Gut geschlafen (hurra!) und um acht aufgewacht – beinah ein bisschen spät, denn wir waren um halb zehn zum Brunchen verabredet und mussten vorher noch alles zusammenpacken. Also schnelle Dusche, große Packrunde (neben unseren tausend Klamotten und Zeugs kamen natürlich noch ein paar Geschenke dazu, ein Buch und – klar – eine Flasche Whisky, ein vierzehnjähriger Balvenie) und um halb zehn hatten wir tatsächlich alles soweit verstaut, dass wir frühstücksfertig waren.
Langes Frühstück, C und W waren auch ins Hotel gekommen (das war einfacher, als sich irgendwo in einem Café zu treffen, wo wir extra hätten buchen müssen und so). Nicht sonderlich tolles Frühstück, aber okay, auch preislich (entweder 15 oder 19 Franken – wir fanden das bis zum Ende nicht heraus und zahlten mehrfach unterschiedlich). Um elf checkten wir aus und holten unser Gepäck, blieben dann aber noch sitzen bis zwölf (unter anderem auch deshalb, weil es den ganzen Vormittag ausdauernd regnete, das Wetter hatte ein bisschen umgeschlagen – oder zumindest gab es ein kurzes Regen-Zwischenspiel, ab nachmittags wurde es schon wieder warm).
Um zwölf große Verabschiedung überall, und dann gingen wir (der Liebste und ich) auf den Zug und die anderen zu ihren Autos (E, S und R) oder zu Fuß nach Hause (C und W). Am Bahnhof gingen wir erst einmal recht lang durchs dortige Shopville (es war zwar Sonntag, aber dort war natürlich alles offen) und holten uns zwei vegane Sandwiches und ein bisschen Schokolade für die Fahrt, außerdem eine Mandel-Body Butter im dortigen Body Shop, weil wir die Sorge hatten, dass unsere Body Butter die Woche über nicht reichen würde. Und dann saßen wir ein bisschen am Gleis (es wurde erst recht spät im Bahnhof angezeigt, in der App schon früher), lasen, schauten den Leuten zu und waren abfahrbereit für die Fahrt ins Tessin.
Der restliche Tag: Reisetag. Um zwei stiegen wir in einen Interregio, halb leer (die Sitzreservierung hätten wir nicht gebraucht), und schauten dem Zug dabei zu, wie er die Gotthard-Panoramastrecke nahm und uns dementsprechend die schönsten Ausblicke bot. Ein bisschen schlafen, viel lesen, ein bisschen Schokolade essen (die beiden Sandwiches hatten wir schon am Gleis gegessen), ein sehr guter Kaffee vom Kaffeeautomaten im Zug, und ansonsten die wunderschöne Landschaft bewundern und sehr fasziniert davon sein, dass der Zug halt einfach komplett pünktlich war, die gesamte Fahrt über. Halt so wie in Deutschland in den Neunziger Jahren.
In Locarno stiegen wir in einen kleinen Regionalzug und fuhren noch 18 Minuten nach Intragna, unserer Endstation (schöne Blicke auf den Lago Maggiore und kleine Bergdörfer, während der Zug sich mehr oder weniger halsbrecherisch nach oben schlängelte). Um zehn nach sechs waren wir da, oder naja, „da“: Wir waren im Dorf, aber unser Ferienzimmer war noch 45 Minuten Fußweg in einem ehemaligen Weinberg, nur wenige Kilometer, aber ungefähr 150 Höhenmeter. Harhar.
Dementsprechend klatschnass waren wir, als wir oben ankamen (es war wieder sehr warm, am Lago sowieso noch mehr als in Zürich). Vor Ort wurden wir erst einmal von B begrüßt, die mit ihrem Partner T (der allerdings aktuell krank und deshalb nicht anwesend war) und mit ihrer zweijährigen Tochter auf dem Gelände wohnt und den Check-in machte. Ein bisschen Interaktion mit der Tochter (kleine Kinder sind da irgendwie wie Katzen – die gehen auch immer besonders anhänglich zu denjenigen Menschen, die wenig mit ihnen anfangen können), dann zeigte sie uns das Zimmer und das Gelände.
Das Ressort Al Forno ist eigentlich als eine Art Jugendheim/Freizeitstätte/Bildungshaus gegründet worden und dementsprechend sehr rustikal, Mehrbettzimmer und Gemeinschaftsräume und alles (in den alten Steinhütten oder „Rusticos“, mit Granitdusche und so). Unser Zimmerchen war sehr klein, vermutlich der alte Ziegenstall, was fürs Schlafen aber egal war (nur blöd, dass es kein Fenster gab, nur die Tür nach außen). Uns war allerdings beim Buchen nicht so ganz klar, dass wir uns Sanitärbereich (zwei Toiletten, zwei Duschen, zwei Waschbecken für ungefähr vier oder fünf Familien) und Küche teilen würden. Das war dann doch etwas zu sehr Ferienlager-Gefühl, und aus dem Alter sind wir beide eigentlich raus. Nun ja.
Das Gelände ist ansonsten sehr, sehr schön, mitten in den Bergen in der Natur, und die Terrassen des alten Weinbergs liebevoll in eine Art halbwilden Garten angelegt, überall mit kleinen Ecken, Liegestühle, Sitzgelegenheiten, alles niedlich. Was auch gut war, weil das Haus (eigentlich sind es drei Häuser) voll besetzt war, und zwar komplett durch Familien mit kleinen (und mittleren) Kindern. Ausweichen zu können, ist also ein wichtiges Feature des Geländes.
Als wir ankamen, war gerade Abendessenszeit und dementsprechend viel los in den Räumen, und wir zogen uns erst einmal zurück und packten die Sachen aus (und stellten uns beide schnell unter die kalte Dusche, um den Schweiß und die Hitze des Aufstiegs loszuwerden). Später am Abend dann machte der Liebste uns Spaghetti mit der Tomatensauce, ein paar Kekse hinterher, viel Wasser, und schließlich verkrochen wir uns mit unseren Büchern, sehr müde, hoch in die Betten.