Salzburg Tag 3, Laut im Museum – Sonntag 26.3.2023

Nach einer guten Nacht wachte ich um halb acht auf, was natürlich gefühlt halb sieben war wegen Zeitumstellung und so, damit hatte sich das Thema Ausschlafen im Urlaub ganz von selbst geklärt. Sehr praktisch. Wie jedes Jahr: Sehr zufrieden mit der Zeitumstellung, sie kommt mir einfach immer entgegen, in beide Richtungen.
Tee auf dem Hotelzimmer, eine ausführliche Dusche, gegen neun gingen wir wieder zum Bäcker die Straße runter zum Frühstück. Dieses Mal gab es deutlich weniger Auswahl und keine süßen Sachen, das machte aber nichts. Nach zwei Croissants, einer Brezel und einer salzigen Mürbteigstange waren wir zufrieden (dazu eine schwarze Tasse Kaffee, weil wir die Hafermilch nicht hatten mitnehmen wollen – wir gingen nicht mehr ins Hotel und hätten sie sonst den ganzen Tag herumgetragen).

Um zehn nahmen wir (direkt vor dem Bäcker) den Bus bis ins Stadtzentrum (Karajanplatz) und gingen von dort ein paar Meter bis zum Naturkundemuseum, dem Haus der Natur. Ich hatte im Vorfeld schon gedacht, dass das vielleicht nicht die schlaueste Idee sein könnte, von wegen Sonntag bei Regenwetter, aber wir hatten es trotzdem so entschieden. Nun ja, turns out – war nicht die schlaueste Idee. Wir waren die einzigen Erwachsenen (wirklich die einzigen), die nicht als Begleitpersonen von kleinen Kindern im Museum waren. Zwar flüchteten wir gleich zu Beginn vor dem ständigen Geschrei ganz nach oben und arbeiteten uns von dort nach unten, aber recht bald hatten die Familien uns eingeholt und es war kaum möglich, sich etwas in Ruhe anzusehen – eine Atmosphäre wie im Kindergarten. Eigentlich ein nettes, recht konventionell gestaltetes Museum mit vielen Tiermodellen und Dioramen, aber der ständige Lärmpegel ging mir sehr schnell sehr auf die Nerven. Besonders schlimm war es im „Science Center“, direkt ans Museum angegliedert, wo man viele naturwissenschaftliche Phänomene durch Modelle selbst ausprobieren konnte – beziehungsweise hätte können, wenn die Räume nicht von Eltern-Kind-Gruppen in einen riesigen Indoor-Spielplatz verwandelt worden wären. (Kein einziges Kind hat bei diesem Museumsausflug auch nur irgendetwas gelernt, ich bin mir sicher.) Nun ja. Wir warfen einen Blick ins Museumsrestaurant, konnten aber nicht feststellen, was es dort zu essen geben sollte, und schauten ins Aquarium. Dort war es eigentlich ganz nett mit einer Menge interessanter Fische, bis wir auf einen viel zu kleinen, runden Fischtank trafen, der ein Korallenriff nachbilden sollte, und in dem ein anderthalb Meter langer Riffhai nichts weiter tun konnte als permanent in einem engen Zirkel im Kreis zu schwimmen und zu schwimmen und zu schwimmen. Es war absolut herzzerbrechend und ich hatte vom Museum endgültig genug. Da es mittlerweile schon zwanzig nach zwölf war und der Liebste sich auch nicht überragend fühlte, gingen wir wieder.

Nächster Stopp war ein vegetarisches Restaurant, das wir am Vortag gesehen hatten – der Liebste meinte zu wissen, wo es war, und führte uns ein bisschen im Zickzack um den Dom herum, ohne es zu finden. Schließlich schaute ich in der Kuh nach und das Restaurant war auf der anderen Flussseite, also in einem komplett anderen Stadtviertel, eine gute Viertelstunde entfernt. Wir gingen also dieses Mal mit Google Maps-Hilfe dorthin, nur um festzustellen, dass wir das Restaurant eigentlich für Montag geplant hatten – sonntags hatte es nämlich zu. Hm. Immerhin führte uns die Kuh zu Organic Pizza, zwei Gehminuten entfernt, und das war eine gute Wahl. Eine komplette Seite mit veganen Pizzen zur Auswahl, mit Pilzen und Sprossen und Rucola und getrockneten Tomaten und allem, dazu ein dünner, knuspriger Boden. Sehr gut. (Nur dass der Liebste nach dem Essen dort auf der Toilette war und naja – sagen wir so, er hätte sich vielleicht gegen das Essen dort entschieden, wenn er die Toilette vorher gesehen hätte. Aber was man nicht weiß…)

Nur der leckere Kuchen durfte aufs Bild.

Anschließend ins Ratio Café schräg gegenüber, dort Hafermilchkaffee und zwei Stück vegane (!) Torte, der Kuh sei Dank. Das war übrigens das Café, das wir am Tag davor nicht gefunden hatten (leeres Haus an der angegebenen Adresse) – wie sich herausstellte, war die Hausnummer 72A und nicht 72, also einfach ein paar Meter weiter. Okay.
Der Schoko-Cheesecake war sehr gut, der Strawberry Cheesekace aber leider ÜBERHAUPT nicht gut, geradezu unangenehm mit merkwürdigem Nachgeschmack und glibberiger Konsistenz. Außerdem hatten sie keine Toilette, was doof war, weil ich musste, nachdem der Liebste mir in der Pizzeria davon abgeraten hatte. Also gingen wir anschließend noch ins Weihnachtsmuseum, das hatte ich mir sowieso überlegt. Nur dass es dort auch keine Toilette gab, haha. Das Museum war ziemlich winzig, der erste Stock eines Hauses (im Erdgeschoss waren der Museumsshop und ein Café) und schon auch etwas teuer mit 9,- Euro Eintritt, aber sehr niedlich, ich war froh gegangen zu sein. Nur der ständige Lärm vor dem Fenster strengte unfassbar an: Zuerst eine bescheuerte “Friedens“-anti-Ukraine-Waffen-Querdenker-Schwurbeldemo von insgesamt nur 20 Leuten, die aber mit Trommeln und Trillerpfeifen einen krassen Radau machten, und kaum waren sie weg, eine sechsköpfige „südamerikanische“ Musikergruppe mit mehrstimmigem Gesang, denen man eigentlich etwas hätte geben müssen, damit sie mit Singen aufhören (vielleicht war das der Plan). Da das alles auf dem Platz direkt vor dem Museum stattfand, wurden wir dementsprechend beschallt. Gegen vier hatten wir genug und gingen in Richtung Bus, mit kurzem Zwischenstopp in der großen Aula für (endlich!) öffentliche Toiletten. Unfassbarerweise begann die beknackte Demo durch die Stadt zu ziehen und marschierte in Richtung Karajanplatz, wo wir sie die ganzen zehn Minuten trommelnd näherkommen hörten, während wir auf den Bus warteten. Sie kamen gerade um die Ecke, als der Bus kam und wir flüchten konnten.

Im Hotel knappe zwei Stunden Pause mit Tee und lesen und RUHE, dann fuhren wir wieder in die Stadt zurück zum Abendessen. Es war deutlich abgekühlt, regnete aber zum Glück nicht. Wir gingen ins chinesische Restaurant Yuen, das in der Kuh empfohlen worden war, und kein Wunder: Exakt 50% der Karte war vegan. Oh happy Days. Der Liebste hatte Ricecake mit gemischtem Gemüse, ich ein Bami Goreng, dazu ein Glas Grüner Veltliner und anschließend einen Espresso, und um neun waren wir sehr müde, aber zufrieden im Hotel. Dort noch etwas lesen, der Liebste fand auf ÖRF ein Mozart-Konzert (was sonst), das wir als Hintergrund laufen ließen, und damit hatten wir einen ruhigen Abend.
(Haus der Natur: Baut dem Riffhai ein richtiges Becken. Und gebt ihm einen Artgenossen. Echt jetzt.)