhr, also Mittagessen: Wir gingen zum Spicy Spices in der Linzer Gasse, das Bistro (oder Restaurant oder was auch immer, nichts so richtig), das am Sonntag zu gehabt hatte. Ein Restaurant direkt aus den 90er Jahren: Es hatte 1998 eröffnet (das stand an der Wand), war damals eingerichtet und gestrichen worden und hatte seitdem vermutlich weder an der Einrichtung noch am Konzept was geändert. Aber es funktionierte: Eine stark indisch angehauchte vegetarische Karte (bestimmt 50% davon vegan), dazu ein günstiger Mittagsteller. Diesen nahmen wir, davor einen gemischten Salat, dazu einen Chai mit Sojamilch – und das war einfach komplett das beste Essen des gesamten Urlaubs. Ein fantastischer Salat, ein sehr, sehr leckeres braunes Dhal, dazu ein würziges Krautgemüse und Reis… absolut großartig. Die Gäste waren größtenteils alte Stammgäste, so ein bisschen alternativ angehaucht, und irgendwie war es ein echtes Abtauchen in die Vergangenheit.
Danach ins Coffee House, nur 50 Meter entfernt (das war dann wieder ein normales, schickes Café), wo der Liebste einen doppelten Espresso nahm und ich ein Glas Chardonnay (genug Kaffee für mich). Während wir so da saßen, nahm der Regen zu und ging irgendwann in Graupel und schließlich Schnee über. Und da es 3 Uhr war und wir froren, fuhren wir schließlich zurück ins Hotel.
Den restlichen Nachmittag herrschte ziemliches Schmuddelwetter mit ordentlichem Schneeregen, uns zog es nicht nach draußen (SO froh, dass wir ein gemütliches Hotelzimmer mit Platz, Lesesessel, richtiger Heizung und Wasserkocher hatten). Wir teilten uns eine Packung Chips und verbrachten die Zeit mit ein bisschen Carcassonne-Spielen und Lesen.
Um sieben gingen wir wieder aus dem Haus zum Essen, und zwar in ein kleines Bistro/Restaurant ganz in der Nähe vom Hotel (schräg gegenüber vom Bäcker) namens Fit.Food. Wir wollten nicht mehr lang laufen oder gar Bus fahren, deshalb kam uns das Restaurant gelegen, zumal der Schneeregen in richtigen Schnee übergegangen war und es schmierig-glatt auf der Straße wurde. Die Lage war also super, ansonsten war das Restaurant… naja. Viel, viel zu viel Hipster, viel zu gewollt modisch, alles, was es in den letzten 4 Jahren an Essenstrends gegeben hatte, war dort einfach zusammen auf eine Karte geworfen worden: Natürlich Bowls, dann Burger, zwei Currys, Tacos. Es gab insgesamt sechs vegane Sachen (zwei Bowls, einen Burger, ein Curry, zwei Tacos), davon waren vier mit Falafel und die anderen… irgendwie merkwürdig. Der Liebste hatte den Burger mit „Mango-Sauce“, WTF, und ohne Pommes, weil es nur Süßkartoffel-Pommes gab, die man für 6 Euro hätte dazu bestellen müssen. Sein Kidneybohnen-Pattie wurde auf der Karte als „Eiweiß-Pattie“ bezeichnet, und irgendwie ging mir das alles schon mächtig auf die Nerven. Nun ja. Mein Curry war essbar, aber halt einfach… zusammengeworfen, und nach den sehr guten Currys der letzten Tage war das sicherlich das schlechteste. Wirklich satt wurde man davon auch nicht (aber mit den Chips vorher war es okay).
Egal, wir mussten nicht lang durch den Schnee (auf dem Rückweg so richtiges Schneegestöber mit dicken Flocken), wir hatten vegan gegessen, und daheim fanden wir eine österreichische Blaulicht-Doku im Fernsehen so als Absacker, also insgesamt doch ein ganz prima Abend.