Unruhige Nacht. Der Liebste war am Abend noch nach unten gewandert, damit wir uns in der Nacht – er mit Schnupfen und alles – nicht gegenseitig wach halten würden, was eine gute Idee gewesen war: Ich wälzte mich ziemlich, er wälzte sich ziemlich. Am Ende kamen wir trotzdem auf leidlichen Schlaf, aber wirklich erholt fühlte ich mich für die neue Woche nicht. Auch der Tatsache geschuldet, dass der ganze Vormittag gesteckt voll mit Terminen war und ich ü-ber-haupt keine Lust auf die damit verbundene Hektik hatte. Dass ich den Großteil der Termine selbst ausgemacht hatte, half der Laune nicht. (Naja: Der Termin, der alles so richtig stressig machte und den Zeitplan durcheinanderwarf, war fremdbestimmt gewesen.)
Auf jeden Fall war der Plan, einigermaßen früh zu starten und damit gleich ein bisschen vor die Welle zu kommen. Das kriegten wir ganz gut hin, um kurz vor acht gingen wir gemeinsam aus dem Haus (der Liebste mit mir zu Fuß in Richtung Bus, weil er mit Erkältung weder ins Büro joggen noch Fahrrad fahren wollte). Der Plan mit dem Viertel-Lieblingsbäcker ging allerdings nicht auf: Wir hatten beide vergessen, dass der Bäcker wegen Personalmangels seit einigen Monaten schon montags geschlossen hat. Also gab es Laugenzeugs vom Bahnhofsbäcker, das sich dann leider als gar nicht mal so wirklich gut herausstellte (zu viel Salz auf der Kruste, viel zu trockener Teig). Nun ja.
Egal. Um Viertel nach acht war ich am Schreibtisch und konnte tatsächlich noch einen Blick in meine Mails werfen und ein paar abgegebene Texte grob überfliegen, wichtig für den kommenden Mittagskurs. Und dann also Unterricht bis elf, was zwar insgesamt alles gut klappte, aber auch etwas anstrengend war – zwei Leute, die beide ziemlich viel emotionales Anschieben brauchten. Verständlich, und auch okay, aber halt anstrengend. (Ich würde halt lieber zum tausendsten Mal das Kasussystem erklären oder so.)
Meinen danach anstehenden Termin mit der Geschäftsleitung machten wir nicht: Ich hatte noch am Samstagfrüh eine Teamsnachricht geschrieben und um Verkürzung oder Verschiebung gebeten, und der Chef hatte mich gleich morgens gesehen und mir zwischen Tür und Angel zugerufen „klar, verschieben wir!“. Ich ging also nur mit Kalender bewaffnet ins Chefbüro und kam mit diversen neuen Terminen wieder heraus (…natürlich hatte das dann trotzdem 25 Minuten gedauert).
Was mir eigentlich Stress verursacht und mir meine sonstige Terminplanung etwas versaut hatte, war der Skandinavierkurs zur Mittagszeit. Nachdem ich den Vormittag ganz gut hinbekommen hatte, war ich da dann aber deutlich entspannt, und er lief auch wirklich ausgesprochen gut (denke ich). Meine Entscheidung vom Freitag, die vorgegebene Struktur einfach noch einmal über den Haufen zu werfen und an die Gruppe und meine Inhalte anzupassen, war offensichtlich eine gute Idee gewesen. Dementsprechend zufrieden ging ich aus dem Kurs.
Mittagspause bis zwei mit restlichem Stir Fry und den Kolleg:innen, wo wir uns quasi ausschließlich über diverse Fitnessarmbänder und Smart Watches und so unterhielten. Mein neuer Handgelenksbeamter wurde ein bisschen bewundert, die Tatsache, dass sie als „S-Modell für schmale Handgelenke“ beworben wurde, rief etwas Belustigung hervor. Eine Kollegin hat eine Fitbit, die mal so richtig schmal und klein ist (allerdings nur mit so einem schwarzen Digitaldisplay, nicht mit analogem Zifferblatt wie bei mir). Insgesamt macht mir der Gelenkknecht bis jetzt Spaß, muss ich sagen. Nur manchmal etwas krass zu sehen, wie dann doch während der Arbeit plötzlich der Puls hochschnellt. Vielleicht müsste ich wieder laufen gehen oder so.
Am Nachmittag hatte ich dann Zeit für viel Orgakram und konnte in Ruhe Zeug wegschaffen (unter anderem auch deshalb, weil neben mir nur noch eine – ausgesprochen ruhige – Kollegin im Büro war). Ich konnte sogar noch schnell wichtige Dokumente zur Post bringen (saukalt im Übrigen draußen, ich hatte meine rote Herbstjacke an und war zu Fuß gekommen, und auf dem Weg zur Post wurde ich ordentlich nassgeregnet, richtig doofer Landregen) und am Ende noch eine Runde Texte korrigieren, die schon länger auf dem Stapel lagen. Und um Viertel nach sechs aktivierte ich den Autoresponder für die Mails und das OOO für Teams und ging nach Hause: Den Dienstag hatte ich als überstundenfrei geplant, und tatsächlich hatte ich alles so hingekriegt, dass das mit einem komplett freien Tag auch klappte. Hihi.
Daheim begrüßte ich den Liebsten, der kurz vor mir gekommen war und dem es wieder etwas besser ging. Zum gemeinsamen Kochen machte ich uns ein Kochbier auf (klar, Dienstag war ja frei, also zumindest für mich), dann etwas Schnippelei und schließlich schoben wir eine Ofenform mit Tomaten, Zucchini, Spinat, Oliven und Kapern und etwas Passata in den Ofen und hatten eine halbe Stunde später eine wunderbare Pastasauce mit geröstetem Gemüse. Sehr gut.
Nur der Wein, den wir am Samstag geholt hatten und zum Essen trinken wollten, stellte sich als ungenießbar heraus: offensichtlich gekippt, total sauer und nicht zu trinken. War für mich aber auch okay, ich brauchte gar keinen weiteren Alkohol. Stattdessen Sofaabend mit Buch und Katzen, der Liebste schaute Zeichentrickzeugs, und später hatten wir noch den restlichen Käsekuchen als Nachtisch. Und das war dann ein wirklich ausgesprochen angenehmer Tagesabschluss.
Vielleicht mal abgesehen von den Nachrichten, an die wir uns mal wieder wagten. Draußen regnete es, was eine ominöse Kulisse abgab für die Bilder aus Osteuropa, das quasi im Wasser versank. Klar, das neue Normal und so (wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen, also mehr Regenmassen, einfache Mittelstufen-Physik), aber trotzdem beklemmende Bilder. Vielleicht wäre ein Gewöhnungseffekt genau die falsche Reaktion. Hilflosigkeit tendenziell allerdings vermutlich eher auch nicht.