Demo und Torte, Samstag 27.1.2024

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Gegen fünf aufgewacht, keine Ahnung, ob durch den nervigen Nervkater oder einfach so, auf jeden Fall nahm es der Nervkater gern zum Anlass, ein wenig zu nerven. Als der zweite (dickere, weniger nervige) auch noch ins Zimmer kam und die Uhr kurz nach sechs anzeigte, stand ich schließlich auf und ließ den Liebsten noch ein bisschen schlafen. Kurze Aufräumrunde, ein Blick in die Zeitung, dann ein Einkaufszettel für den Tag – neben üblichem Krams stand Tortenbacken auf dem Programm. Überhaupt war das Wochenende irgendwie ausgesprochen vollgepackt, die letzten Tage waren lauter Sachen dazugekommen, ich sollte eigentlich noch einen Blick auf meine Notizen für die Veranstaltung am Montag werfen, und über alles das hätte ich beinah den Geburtstag des Liebsten vergessen (aber nur beinah, deshalb: Tortenzutaten).

Und dann sah ich auch noch in der Zeitung, dass für den heutigen Samstag eine Kundgebung gegen rechts angekündigt wurde, endlich, nachdem sich nach der ersten Kundgebung vor zwei Wochen ein furchtbarer Kindergarten entsponnen hatte, angetrieben vom FDP- und vor allem CDU-Stadtverband, die für die erste Kundgebung nämlich nicht explizit angefragt worden waren und jetzt beleidigt schmollten und von „linksextremistischen Gruppierungen“ faselten. Nun ja. Für diese Kundgebung (organisiert vom Jugendstadtrat, Asta und FFF) rief der CDU-Stadtverband nun ausdrücklich zur Teilnahme auf – hatte allerdings seine Nominierungsveranstaltung für die kommende Kommunalwahl auf den exakt gleichen Zeitpunkt gelegt. Wobei ehrlich gesagt der Termin für die Nominierungsveranstaltung wohl ziemlich sicher früher festgelegt worden war, also hatte natürlich eigentlich die Gruppierung aus Jugendverbänden ihre Veranstaltung… na egal. Kindergarten, wie gesagt.

Wir hatten also einen vollgeplanten Tag. Zum Frühstück ein Peanut Butter Porridge mit Bananen, während oben Harold fuhr. Der Liebste ging schnell duschen (gerade rechtzeitig, bevor Harold mit Schlafzimmer fertig war und ins Bad kam – immer wichtig wegen Rasieren, also wichtig, dass das Rasieren fertig ist, bevor Harold saugt, sonst wäre es blöd) und wischte dann die Räume oben durch. Ich bespaßte die Katzen ein bisschen, ging dann ebenfalls duschen und putzte oben das Bad. Noch etwas Wäsche sortieren und schon mal eine Maschine laufen lassen, und dann war es plötzlich schon halb eins und der Vormittag vorbei.

Da wir Hunger hatten, wir sowieso um zwei zur Demo in der Stadt sein wollten und nichts vom Vorabend übrig war, gingen wir also einfach schon mal los. Hervorragende Idee, weil wir dadurch erstens ein prima Mittagessen in der Mühlstraße bekamen, zweitens noch zwanzig Minuten Zeit hatten, in dem lustigen Secondhand-Laden kurz vor dem Marktplatz ein bisschen Sachen anzuschauen (der Liebste probierte sogar einen Pulli an, er war ihm aber zu warm, wie 90% aller Pullis), und drittens dann um zehn vor zwei auf dem Marktplatz waren und einen großartigen Platz mitten im Getümmel bekamen.

Bestes Schild.

Krass kalt. Die Wetter-App hatte plus fünf Grad vorhergesagt, aber vermutlich gelogen, es fühlte sich auf jeden Fall viel kälter an – Wintermantel, warme Stiefel und Schal waren gerade richtig, dass ich auf eine dicke Mütze, Stulpen und Handschuhe verzichtet hatte, bereute ich ein bisschen (dass ich mir unterwegs eine neue Mütze kaufte, wurde vom Liebsten mit der Aussage unterlaufen, dass ich „daheim schon vier Mützen“ hätte und außerdem eine (nicht so warme) auf dem Kopf, was zwar alles rein sachbezogen richtig ist, aber trotzdem halt kein Argument, wenn es einen friert).
Ansonsten sehr viele Leute da, klar, ich hatte nichts Anderes erwartet (es hätten ruhig noch mehr sein dürfen, fand ich, aber egal, der Marktplatz war voll – laut Veranstalter 6000 Leute, die Polizei zählte ein bisschen weniger). Zwei Freunde des Liebsten trafen wir und eine Kollegin von mir samt Familie. Sehr viele junge Leute, was vermutlich den Veranstalter:innen geschuldet war, und natürlich halt Unistadt, aber es waren auch eine Menge mittelalter und älterer Leute da. Alles friedlich, gute Laune, selbstgebastelte Schilder und so. Auf das Slogans-Rufen hätte ich verzichten können, und das gemeinsam gesungene Lied (auf die Melodie von „Theo spann den Wagen an“, mit Gitarrenbegleitung) hatte ein bisschen was von Kumbaya und Kirchentag , aber egal, es passte schon. Gute Rede von Prof. Kimmich für die Universität („Wissen ist nie national“ und so), sehr starke Rede vom Vertreter von Adis e.V. (den Namen bekam ich leider nicht mit).

Um halb vier war die Demo vorbei und wir gingen zum Lieblings-Altstadtcafé, um uns ein bisschen aufzuwärmen, wir waren wirklich sehr durchgefroren. Das klappte auch prima, auch wenn ich statt Kaffee gleich zum Aperol griff und dieser mit seinen Eiswürfeln eher nicht wärmte (der Alkohol allerdings schon). Dann heim und gleich wieder aus dem Haus für den Wocheneinkauf, der dieses Mal besonders wichtig war, weil ich ja auf jeden Fall die Tortenzutaten holen musste – Boskop vor allem. Der Liebste hatte sich wieder, wie letztes Jahr, die schwedische Apfeltorte gewünscht (irgendwann in der letzten Woche war er auf „oder vielleicht Tiramisutorte“ umgeschwenkt, aber das war von mir eher als Kommentar statt als konkrete Willensäußerung wahrgenommen worden, deshalb hatte ich nach wie vor für die Apfeltorte geplant), dafür hatten wir quasi alles daheim außer halt Boskop. Die gab es aber im Alnatura zum Glück noch reichlich.

Um halb sechs daheim. Ich räumte den Krempel weg und buk dann einen Tortenboden. Während er abkühlte, machte ich uns ein schnelles Curry mit Pilzen, Tomaten, Kokos und ein paar aufgetauten und gewürfelten Sojahack-Frikadellen, die zwar laut Rezept nicht reingehörten, aber gut passten. Also größtenteils machte ich, der Liebste half beim Schnippeln (was mich nicht daran hinderte, mir zweimal mit dem Messer in den rechten Daumen zu schneiden, zwar nur sehr oberflächlich, aber trotzdem).
Und danach Torte, wo ich anfangs noch tapfer nach dem Rezept ging, aber bei „Äpfel raspeln, Puddingpulver mit Agar-Agar und Apfelsaft verrühren und rührend aufköcheln lassen, vom Herd ziehen, einrühren, 30 Sekunden köcheln lassen, unterheben“ (oder so ähnlich) war ich dann irgendwie raus. Und auch wenn es die Geburtstagstorte des Liebsten werden sollte, bat ich ihn um Assistenz (schon schlechte Erfahrungen mit Agar-Agar und Sahnetorten gemacht, und ich wollte nicht, dass uns die Torte am nächsten Tag entgegenlief). Ich sage „Assistenz“, im Endeffekt übernahm er dann aber mehr oder weniger den Verrühr- und Zusammenbauteil. Ich reichte Zutaten an und spülte Schüsseln und so. Ging prima, um halb acht war die Torte fertig und durfte über Nacht in den Kühlschrank.

Restlicher Abend: Erst einmal natürlich Curry (gut), dann las ich mein Buch zu Ende (auch sehr gut, Richard Osman, The Man Who Died Twice – ausgezeichneter, lustiger, sehr englischer Krimi, eine ganze Ecke besser als sein Erstling, der auch schon gut war), und am Ende noch ein Ausflug zu den Queeren Jungs. Übrigens habe ich gelesen, dass Bobby bei Queer Eye aussteigen wird, das wird also vermutlich die letzte Staffel von ihnen werden, zumindest in dieser Art. Sehr schade, ich mag Bobby sehr gern (sowieso alle fünf).
Danach dann noch etwas Blaulichtquatsch, von dem ich allerdings quasi nichts mehr mitbekam, weil ich tief und fest auf dem Sofa einschlief. Ich bemerkte irgendwann noch, dass der Liebste mir eine Decke überlegte, und das war es. Um kurz vor zehn wachte ich wieder auf, völlig matschig, und ging direkt vom Sofa ins Bett. So ein kleines bisschen Schlafmangel scheine ich doch zu haben.