Sehr unruhig geschlafen mit einer Menge merkwürdiger, wirrer Träume. Als um halb acht der Lichtwecker hupte, hätte ich gut noch eine Stunde mehr Schlaf gebrauchen können. Stattdessen stand ich auf und ging gleich duschen, und danach war ich mehr oder weniger wach. Der Liebste hatte sich währenddessen schon ums englische Frühstück gekümmert, als ich herunterkam, unterhielt er sich gerade in der Küche mit S, während in der Pfanne Pilze, Tomaten und Tofuwurst bruzzelten und ein paar Aufbackbrötchen auf den Ofen warteten. Ich machte uns noch eine Kanne Kaffee, und dann hatten wir eine knappe Stunde zum gemütlichen Frühstücken und Unterhalten. Schließlich machte S sich um neun auf den Weg zum Bahnhof und der Besuch war vorbei. Hoffentlich dauert es nicht so lang bis zum nächsten.
Draußen trübes Wetter, gerade mal kein Regen, aber alles nass, wir zogen uns aufs Sofa zurück und schauten Schweiz-Neuseeland. Eher lahmes Spiel zweier schwacher Mannschaften, die sich redlich bemühten, aber keine sauberen Torchancen herausspielen konnten, am Ende schied Neuseeland nach einem 0:0 aus dem Turnier aus. Das Parallelspiel Norwegen-Philippinen ging 6:0 aus, das wäre wahrscheinlich das interessantere Spiel gewesen, wurde aber nicht übertragen. (Zumindest fand ich es nicht.)
Ab halb zwölf dann das Spiel Deutschland-Kolumbien, und das war dann eine andere Nummer mit zwei sehr starken, einander ebenbürtigen Gegnern, und ein 1:1, wie es bis zur 95. Minute stand, wäre absolut passend gewesen. Sehr blöd, dass es dann halt in der 96. Minute ein Kopfballtor gab und das Team buchstäblich in der letzten Sekunde 2:1 verlor. (Nicht wirklich letzte Sekunde, weil direkt danach eine Kolumbianerin mit einer vermuteten Gehirnerschütterung vom Platz getragen wurde und die Spielunterbrechung bis zur 101. Minute ging, aber an Spielzügen passierte danach nichts mehr.)
Was für ein Stimmungskiller – wir waren beide erst einmal etwas down, ich machte den Fernseher aus und holte mein Buch. Zum Mittagessen hatten wir den restlichen Mushroom Pie aufgewärmt, als Nachtisch ein Himbeerquark, und dann las ich ein bisschen und machte auch noch einmal für eine halbe Stunde die Augen zu.
Bis halb vier: Draußen sah das Wetter gut aus, ich war wieder wach und wollte los. In der Innenstadt war großes Fest rund um den neu eröffneten (…wenn auch noch nicht fertigen) Busbahnhof. Klingt etwas lahm, aber der Bahnhofsvorplatz war jahrelang eine Großbaustelle, die gesamte Verkehrsführung für PKW, Busse und Fahrräder wurde geändert, der Zugang barrierefrei gemacht inklusive neuem Café mit Seeterrassen und einer riesigen Fahrrad-Tiefgarage, deshalb war das Eröffnungsfest schon eine große Sache. Ich hatte mir das am Freitag zusammen mit S ja schon einmal kurz angeschaut (halt leider noch nicht ganz fertig, deshalb fehlt es noch etwas am Glamour, und leider sehr viel Asphalt und versiegelte Fläche, aber trotzdem kann das ganz gut werden, wenn es fertig ist).
Jetzt also mit dem Liebsten zum Bahnhof, und dieses Mal nicht, um uns das Gelände anzuschauen, sondern weil im Rahmen der Party Sonic Love spielte, eine Tübinger Band, die wir beide sehr mögen und wo wir schon mehrfach auf Konzerten waren. Wir kamen ein paar Minuten zu spät, aber egal, wir bekamen noch gut Platz vor der Bühne und hatten die nächsten anderthalb Stunden einfach ein supercooles Konzert. Publikum so ungefähr in unserem Alter, klar bei einer 70er-Coverband, bis auf eine Gruppe junger Menschen direkt an der Bühne, die ordentlich ausflippten, die meisten Lieder mitsangen und vermutlich alles Musikschüler waren (drei der vier Bandmitglieder gehören zu einer lokal bekannten Jazzmusikschule). So bei der Hälfte kam dann sogar die Sonne raus und es wurde ordentlich warm, fast ein bisschen zu viel. Aber nach dem vielen Regen war es andererseits sehr wohltuend.
Nach dem Konzert war es Viertel nach fünf und wir bummelten noch ein bisschen über das Gelände (neues Feuerwehrauto der Tübinger Wehr angeschaut, Kollegin mit Familie getroffen und etwas gequatscht, ein paar Stände und die neue Fahrradtiefgarage besichtigt), bis die nächste Band startete und die Infostände langsam abgesperrt wurden (ab sechs war das Infoprogramm vorbei) und wir uns wieder auf den Heimweg machten.
Daheim dann ein ruhiger Abend. Ich hatte Lust auf ausführliches Kochen, räumte die Küche auf, goss mir ein Glas Weißwein ein und machte uns dann eine Portion Pasta Caponata, richtig schön sorgfältig mit einer köchelnden Tomatensauce, zu der dann im Ofen geschmorte Auberginen und Cherrytomaten dazukamen, etwas Balsamico, ein paar Oliven, Staudensellerie, Knoblauch, Pinienkerne: Sehr reichhaltige, karamellige, schwere Sauce, großartig.
Mit einem Teller wunderbarer Penne zogen wir uns dann aufs Sofa zurück, zu drei Folgen vom guten Doktor. Merkwürdig „langer“ Tag, weil so viel passiert war: Dass wir morgens noch gemütlich mit S gefrühstückt hatten, kam mir schon wieder mehrere Tage lang her vor. Besuchsverabschiedung, dann ein unglücklich verlorenes Fußballspiel, dann ein super Konzert, abends Kochen, und das alles in zwölf Stunden: Der schlechteste Urlaubstag daheim war das auf jeden Fall mal nicht.