Seit langem mal wieder durch den Lichtwecker aufgewacht und noch zweimal snoozen müssen, leicht ungeduldig von Magi beobachtet, bis ich aus dem Bett kam. Aber alles nicht so schlimm, denn unten wartete ein frischer Marmorkuchen und wollte angeschnitten werden. Es wartete auch eine Küche und wollte aufgeräumt werden, und ein Katzenklo wollte saubergemacht werden, und zwei Kater wollten gefüttert werden, und Tee wollte gekocht werden, aber zum Glück war auch der Liebste auf und etwas wacher als ich. Neben Tee und Katzen und Gedöns beschäftigte er sich (was mich zuverlässig aus der Küche trieb) mit seinem „Ansatz“ vom Wochenende: Er hatte am Sonntag eine halbe Zwiebel, ein paar Karottenschalen und Reis mit kochendem Wasser in ein Bügelglas aufgegossen und das dann stehen und vor sich hin gären lassen. In irgendeinem YouTube-Video hatte er gesehen, dass das anscheinend einen super Orchideendünger abgibt, und mit seinen Orchideen spielt er ja gern. Ich halte mich bei solchen Dingen raus, dass ich die Pflanzen nicht aktiv umbringe, ist schon ein wichtiger Beitrag zur Pflanzenpflege.
Wenig Zeit am Morgen, nach Müsli, Katzen und Dusche gingen der Liebste und ich gemeinsam um acht aus dem Haus. Es stand wieder eine Prüfung an, dieses Mal eine in einem für uns relativ neuen Format (wir hatten sie erst einmal im letzten Jahr abgenommen). Da eine Kollegin mit dabei war, die gerade neu eingearbeitet wird, waren wir zu dritt und ich konnte mich etwas zurückhalten, war allerdings trotzdem beim einführenden Teil dabei, einfach damit ich den Ablauf besser kennenlerne. Den restlichen Vormittag dann eine Beratung, Zeit für Orgakrams, Nachmittagsvorbereitung.
Eine schnelle Mittagspause mit dem restlichen Bohneneintopf und ein paar Kolleg:innen, dann hatten wir ein Gesamtteammeeting, das leider so ein bisschen unglücklich verlief, weil ein eigentlich wichtiges Thema relativ schnell angesprochen wurde, es dann etwas Unmut gab, vermutlich nur aufgrund der missverständlichen Knappheit, und nicht genug Zeit blieb, das im Detail zu erklären. Das wird vermutlich noch einmal aufgegriffen werden müssen.
Direkt nach dem Meeting war ich den Nachmittag über als Prüferin eingeteilt – für mich spannend, denn wie gesagt neues Prüfungsformat, das ich so noch nicht geprüft hatte, dann eine große Bandbreite an Leuten und auch noch eine neue Kollegin als Mit-Prüferin. Also ein bisschen Potenzial, anstrengend zu werden, es wurde aber wirklich prima, alles lief gut und machte Spaß (wenn auch trotzdem anstrengend, weil sehr dicht gepackt).
Restlicher Nachmittag mit Orgakrams (und Lieferanten-Ärger, womit sich der Chef aber dankenswerterweise in erster Linie beschäftigte) und Vorbereitung, bei mir ein bisschen gedämpft dadurch, dass ich den ganzen Tag schon etwas Kopfweh hatte und das am Nachmittag deutlich stärker wurde (und sich irgendwann auch noch Bauchschmerzen dazugesellten). Was tatsächlich gegen das Kopfweh half, war nicht nur eine Tasse Tee, sondern auch zwei Stück Marmorkuchen, die ich am Morgen eingepackt hatte. Gut geworden, allerdings viel weniger süß, als ich erwartet hatte (dabei hatte ich die Zuckermenge eigentlich quasi nicht reduziert), dafür deutlich fettiger als gedacht (die Papiertüte war quasi transparent vor Fett – und das Öl hatte ich im Teig tatsächlich reduziert).
Kleine Nebenbemerkung an dieser Stelle: Koch- und vor allem Backbücher, die bei Öl eine ml-Angabe statt einer Gramm-Angabe machen, gehen mir furchtbar auf die Nerven (nur noch getoppt von Cup-Angaben). Öl hat ja eine andere Dichte als Wasser, weswegen ml=g nicht funktioniert, und wir wiegen halt alles, weil das am exaktesten ist. Aber, wie ich jetzt herausgefunden (=einfach gegoogelt) habe: Das Umrechnungsverhältnis ist 0,9, 100 ml Öl sind also 90 Gramm.
Ab halb sechs hatte ich dann noch einen Online-Abendunterricht, den vorletzten Termin mit dieser Person, und das lief dieses Mal tatsächlich sehr anständig, auch wenn wir natürlich wieder nicht so weit gekommen sind wie gedacht, aber egal, war alles wichtig und passte so. Ein kleiner Teil des guten Gefühls kam auch daher, dass ich den Unterricht natürlich von der Firma aus machte, und dazu hatte ich mir einen Raum gebucht, in dem sich der Rechner als überraschend un-zickig und schnell herausstellte. Was SO eine große Rolle spielte.
Um sieben daheim, der Liebste war gerade beim Essenmachen: Im Ofen schmorte ein Blech mit Kartoffeln und Rumfortgemüse (in erster Linie Wurzelzeugs, Rote Bete, Pastinaken, Karotten), dazu hatte er einen Becher Crème Vega mit Kräutern glattgerührt, und außerdem hatten wir eine Portion Feldsalat im Kühlschrank, die sich tatsächlich noch gehalten hatte, obwohl sie schon sechs Tage alt war. Respekt. Keine Ahnung, wie viele Vitamine da noch drin waren, aber auf jeden Fall lecker.
Zum Abendabschluss zwei Folgen der englischen Krone, deutlich am Ende der Neunziger Jahre, aber vorher telefonierte ich noch ein bisschen: Der mittlerweile wieder Berliner Freund S meldete sich. Ärger im wissenschaftlichen Betrieb, unklare Zukunftsaussichten, diverse Entwicklungen und Fehlen von solchen – es gab viel zu erzählen, und wir ließen das Gespräch nach einer Dreiviertelstunde nur sein, weil er noch an die frische Luft wollte und ich meine zweite Portion essen. Aber sehr schön. Wir verabschiedeten uns mit dem festen Versprechen, sehr bald wieder voneinander zu hören. Mal sehen, ob mir das gelingt oder ich in zwei Monaten plötzlich denke, Oh, sieh an, schon April. Oder so.