In der Nacht wirre Träume von langen Pendelstrecken, Kolleg:innen, wirren Umzügen, und dem französischen Präsidenten (der in meinem Traum mit mir befreundet war, ich sprach ein wenig Französisch, aber lieber Englisch). Keine Ahnung, was mein Hirn sich da zusammengewürfelt hatte (ich hatte keine Erinnerung an irgendeinen Zeitungsartikel oder Ähnliches über Frankreich). Nun ja. Außerdem beinah verdampft in der Nacht vor Hitze im Schlafzimmer, bis der Liebste aufstand und die Dachterrassentür kippte. Es sind ja gerade die Eisheiligen und kalendertreu hat das Wetter ordentlich abgekühlt, aber bei der Schlaftemperatur nachts merken wir das nicht.
Zum Frühstück machte der Liebste uns seit langem einmal wieder ein Porridge mit Bananen, die dringend verbraucht werden mussten, und um zwanzig nach acht ging ich aus dem Haus. Der Tag war vollgepackt: Wir hatten einen Fortbildungstag in der Firma geplant, dazu noch ein paar weitere Termine, und das Alltagsgeschäft stand ja auch noch an.
Am Morgen erst einmal Austausch über den Status Quo (was läuft gut, wo hakt es?), wofür wir in ziemlich gemischte Gruppen zusammengewürfelt wurden. Und in meiner Gruppe führte das ziemlich schnell zu einem zwar wichtigen, aber auch anstrengenden Aufhäufen von Unzufriedenheiten (tausend Kleinigkeiten, wo die Strukturen nicht klar sind, wo die Abläufe ruckeln, wo man genervt ist). Blöd nur, dass wir natürlich keine Lösungen fanden, denn das ist nicht mit einer neuen Checkliste oder einem neuen Tool getan, sondern hängt an der Einstellung der einzelnen Leute. Also uns.
Für die zweite Schulung hatte ich mich nicht angemeldet – es war gefühlt die tausendste Schulung zum Thema „bedürfnisorientierte Kommunikation“ und ich hatte schon das letzte Mal das Gefühl gehabt, dass das alles eher ein bisschen ergebnisloses Gelaber war. (In der Hoffnung, dass die Schulungsleiterin – externe Coachin – das nicht liest, aber die Wahrscheinlichkeit ist doch eher gering). Stattdessen hatte ich mir einen Unterrichtstermin in den Zeitslot gelegt, ebenfalls sehr wichtig, die Terminfindung war sowieso schon kompliziert genug.
Die nächste Stunde also Unterricht, und ich nutzte die Chance, meine Teilnehmerin nach den Kommunikationsstrukturen in ihrer Firma zu fragen (Unternehmen mit drei Standorten und viel Remote- und Home Office-Arbeit, die Kommunikation ist also durchaus herausfordernd). Sie legte mir das ausführlich dar und ich fand es höchst interessant. (Wichtigster Punkt: Austausch muss obligatorisch und regelmäßig stattfinden, es muss Zuständigkeiten geben, die für eine Struktur sorgen, und die Informationen müssen in irgendeiner Form nachgehalten werden. Alles irgendwie logisch, aber trotzdem wichtig zu sagen.)
Dann noch ein bisschen Orgakram, vor allem da meine Inbox irgendwie während des Morgens plötzlich vollief, ein kurzer Austausch mit dem Chef, und außerdem war noch ein Verlagsvertreter da und hatte einen kleinen Büchertisch aufgebaut (für so zwischen den einzelnen Schulungen zum mal reinschauen). Leider nicht so wahnsinnig viel Neues für unseren Bereich, aber gut.
Die zweite Schulungsrunde (also für mich die zweite) kam dann vom Chef: Und zwar hatte er von der Rentenversicherung Informationen zum Trainingsprogramm „RV fit“ bekommen. Hatten wir alle noch nie davon gehört, aber im Grunde genommen ist das ein sechsmonatiges Schulungsprogramm mit den Bereichen Bewegung, Ernährung, Stressbewältigung, das dazu führen soll, die Arbeitnehmenden fit zu halten und gegen erste lebensstilbedingte Gesundheitsprobleme anzugehen. Grundsätzlich also eine super Sache, auch wenn ich immer ein bisschen schwierig finde, wenn man bei strukturellen Problemen (z.B. Stress aufgrund von zu viel Arbeit oder Doppelbelastung) den Malus der Problemlösung dem einzelnen Arbeitnehmenden zuweist und das Problem damit individualisiert und gesellschaftlich entkoppelt. Oder konkret gesagt: Wenn man nicht möchte, dass die Leute durch die Arbeit Rückenschmerzen und stressbedingte Kopfschmerzen und so weiter bekommen, dann könnte man ja auch mal darüber nachdenken, die Bedingungen unserer Arbeitswelt zu verändern statt den Leuten ein Fitnesstraining oder einen Mediationskurs zweimal die Woche (in ihrer Freizeit) zu bezahlen und sich dann auf die Schulter zu klopfen. Aber ich will gar nicht zu negativ sein, denn natürlich hat auch jede/r Einzelne etwas beizutragen, und wenn so ein Programm hilft, dann go for it. Für mich kollidiert es mit meinem Fitnesstraining, das ich ja sowieso schon mache (und über Ernährung braucht man mir auch nichts zu erzählen).
Letzte Schulung am Vormittag war ein kurzer Impulsvortrag des Verlagsvertreters, zum Thema „Neue Strategien und Tendenzen in der Erwachsenenbildung im Zuge der Digitalisierung“, und das war natürlich sehr wichtig und hochspannend – exakt die Beschreibung des Umbruchs, in der wir uns gerade knietief mit der kompletten Firma befinden. Hätte von mir aus gern noch deutlich länger gehen können.
Dann gemeinsames Mittagessen, Pizza, allerdings nicht für mich, weil der Pizzalieferdienst sich weigerte, einen Teil der Familienpizza ohne Käse zu machen („das geht nicht“). Ich hatte damit allerdings schon gerechnet und mir ein paar Nudeln mit Schmorgemüse mitgebracht, den letzten Rest vom Mittwochabend. Was die Organisatorin des Schulungstags nicht daran hinderte, ein furchtbar schlechtes Gewissen mir gegenüber zu haben und mir eine Tafel vegane Schokolade auf den Schreibtisch zu legen „weil die Pizza nicht vegan war“. War natürlich sehr nett, aber hätte sie gar nicht machen müssen. (Nur der Liebste war mit dem schlechten Gewissen abends ganz zufrieden, geschenkte Schokoladentafeln nimmt er immer.)
Ein Espresso in der Kaffeeküche, ein längeres Orga-Meeting wegen einer Veranstaltung im Sommer, und dann der letzte Schulungspunkt: Und zwar hatte eine Kollegin ihre VR-Brille mitgebracht und ließ uns ein bisschen damit herumspielen. Und das war dann schon sehr witzig und ein krasses Gefühl. Ich sehe spontan jetzt nicht unbedingt Einsatzmöglichkeiten im Unterricht, aber so als Spielerei… Der Effekt ist sehr speziell und erinnert ein bisschen an das Holodeck auf der Enterprise (oder auf der Voyager, oder natürlich an die Holosuite, haha).
Am Nachmittag hatte ich dann noch einen ersten Termin eines neuen Unterrichts (natürlich wieder ein Einzelunterricht, ich habe momentan aus verschiedenen Gründen wenige Gruppenkurse). Das war sehr nett und lief gut und alles, ich war nur leicht angenervt, weil zuerst der von mir gebuchte Raum belegt war und ich eine Kollegin rausscheuchen musste, und als ich dann im Raum war und mit dem Unterricht startete, stellte ich fest, dass sämtliche (SÄMTLICHE) Whiteboardmarker leer waren, das Whiteboard nicht ordentlich sauber, die Lappen sowieso nicht, und Desinfektionsspray gab es auch keines. Ganz ehrlich, wir brauchen keine Schulung über bedürfnisorientierte Kommunikation, wenn es bei einigen Leuten ganz einfach an grundsätzlicher Kinderstube mangelt. Da muss schlicht und einfach jede:r den Arsch hochkriegen und hinter sich aufräumen, und es wäre mir tatsächlich ein echtes Bedürfnis, das mal laut und deutlich zu sagen. (…das wäre dann aber natürlich nicht gewaltfrei kommuniziert.)
Letzte Orgasachen und Mails (…nachdem ich erst einmal Stifte aufgefüllt und Whiteboard gründlich geputzt hatte), und um fünf war ich dann echt platt nach einem sehr vollen Tag. Der Yogakurs kam mir gerade recht. Natürlich wieder alles anstrengend und so, aber es ging besser als am Mittwoch, und danach war ich bereit fürs Wochenende.
Der Liebste war daheim auch relativ durch, wenn auch ganz guter Laune (nachdem er sich am Tag davor über die Arbeit ein bisschen aufgeregt hatte, hatte er jetzt ein ganz gutes, klärendes Gespräch gehabt – mal ein positives Beispiel für Kommunikation, nur keine Ahnung, ob sie bedürfnisorientiert gewesen war). Er hatte dankenswerterweise schon gekocht, ein Kichererbsen-Tikka Masala mit Reis und Süßkartoffeln. Ganz okay, auch wenn ich echt nicht so ein Süßkartoffel-Fan bin. Aber egal, wir nahmen uns ein Feierabend-Bier und machten dann eine Flasche Chardonnay auf, und das passte dann alles ganz prima. Und dann fiel mir ein, dass ich kürzlich die Ankündigung für die siebte Staffel der Queeren Jungs gesehen hatte – also ein Blick auf Netflix, und da waren sie: Zurück in alter Frische, genauso niedlich wie in den Staffeln davor, und dann auch noch in New Orleans, was für eine Kulisse. Wir schauten gleich mal die ersten zwei Folgen, und danach war ich dann endlich so richtig wochenend-entspannt.