Wieder drei Tage Prüfungen am Stück, das hieß der Kairo-Kollege (am Montag schon geflogen) nahm die schriftlichen Prüfungen in Kairo vor Ort ab, wir nahmen die mündlichen Prüfungen remote hier vor Ort ab, der Kairo-Kollege war verantwortlich für Orga und Technik in Kairo vor Ort, ich war verantwortlich für Orga und Technik und Nachbereitung bei uns vor Ort. Also drei Tage, die sehr voll waren, aber gleichzeitig auf recht angespannte Weise leer, denn solang die Prüfung gut lief, musste ich ja fast nur abwarten und bereitstehen. (…und Süßkram essen: Ich hatte für die Prüfenden bei uns Süßigkeiten gekauft, damit sie während der langen mündlichen Prüfung etwas hatten, und… naja. Ich war halt gleichzeitig gestresst und hatte wenig zu tun, und der ganze Krempel stand da herum, und… naja.)
Drei sehr gleichförmige Tage also, die man einfach zusammenfassen kann. An allen drei Tagen Wecker um sechs (Lichtwecker im Übrigen, er funktionierte zuverlässig, den Backup-Wecker hätte es gar nicht gebraucht), eine Tasse Tee, sehr schnelle Dusche, dann ohne Frühstück aus dem Haus: Am Mittwoch machte der Liebste ein Müsli, das ich mitnahm, am Donnerstag begleitete er mich auf dem Weg und wir holten Brötchen beim Viertel-Lieblingsbäcker, die ich im Büro frühstückte (ich hatte sogar am Wochenende extra vegane Lyoner-Scheiben aus dem Alnatura mitgenommen, weil ich schon wusste, dass die Woche so voll werden würde, und ich nicht nur trocken frühstücken wollte). Und am Freitag wieder ein Müsli. (So gesehen sehr ordentliches Frühstück die drei Tage, zum Glück: Das Frühstück ist für mich eine SEHR wichtige Mahlzeit am Tag, wenn ich kein gutes Frühstück bekomme, werde ich schnell unleidig.)
Frühstück am Schreibtisch, während ich auf die erste Nachricht des Kairo-Kollegen wartete, und dann Orgaarbeit. Und wir hatten Glück: Alle drei Prüfungen liefen technisch absolut prima, von einem zweiminütigen Internetausfall auf unserer Seite am Donnerstag abgesehen (es kam aber schnell wieder und ich musste nicht eingreifen und auf Laptop und WLAN wechseln). Dann zwei fehlende Leute, die man aus der Liste streichen musste, und natürlich ein paar Dokumente auszufüllen. Und am Freitag noch, zum krönenden Abschluss, eine Person, die versuchte einen Spickzettel in die Prüfung zu schmuggeln und sich dabei selten dämlich anstellte. Das führte noch zu ein bisschen Gedöns (Beweismaterial sicherstellen, Eintrag ins Prüfungsprotokoll, bla), aber davon abgesehen gab es keine größeren Dinge. Und das bedeutete, dass ich an jedem Prüfungstag gegen sieben Uhr bereits daheim war. Wenn ich an die ersten Kairo-Prüfungen zurückdenke, wo es selten vor neun Uhr war, dann ist das sehr großartig. (Halt trotzdem keine Zeit für Yoga und Fitness.)
Ansonsten Büroarbeit die drei Tage und ein paar andere Termine, die ich mir in den Zeitraum legte in der Hoffnung, dass es schon keine Katastrophen geben würde (klappte ja auch), in erster Linie ein wenig Unterricht (ich kann meine Unterrichtstermine schlecht die komplette Woche ausfallen lassen, es ist im Mai sowieso schon schwierig genug) und Beratungen. Und natürlich Spontan-Besprechungen mit Kolleg:innen, es war wieder ziemlich voll. Wir sind zwar nicht auf präpandemischem Stand (kommen wir auch nicht mehr, wir werden bei einem großen Anteil Home Office bleiben), aber es sind doch wieder einige Leute da und man muss wieder sorgfältiger darauf achten, Räume zu buchen und Arbeitsplätze abzusprechen. Seit ein paar Monaten eigentlich schon.
Mittwochmittag hatte ich die zweite Hälfte Kartoffelsalat (sehr gut), und als ich abends heimkam, war der Liebste gerade dabei, ein Stir Fry mit Tofu, Pilzen und Reis zu machen, damit war dann Mittwochabend und Donnerstagmittag auch versorgt. Am Donnerstag allerdings blieb der Liebste im Home Office und machte sich um halb fünf auf den Weg an den Bodensee: Die Schwiegereltern hatten ein neues Auto bestellt und er fuhr mit einem Carsharing-Auto nach unten und mit dem alten, abzugebenden Auto wieder zurück. Er war also am Donnerstagabend wieder daheim, kam aber erst gegen halb zehn, sodass mir ein einfaches Abendbrot machte (ein halbes Glas Kimchi – so sehr scharf – dazu Brot und Aufstrich, fertig). Und am Freitag fuhr er dann das alte Auto zum Hersteller, holte das neue ab und fuhr es an den Bodensee. Wo er noch einige Dinge besprach und abklärte und deshalb auch erst spät abends heimkam. (Der Hersteller übrigens sitzt in Sindelfingen, und wenn man aus dem neuen Auto in der Dunkelheit aussteigt, dann scheint von der Autotür ein kleines Licht auf den Boden. Sternförmig. Seriously.)
Ich war also donnerstags und freitags abends allein daheim (Freitag gab es mittags und abends tiefgekühlte Sachen, ein hoch aufs Vorkochen, ich hätte abends zum Kochen keinen Nerv mehr gehabt). Das war mir gar nicht so unrecht, mein Kopf war durch die viele Arbeit sowieso sehr voll. Der Liebste und ich quatschten jeweils noch, als er abends heimkam, aber davor hatte ich zwei Stunden zum Runterkommen gehabt, was eine gute Kombination war.
Abendprogramm bei mir für die drei Tage: Maureen Johnson, Truly Devious. Das war eine Internet-Empfehlung (und ein schöner Kontrast zum Hans Fallada davor), eine Mischung aus Hanni&Nanni, Harry Potter und Agatha Christie. Die Protagonistin Stevie kommt als 16jährige in ein Internat für hochbegabte Schüler:innen mitten in den Bergen in Vermont. An dieser Privatschule passierte im Gründungsjahr 1936 ein Verbrechen, Tochter und Ehefrau des Schulgründers wurden entführt und ermordet, die Tat wurde nie aufgeklärt. Stevie ist Krimi-Fan, Nachwuchs-Sherlock mit Berufswunsch Kriminalkommissarin, und so macht sie sich daran, in diesem Cold Case zu ermitteln, als Schulprojekt sozusagen. Aber dann wird plötzlich einer ihrer Mitschüler ermordet, es scheint einen Zusammenhang zum alten Fall zu geben, und das Ganze wird erschreckend real.
…und dann hörte am Freitagabend das Buch auf, die Geschichte aber nicht, es war der erste von drei Teilen und endete mit einem krassen Cliffhanger. Was ziemlich blöd war, ich wusste zwar von den drei Teilen, hatte aber eigentlich gedacht, dass jeder Teil eine in sich geschlossene Geschichte darstellen würde. Hm. Ich bestellte mir natürlich sofort den zweiten Teil, denn die Geschichte ist gut und spannend geschrieben und angenehm nerdig (und zwar sehr amerikanisch, aber nicht so, dass es nerven würde), ich wollte also auf jeden Fall weiterlesen. Ich hoffe nur, dass der Plot dann auch einen logischen Abschluss findet, ohne nervigen Deus Ex Machina oder sonstigen Quatsch.