Von einem sehr aufgeregten Kater um Viertel vor sieben geweckt worden, als er ins Bett kam und nachschaute, ob ich eigentlich zufällig in der Nacht gestorben war oder warum ich nicht zum Füttern kam. Der zweite, magere Kollege schaute dann auch noch im Schlafzimmer vorbei, was den ersten dazu veranlasste, SEHR SEHR eindringlich Köpfchen zu geben und zu pföteln und überhaupt sehr deutlich DA zu sein, und irgendwann hatte ich dann verstanden, dass die Nacht vorbei war, und stand auf. Draußen leichte Plusgrade, in der Nacht schien es geregnet zu haben, auf jeden Fall war der Schnee komplett wieder weg. Bei mir leichtes Kopfweh, aber gute Stimmung: Wochenende, und überhaupt ganz viele Aufgaben weg.
Zum Frühstück getoastetes Brot (wir hatten etwas viel Brot daheim, das so langsam schon trocken wurde und dringend weg musste), dazu ein Blick in die Zeitung – dort ein sehr guter Artikel zum Krieg im Gaza, ätzend-ironisch, zu den ewigen Relativierern und „aber die anderen haben auch“-Sagern, die ich so unfassbar anstrengend finde im Moment. (Am Freitag war ein Interview über eine „Friedensaktivistin“ erschienen, die ernsthaft sagte, sie könne die Hamas nicht verurteilen, sie tue ja schließlich auch viel für die Bevölkerung – puh. Dazu fällt mir nichts mehr ein.) Leider ist der Artikel online nicht zu finden – schade. Würde ihn gern verlinken.
Auf jeden Fall ein bisschen Haushalt, Harold saugte oben, der Liebste wischte hinterher (er hatte ein bisschen ein schlechtes Gewissen, weil er die Woche über krank gewesen war und mir – in meiner Stresswoche – die Hausarbeit mehr oder weniger allein überlassen hatte. War aber gar nicht nötig, so viel hatte ich gar nicht gemacht), ich räumte Wäsche weg, dann Blitzdusche und um elf waren wir im Alnatura, Fressnapf und dm zum großen Einkauf. Relativ angenehm, was die Leute anging, und wir bekamen auch so ziemlich alles, was wir brauchten, inklusive einem Set an Gel-Stiften für die Weihnachtskarten (der Plan fürs Wochenende).
Daheim nutzte der Liebste die Plusgrade und fegte Laub vorm Haus weg, während ich den Großeinkauf verräumte, dann noch eine gemeinsame Runde durch den Garten, jetzt wo es alles weggetaut hat – nicht zum Laubrechen, sondern weil, nun ja, mittlerweile zwei Katzen den Garten als Klo benutzen. (Magi benutzt zwar auch die Katzenklos im Haus, aber er geht auch raus.) Früher, mit nur dem Nasenkater, war das eigentlich kein Thema, weil er sich quasi immer in die Büsche schlug, aber mittlerweile benutzen beide einfach die freie Fläche. Also müssen wir Haufen aufsammeln, wieso sollte es uns besser gehen als Hundebesitzern.
Zum Mittagessen gab es noch einmal Brot, wegen wegmüssen und so, mit zwei angebratenen Tofuwürsten, Bresso Kräuter und dem restlichen Krautsalat. Dann Sofazeit mit Kaffee und einem veganen Schokonikolaus, den ich im Supermarkt in der Stadt gefunden und dem Liebsten zum 6.12. mitgebracht hatte – genauer gesagt zwei, einer war noch da. Er war mit Nüssen und nicht schlecht, nur wahnsinnig süß. Den anderen hatte der Liebste schon allein gegessen, der war einfach nur Reismilchschokolade und so süß, dass ich überhaupt nichts davon hatte haben wollen. Auf jeden Fall also Nachtisch und – endlich – ausführliche Lesezeit. Mittlerweile bin ich in dem angefangenen Terry Pratchett so richtig drin und weiß so dermaßen gar nichts mehr von der Handlung, dass ich schon fast denke, ich hätte ihn doch noch nicht gelesen. Oder ich werde halt einfach alt. Was meinem gut gefüllten Bücherregal eine ganz neue Bedeutung verleiht.
Irgendwann machte ich ein bisschen die Augen zu, und dann beschloss ich, noch etwas Produktives an dem Tag zu machen. Holte mir also den Karteikasten und ein paar Stifte, ging aufs Klo und stellte fest, dass es gerade halb drei war und jetzt die letzte Chance, ins Fitness zu gehen. Das hatte ich eigentlich schon so abgehakt (wegen Nieselwetter und kalt und mäh), aber jetzt packte ich kurzentschlossen meine Tasche (sie steht zum Glück immer fertig gepackt oben) und ging für eine Stunde trainieren. Und das war eine sehr, sehr gute Idee: Nicht nur dass die leichten Kopfschmerzen danach verschwunden waren, mein Kreislauf in Schwung kam und ich nicht mehr fror, ich hatte auch das Gefühl, dass die doofen Rückenschmerzen seit Mitte der Woche sich zurückzogen, und überhaupt war die Laune danach besser. Und außerdem wechselte ich vom Silber- wieder in den Gold-Status. Harhar.
Um vier war ich daheim, draußen wurde es gerade dunkel und es setzte ein beständiger, unangenehmer Regen ein. Wir machten also ein Feuer im Ofen und blieben den restlichen Tag im Wohnzimmer. Der Liebste (der – immer noch krank – mit wischen, Einkauf und Laubrechen sein Energielevel mehr als ausgeschöpft hatte) schaute sich Segelboote zum Verkauf an, und ich machte mich ans Weihnachtskarten-Schreiben.
oder zumindest zuerst mal dran, den Karteikasten gründlich auszuräumen, leere Stifte und Visitenkarten und Krempel wegzuwerfen, einmal auszuwischen (viel Bleistift-Schmodder unten drin) und die Adressen so gut wie möglich zu aktualisieren. Zum eigentlichen Schreiben kam ich dann quasi nicht mehr, ich schrieb zwei Karten (die Gel-Stifte aus dem dm funktionierten gut, trotzdem Memo an mich: Nächste Karten nicht mehr mit dunkler Rückseite, egal wie hübsch die Vorderseite aussieht), suchte wegen der dritten Karte nach einer Information, fand sie nicht und suchte im Blog und in diversen Chat-Verläufen herum, wo ich mich natürlich festlas. Und dann war es plötzlich sechs.
Das Kochen übernahm ich allein, damit der Liebste auf dem Sofa bleiben konnte: ein langsam gekochtes Dhal mit Kokosmilch, roten Linsen, frischem Ingwer und Chili und Gedöns, mit frischem Koriander, was wir selten daheim haben (man fand es früher fast nie im Kräuterregal, mittlerweile hat es der Alnatura gelegentlich, so auch am Morgen), und ein bisschen frischem Blattspinat, der zwar laut Rezept nicht reingehörte, aber prima passte. Rote Linsen sind ja theoretisch in zehn Minuten weich, wenn man ihnen aber die Zeit gibt, vierzig Minuten mit Kurkuma und Garam Masala und halt Zeugs vor sich hin zu köcheln, dann ist das schon noch mal etwas Anderes.
Zum Essen machten wir einen französischen Rotwein auf, einen Hélios vom Weingut Dom Brial, ein ausgesprochen reicher, weicher, trockener Cuvée aus Syrah- und Grenache-Trauben. Passte großartig zum Dhal, trotzdem nur ein Glas (ich war froh, dass ich das Kopfweh ohne Tablette losgeworden war, und wollte mir keine nächste Attacke einhandeln).
Und den Rest des Abends: Lesen und früh ins Bett. Was genau, GENAU das Richtige war an diesem verregneten Samstagabend nach dieser langen Woche.