Etwas anstrengende Nacht, immer wieder völlig überhitzt und durstig aufgewacht, beides alkoholbedingt, und in den Schlafphasen unruhig geschlafen und Quatsch geträumt (wohl auch alkoholbedingt und zusätzlich durch den ins Zimmer scheinende Vollmond). Als Magi um kurz nach sechs auf uns beiden herumzuklettern begann, stand ich schließlich auf (wenig überraschend in der ganzen Nachbarschaft die erste). Den Liebsten ließ ich noch etwas schlafen, er kam um kurz vor acht nach unten.
Sehr ruhiger Tag, den wir in erster Linie mit Rumhängen und Gedöns verbrachten: Ich schrieb ein bisschen, versuchte das Internet leerzulesen, schaute mir Sachen auf YouTube an, schaute bei Mastodon vorbei (der Liebste machte immerhin die Buchhaltung für den Sportverein). Waffeln zum Frühstück (extrem gut, ich befürchte nur, der Liebste hat sich die genauen Angaben für den Teig nicht gemerkt, wobei der Trick sowieso vermutlich daran liegt, die erste Waffel lang genug im Waffeleisen zu lassen und nicht zu früh daran herumzuzerren, öchöm), zweites „Frühstück“ dann eine Portion Tiramisu, man hat ja schließlich gewisse Verpflichtungen.
Zum Mittagessen machten wir die restlichen Kartoffeln und den Rosenkohl heiß, dazu eine angebratene Scheibe des Seitan-„Rinder“-Bratens (immer noch völlig geflasht davon, wie gut das alles gelungen ist). Danach ein ausgedehnter Mittagsschlaf auf dem Sofa, was gar nicht mal so gut war, weil ich davon leicht matschig im Kopf wieder aufwachte. Also ging ich duschen und beschloss ein bisschen Haushaltsgedöns zu machen, Spülmaschine laufen lassen und ausräumen, trockene Wäsche von der Leine nehmen und wegräumen, zwei Maschinen durchlaufen lassen und aufhängen. Dazu eine ganze Reihe Podcasts – dazu gleich mehr.
Am Abend machte ich uns einen Wochenplan für die Woche, das erste eingeplante Gericht war ein Stir Fry mit dem restlichen „Beef“ aus Gaz Oakleys Kochbuch. Er hat nämlich nicht nur ein Kapitel „Centre Pieces“, sondern auch eines namens „Leftovers“, was ich extrem toll finde. Daraus also ein Stir Fry mit dem restlichen Seitanbraten, einem übrigen halben Weißkohl und Karotten, dazu Reis und eine scharfe Chilisauce. Ach ja, und natürlich Tiramisu als Nachtisch, damit war es dann komplett weg. (SO GUT.)
Auf Bildschirmzeit hatte ich keine Lust, deshalb las ich den größten Teil des Abends (später schaute ich mir noch ein altes Big Fat Quiz zum größten Teil an). Beim Baustellen-Buch beendete ich so die ersten beiden Kapitel (zum Investitionsstau in der deutschen Infrastruktur und zum Ausbau der digitalen Verwaltung) und startete das dritte Kapitel (zur Deutschen Bahn, zwar auch Thema Infrastruktur, aber die Zustände dort sind so katastrophal, dass die Bahn ein eigenes Kapitel bekommt). Viele Sachen sind mir zwar als regelmäßiger Lage-Hörerin schon bekannt, aber es so detailliert zusammengetragen zu lesen, ist schon einigermaßen erschütternd. Zwar werden natürlich auch in jedem Kapitel brav Lösungsvorschläge aufgeführt, aber dass der politische Wille da wäre, diese auch umzusetzen – da fehlt mir dann doch der Glaube.
Apropos Lage-Hörerin. Meine Podcast-App (AntennaApp) bietet mir seit ein paar Wochen eine Art Jahresstatistik an, die Stunden an gehörten Podcasts, meine Top 5 und so weiter. Und so sehen die Top 5 aus:
Platz 1: Die Lage der Nation
Der Lage-Podcast ist ja für politisch einigermaßen interessierte Menschen wahrlich kein Geheimtipp, einer der größten politischen Podcasts Deutschlands und mit so einer Wirkmacht, dass die beiden Hosts regelmäßig Interviewtermine mit Minister:innen bekommen, obwohl sie ja keinem öffentlich-rechtlichen Rundfunksender angehören, sondern einfach freie Journalisten sind. Nur der Kanzler selbst war noch nicht da, soweit ich weiß (er hat aber vielleicht auch einfach nichts zu sagen?).
Anfangs war ich von den Hosts teilweise etwas angenervt, weil sie zwar ihre Expertise haben (Innenpolitik, Verfassungsrecht), aber halt auch fröhlich wegkommentierten in Bereichen, in denen sie keine Ahnung haben. Das hat sich aber mittlerweile geändert, und zwar weil sie sich jetzt viel mehr Expert:innen zum Interview einladen bei Themen, die sie gern unterfüttern möchten. Das hat das Niveau der Sendung schon sehr gehoben. Und auch sehr schön: Als guten Vorsatz fürs neue Jahr, ich weiß nicht mehr ob 2022 oder 2023, hatten die Hosts verkündet, die Lage solle „weiblicher“ werden, und das ziehen sie sehr konsequent durch: Wann immer möglich, laden sie eine ExpertIN zum Thema ein. Das ist einfach schlau und stellt das Ganze auf deutlich breitere Beine.
Platz 2: Quarks Science Cops
Die Darstellungsweise der beiden WDR-Redakteure ist nicht jedermenschs Sache, es kommen recht viele flapsige Sprüche und viel Gealber, und davon fühlen sich doch einige Menschen angegriffen – vor allem diejenigen, deren Lieblings-Schwurbel hier auseinandergenommen wird, seien es Globuli, Astrologie oder Ayurveda oder was auch immer. Und das ist tatsächlich ein valider Kritikpunkt: Wenn man Leute erst mal vor den Kopf stößt, indem man ihnen den Eindruck vermittelt, man würde sich über sie lustig machen, dann überzeugt man sie damit vermutlich nicht. So gesehen habe ich manchmal den Eindruck, die Science Cops klopfen sich eher mit ihrer Community gegenseitig auf die Schulter, wie naturwissenschaftlich aufgeklärt sie sind und wie wenig sie auf Schwurbelquatsch reinfallen. Preaching to the choir, sozusagen.
Aber, das darf man dabei nicht vergessen, es ist ja keine Dichotomie zwischen den Schwurbelheinis und den Naturwissenschafts-Nerds, sondern es gibt auch noch eine große Bandbreite dazwischen. Leute, die irgendwas schon mal gehört haben, empfohlen bekommen haben, davon gelesen haben, und sich fragen: Funktioniert das, ist da was dran, oder werde ich hier verarscht? Gerade was beispielsweise Homöopathie angeht, ist es leider so, dass die „Medikamente“ (…ohne Inhaltsstoffe) auch von manchen Ärzt:innen und Apotheken empfohlen werden. Es ist also für Menschen, die schon rational und aufgeklärt denken (möchten), aber nicht vom Fach sind, nicht so einfach, das im Kopf auseinanderzuklamüsern. Und für diese (große) Zielgruppe ist der Podcast Gold wert.
Platz 3: eat.read.sleep
Leider hat der Lieblings-Bücher-Podcast vom NDR kürzlich seine Jingles umgestellt und empfängt einen jetzt mit ganz furchtbarer Fahrstuhlmusik, aber das ändert die Qualität und den Unterhaltungsfaktor beim Zuhören nicht (oder höchstens ein wenig). Ich weiß es sehr zu schätzen, dass hier Bücher in einer großen Bandbreite vorgestellt werden und durchaus nicht nur „High Brow“-Literatur, sondern eben auch Krimis, Kinderbücher, Historienschinken, Schmöker. Daneben ein (meist) interessantes Interview, ein lustiges Quiz am Ende – alles sehr unterhaltsam. Einziger Kritikpunkt: Ich würde mir mehr vorgestellte Sachbücher wünschen. Trotzdem hat der Podcast dafür gesorgt, dass meine Buchwunsch-Liste auf Trello mittlerweile absurde Längen angenommen hat.
Platz 4: Dark Matters – Geheimnisse der Geheimdienste
Der Podcast vom SWR und rbb hat mittlerweile die zweite Staffel durch – in der ersten wurden Skandale und aufsehenerregende Fälle der deutschen Geheimdienste beleuchtet, in der zweiten Staffel ging es um die internationalen Geheimdienste. Zehn Folgen pro Staffel, dazu jedes Mal eine Hintergrund-Bonusfolge zum Erklären, das war schon sehr spannend und hochinteressant anzuhören. Abzüge in der B-Note gibt es für die Hostin Eva-Maria Lemke und ihre anstrengend möchtegern-„jugendliche“ Art zu sprechen. Trotzdem habe ich den Podcast gern gehört und frage mich jetzt, ob es wohl eine dritte Staffel geben wird (die wichtigsten Geheimdienste wurden eigentlich vorgestellt, spektakuläre Vorkommnisse gibt es aber vermutlich noch ein paar).
Platz 5: Das Flexikon
Dieser „Laber-Podcast“ (Selbstbeschreibung) von N-Joy behandelt in jeder Folge „peinliche, wichtige, viel zu selten gestellte Fragen des Lebens“ à la „Wein-Wissen: Wie kann man mitreden“, „erstes Date – Wie mach ich’s richtig“ oder „Flexen Plus: Wie lerne ich rappen“, aber auch so Sachen wie „Spritzen, Bohrer, Panik: Was hilft gegen Angst vorm Arztbesuch“ oder „Mental Load: Muss Organisation immer an Frauen hängenbleiben“. Für jede Folge wurden zwei oder drei „Flexpert:innen“ interviewt und dürfen ihre (teilweise eher eingeschränkte) Expertise zum Thema ausbreiten. Das ist alles viel mehr in Richtung Spaß als in Richtung Bildungssendung gedacht und die Erkenntnisse sind dementsprechend manchmal doch eher oberflächlich, aber es ist extrem unterhaltsam zum Zuhören – und ein bisschen was lernt man dann doch.
Das waren die Top 5 dieses Jahres, mal sehen, wie sich das in einem Jahr verändern wird. Wer hätte gedacht, dass ich als Nicht-Audio-Typ mal zur eifrigen Podcast-Hörerin werde. Hausarbeit macht‘s möglich, kann ich da nur sagen. Für diese fünf auf jeden Fall große Empfehlung. Und übrigens auch interessant: Bis auf die Lage sind alle Podcasts Produktionen der öffentlich-rechtlichen Sender. Da zahle ich meine GEZ-Gebühren doch tatsächlich gern.