Menno, Freitag 5.7.2024

Die Nacht einigermaßen okay, im Schlafzimmer mit offenem Fenster fast schon ein bisschen zu frisch (der Liebste war nachts aufgestanden und hatte das Fenster im Bad komplett geöffnet, wie ich morgens sah, das war für die Frischluftzufuhr zwar prima, sorgte allerdings etwas für Zug). Ich wachte morgens aus merkwürdigen Träumen auf, sehr müde, aber ohne Kopfschmerzen. Vermutlich, weil sich das kühle frühherbstliche Wetter zum Tag davor nicht verändert hatte, wenn auch mit etwas weniger Regen (nur sehr wolkenverhangen).

Wenig Zeit am Morgen, weil ein Prüfungstag wartete, wir hatten das restliche Brot zum Frühstück, Blitzdusche, Katzenversorgung, und um zehn vor acht gingen wir leicht hektisch (vor allem ich) aus dem Haus. Vorher nur ein ganz schneller Blick ins Handy, wo mir der Guardian insgesamt zehn zunehmend euphorisch-eskalierende Pushnachrichten geschickt hatte: ENDLICH einmal gute Nachrichten von der politischen Großwetterlage, und endlich mal ein Land, das gegen den europäischen Populisten-Tend anwählt. Und was für ein Erdrutschsieg für Labour! Ich bin ja von Keir Starmer nicht völlig überzeugt (würde mir beispielsweise eine klarere Haltung gegen die Hamas und eine deutlichere Annäherung an Europa von ihm wünschen), aber er wird es definitiv besser machen als die selbstgerechten, verlogenen, arroganten Vorgänger-Premiers, die das Land in den letzten 14 Jahren in Grund und Boden regiert haben. Zwar keine leichte Aufgabe, dafür liegt zu viel in Trümmern (Brexit beispielsweise means immer noch Brexit), man darf also keine Wunder erwarten, aber ein bisschen hoffen darf man schon. Und sich mitfreuen und sehr zufrieden unter anderem nach Schottland schauen. (…ich begann schon mal über den nächsten Urlaub nachzudenken.)

Erst aber Büro. Für die anstehende Prüfung war ich hauptverantwortlich, wenn auch ausgezeichnet unterstützt durch meine Kollegin, und es war eine bis zum Maximum ausgebuchte Prüfung – dementsprechend angespannt war ich. Ohne Grund, wie sich herausstellte, denn es lief alles prima. Am Vormittag war die Kollegin in der Aufsicht, ich machte den Hintergrund und die Fluraufsicht und konnte nebenher tausend administrative Sachen erledigen. Ein Beratungstermin zur Terminabsprache, ein spontanes Meeting mit dem Chef, da es an der üblichen Front wieder Entwicklungen gibt (allerdings durchmischt und nicht ganz so katastrophal wie die letzten Male), Dinge zu erledigen, Listen abzuhaken. Eine minikurze Pause mit dem restlichen Blumenkohlsalat, von dem ich kaum etwas schmeckte, weil ich so mit den Gedanken woanders war.

Am Nachmittag war ich in der Aufsicht für die mündliche Prüfung eingeteilt, die Kollegin übernahm die Fluraufsicht – und dankenswerterweise auch die parallele Nachbereitung der Prüfung. Das war super, denn ich konnte die Zeit sehr gut gebrauchen. Noch eine kurze Unterrichtsvorbereitung für den Montag, letzte Prüfungsorga, dann war es 16:30 und ich war tatsächlich für den Tag fertig (und ohne Überstunden) und: konnte ins Yoga.
Die Trainerin hatte nämlich morgens schon per Mail gefragt, ob wir den Kurs eine Stunde eher beginnen lassen wollten, damit wir rechtzeitig zum Fußball fertig wären. Das wollte ich natürlich gern, auch wenn ich schon gesagt hatte, dass ich vermutlich sowieso gar nicht dabei wäre wegen Prüfungsnachbereitung und so, aber jetzt hatte ja die Kollegin den Großteil übernommen, damit waren wir fast rechtzeitig fertig, und mit nur zehn Minuten Verspätung schlich ich mich ins Zimmer, wo die anderen mir freundlicherweise schon meine Matte zurechtgelegt hatten.
Sehr guter Kurs, und ich war wirklich froh, dass ich gehen konnte, das Durchbewegen tat total gut. Ordentlich anstrengend (viele Stehpositionen), was mir aber recht war. Und so als Einstimmung vor dem Viertelfinale (ich war doch etwas angespannt) war es genau das Richtige.

Um Viertel vor sechs waren wir fertig, packten blitzschnell zusammen, ich hektikte nach Hause und war *fast* rechtzeitig da, nur fünf Minuten nach Anpfiff. (Hymnen mal wieder verpasst, war mir aber egal – ich habe bei dieser EM so richtig gemerkt, wie wenig mir tatsächlich die deutsche Hymne gefällt.) Abendessen übrigens restlicher Blattsalat, dazu aufgetaute Lasagne, wir wollten an dem Abend kein Gedöns mit Kochen haben. Gute Idee. Dazu ein Feierabendbier und Fußballstimmung.

Dann also Spiel, Viertelfinale Deutschland-Spanien, und naja: Es ist ja nun kein Geheimnis, wie es ausging. Ich war sehr, sehr zufrieden mit der Leistung der deutschen Mannschaft: den favorisierten Spaniern total ebenbürtig, nicht nur gut gefightet, sondern auch spielerisch super, und sie hätten es so, so sehr verdient gehabt. Und dann einfach so ein Pech, mit einem Pfostentreffer, und einer Kopfballchance um Zentimeter vorbei, und einem nicht gegebenen Handelfmeter (die Hand-Regeln gehören im Übrigen dringend überarbeitet), und zwei Minuten vor Ende das 2:1 für Spanien. Klar, die waren auch sehr gut und haben das Weiterkommen verdient (…und ich würde ihnen den EM-Sieg gönnen), aber die deutsche Mannschaft… hätte es halt noch ein bisschen mehr verdient. Ich war so richtig frustriert danach. Wenn es wenigstens eine klare Sache gewesen wäre mit überlegenen Spaniern und 4:0 oder so… Nun ja. Ich beschloss, dass mir Fußball ab jetzt egal war, und googelte nach „Handball-EM 2024“, musste aber feststellen, dass die dieses Jahr schon gelaufen war, und zwar im Januar in Deutschland, lol, davon hatte ich Null mitbekommen. Also vielleicht doch kein so guter Ersatz.

Das zweite Viertelfinale Portugal-Frankreich schaute ich nur so halb an, las nebenher ein bisschen und ging um kurz nach zehn hoch ins Bett. Überhaupt keine Lust auf den arroganten alternden Ego-Star auf dem Platz, und sowieso war meine Fußball-Lust fürs Erste gesättigt. Und ich halt einfach auch sehr müde nach dem langen Tag.