Frei-Tag! 6.12.2024

Taktischer Fehler um zehn nach fünf, als ich aufs Klo musste und Magi natürlich sofort die Chance nutzte (offensichtlich für ihn nah genug an der Fütterzeit halb sieben), sich im Schlafzimmer zu platzieren und bei mir im Vierminutentakt nachzuschauen, ob ich wohl aufstehen würde. Ich war dementsprechend nicht so wirklich ausgeschlafen, als ich dann um Viertel nach sechs schließlich nachgab und die Nacht für beendet erklärte. Neben müde auch noch leichtes Kopfweh, aber trotzdem gute Laune: Ich hatte mir ja einen Minusstundentag freigeschaufelt und war dementsprechend entspannt. Musste nur aufpassen, dass ich mir nicht siebzehntausend Erledisachen in den Tag packte. (Spoiler: Es waren drei, und von denen schaffte ich zweieinhalb.) Draußen sehr ekliges Wetter, der Wind rüttelte an den Fensterläden und die Sturmböen trieben die Regentropfen waagrecht gegen die Scheiben – ich hatte kein Interesse daran, lang rauszugehen. Oder auch nur kurz.

Zunächst Morgenroutine (ohne Nikolausi, wir hatten auf die pappsüßen Sachen verzichtet). Der Liebste verzichtete aufs Frühstück und ging um Viertel vor acht schon in Richtung Büro, ich machte mir eine Schüssel Müsli. Außerdem viel grünen Tee (logisch), zugunsten der mittlerweile fünf Adventskalenderpackungen (den Mangotee hatte ich leer) verzichtete ich auf meinen klassischen Jasmintee. Heutige Ausbeute: ein chinesischer Pi Lo Chun. Ich sag mal so: Das wird ein Tee werden, bei dem ich eher nicht mehrere Aufgüsse pro Portion anstrebe. Sehr herb, sehr schwer, ziemlich viel Heu und wenig feine Noten. Merkwürdigerweise passt das eher nicht zur Wikipedia-Beschreibung des Tees: „zartes Aussehen, fruchtiger Geschmack, blumiges Aroma“. Nun ja. Immerhin hat er einen netten Namen („jadegrüne Schnecke des Frühlings“).

Nach dem Frühstück ein bisschen Zeitungslesen und -rätsel machen, außerdem verlas ich eine Packung Haferkerne (sehr viele Spelzen, das Verlesen also dringend nötig) und hörte nebenher das Lage-Interview mit Olaf Scholz von letzter Woche. Hm. Teilweise fand ich seine Antworten oder Erklärungen auf die Fragen überzeugend, teilweise auch wirklich nicht (oft auch sehr langatmig und etwas schwer zu folgen – quasi jede Frage, auch die einfachste Ja-Nein-Frage, wurde mit der Einleitung „lassen Sie mich vorab sagen…“ beantwortet). Da stellt er sich aber auch nicht anders dar als viele andere Politiker im Interview, vielleicht mal abgesehen von Robert Habeck.
Im Übrigen dachte ich kürzlich: Das ist (oder eigentlich schon beinahe: war) mal ein Bundeskanzler, mit dessen Arbeit ich wirklich unzufrieden bin. Fast (aber nicht ganz) so unzufrieden wie mit Angela Merkel. Oder auch mit Gerhard Schröder. Oder, am allerschlimmsten, mit Helmut Kohl.
…und da fiel mir dann auf, dass ich bisher bei jedem einzelnen Kanzler meine Schwierigkeiten hatte und mir eigentlich jemand anderen gewünscht hätte, und vielleicht liegt das ja einfach an mir, oder – noch wahrscheinlicher – an der Position? Muss ich mal drüber nachdenken.

Anyway. Das Frühstücken wurde unterbrochen durch einen Anruf des Lieferanten, der für die Schwiegermutter Heizöl anliefern wollte (altes Haus mit noch alter Heizung, der Liebste hatte bestellt). Der angekündigte Liefertermin war Montag zwischen 9 und 12, was natürlich ein bisschen lustig ist, denn das ist ja am Bodensee und wir müssen das irgendwie organisieren und brauchen dafür etwas Vorlauf. Und noch lustiger war, als ich ihm erklärte, dass mein Mann (gerade im Büro und deshalb nicht so super erreichbar) das erstmal klären müsse und ihm den Montagstermin deshalb jetzt nicht bestätigen könne, ob er mir eine Telefonnummer hätte, wo wir heute zurückrufen könnten? …ähm ja, klar, die gebe es schon, sie seien jetzt allerdings nur noch bis 9 Uhr erreichbar, danach hätten sie Betriebsversammlung. Der Anruf kam um 8:45 Uhr. Der gute Mensch hatte also quasi angerufen, um zu sagen: „Wir laden dann mal am Montagvormittag irgendwann ein paar Tausend Liter Heizöl ab, verschieben oder absagen geht nicht mehr, weil wir ab jetzt im Wochenende sind, Tschüssing!“ Großartig. Ich gab dem Liebsten Bescheid, er verdrehte (übers Telefon hörbar) die Augen und machte sich dran, mit Schwiegermutter und Schwager irgendwas auszumachen, damit die Lieferung am Montag klappt.

Restlicher Vormittag: Viel Tee, Dusche, ein paar erfolglose Versuche, die Tierärztin wegen Schilddrüsen-Medikament zu erreichen, dann Internet-Herumgelese und schreiben. Und noch mehr Tee. Außerdem ein Ausflug auf Amazon, wo ich mir ein paar warme Winter-Hausschuhe in Weihnachtsdesign bestellte (ich hatte kalte Füße), außerdem einen hoffentlich schönen Pulli in Winterdesign mit Schneeflocken und so. Ich war auch schon kurz davor, mir einen Ugly Christmas Sweater für die Weihnachtsfeier zu bestellen, aber dann setzte doch noch der Verstand ein und ich stoppte mich rechtzeitig. Übrigens, Amazon (bzw. Chrome): Wenn ich mich bei meinem Laptop einloggen will, kommt immer eine PIN-Abfrage, die laut Amazon „eine Anforderung von Chrome“ sein solle, und die ich aber wegklicken kann und dann eingeloggt bin. Was doof ist, denn eigentlich hatte ich bei Amazon 2FA eingestellt, und durch diese merkwürdige PIN-Geschichte wird die 2FA umgangen. Ich suchte ein bisschen herum, fand aber nirgendwo eine Option, wo ich diese Abfrage hätte abstellen können. (Vermutlich wäre die Lösung, den Browser zu wechseln.)

Um zehn vor zwölf sprach ich schließlich bei der Tierärztin aufs Band (sie versprach per Bandansage Rückruf) und las ein bisschen weiter, und um eins ging ich aufs Klo und in die Küche, kam nach drei Minuten wieder und stellte fest, dass sie natürlich ausgerechnet in diesen drei Minuten angerufen hatte. Nervnervnervnervnerv. Ich versuchte es gleich wieder (also wirklich sofort wieder), aber dort war halt nur der Mittagspausen-AB drin, auch verständlich. Also gab ich es erst einmal auf und machte selbst Mittagspause: Restlicher Wirsingeintopf mit einer Scheibe Brot, danach die zwei restlichen Lebkuchen (Lebkuchen vom Bäcker sind echt noch einmal eine ganz andere Dimension von lecker, wenn man das so mit dem Supermarkt-Zeug vergleicht). Und eine Stunde später, weil irgendwie immer noch ein bisschen Platz im Bauch war und Sachen zu verbrauchen im Kühlschrank standen, aß ich den restlichen Krautsalat vom Mittwochabend. Das war dann eine ordentliche Portion, so insgesamt, aber ich fühlte mich jetzt nicht vollgestopft (war ja auch in erster Linie Gemüse, von den Lebkuchen mal abgesehen).

Am Nachmittag begann ich endlich damit, Weihnachtskarten zu schreiben, erst einmal diejenigen, die ins Ausland gehen sollten (da bin ich eigentlich schon zu spät dran, aber nun ja). Außerdem versuchte ich es wieder bei der Tierärztin, aber die Mittagspausen-Ansage hatte nahtlos auf die Arbeits-Ansage gewechselt: „Wir sind gerade in Behandlung…“. Als der Liebste um kurz nach vier von der Arbeit kam, machten wir deshalb nicht lang rum, sondern fuhren einfach direkt hin. Fuhren, da wir ja das Schwiegermutter-Auto immer noch vor der Tür stehen hatten. Eigentlich wäre das die perfekte Fahrrad-Distanz (und auch eine schöne Strecke), aber halt nicht bei Sturmböen und waagrechtem Regen. Und zu Fuß prognostizierte Google Maps 42 Minuten für eine Strecke (ich hätte mit maximal 30 gerechnet, aber ich vertraue Google Maps da mehr als meiner eigenen Einschätzung).
Beim Tierarzt dann alles prima, sie hatten uns schon erwartet (ich hatte ja mein Anliegen aufs Band gesprochen und das Schilddrüsen-Medikament lag schon bereit). Eine halbe Stunde später waren wir wieder zuhause.

Während der Fahrt waren wir in erster Linie damit beschäftigt, über das Auto zu sprechen. Es ist nämlich so, dass der Liebste beim Hersteller (also bei Daimler, das Auto ist eine Hybrid-A-Klasse) angefragt hat, ob das Auto nicht einfach zu kaufen sei, jetzt, wo der Leasingvertrag nicht mehr gilt (und ein Umschreiben des Vertrags nicht möglich ist). Die Antwort kam postwendend: Ja, ist möglich, das Auto muss aber trotzdem erst nach Sindelfingen zurück, wo eine Restwertschätzung gemacht wird, und die eigentliche Kaufabwicklung muss dann bei einem lokalen Autohändler gemacht werden. Jetzt ist die Überlegung, dass der Liebste das Auto kauft (es also auf seinen Namen läuft) und wir die Anzahlung dafür machen, die Schwiegermutter dann die Raten zahlt und das Auto fährt, und wenn sie es einmal nicht mehr fahren will oder kann, dann übernehmen wir es. Alles noch nicht so sicher, es hängt unter anderem natürlich von den Kosten ab, aber es wäre zumindest eine Option, die ein paar Probleme lösen würde. Und mir wäre ein reines Elektro natürlich lieber gewesen als Hybrid, aber… nun gut. Nichtsdestotrotz gefiel mir das Auto gleich ein bisschen besser. Aber wie gesagt: Es waren erst einmal Vorüberlegungen. Wieder daheim, rief der Liebste bei der Schwiegermutter an, die grundsätzlich gleich einverstanden war, und telefonierte dann mit einem Autohaus in der Region. Mal sehen.

Daheim standen schon beide Kater parat und ich gab Magi neben seinem normalen Medikament gleich mal das neue, in einer Katzenwurst versteckt. Nicht ganz so einfach, weil es aus so runden, ganz glatten filmüberzogenen Dragees besteht, aber er fraß und schluckte klaglos. Wir müssen das Medikament zweimal pro Tag geben, als wäre nicht alles schon kompliziert genug. Aber wenn’s hilft, gell.

Neben dem Füttern ließ ich oben Harold das Schlafzimmer saugen, und um Viertel nach fünf rollte ich meine Yogamatte aus und loggte mich online für den Kurs ein. Ich hatte der Trainerin am Tag vorher geschrieben, dass ich online dabei sein würde, und da sie von den anderen Leuten Absagen bekommen hatte, hatte sie die Chance genutzt, auch daheim zu sein und den Kurs komplett online zu machen (in der Firma müssen wir immer einen Unterrichtsraum leerräumen). Tatsächlich waren wir dann auch nur zu zweit, also ziemliche Luxus-Verhältnisse (und trotzdem entspannt genug, wegen online und damit räumlicher Distanz, ich war also nicht so ganz unter Beobachtung).
Nach fünf Minuten waren wir allerdings zu dritt, weil Magi vorbeischauen kam und sich quer auf die Matte legte. Er ließ sich aufs Bett legen und schaute von dort den kompletten Kurs (die ganzen neunzig Minuten!) lang zu. Die Trainerin fand ihn sehr niedlich. Als ich ihm über den Kopf streicheln wollte, kratzte er allerdings nach meiner Hand, vermutlich nur aus Spieltrieb, aber er kann halt die Krallen nicht mehr richtig einziehen, und deshalb wurde ich zweimal ordentlich getackert. Der Depp. Davon abgesehen aber guter Kurs.

Abendessen auswärts beim Asian Fusion-Restaurant (die Innenstadt wird in dieser Woche von uns konsequent vermieden, weil sie durch das aufgeblähte Schokoladenfestival komplett verstopft ist). Alles wie immer, alles prima: guter Service, gutes Essen (Edamame, dann gebratene Udon für mich und Tofu mit Reis und Gemüse für den Liebsten), gute Gespräche. Wir gingen gut satt und sehr entspannt (und sogar trocken, weil es sich irgendwann ausgeregnet und -geblasen hatte) nach Hause. Daheim noch ein bisschen Blaulichtquatsch. Und kleine Bilanz: Ich hatte ein bisschen Blog schreiben wollen, check, ich hatte das Medikament für Magi holen wollen, check, ich hatte Weihnachtskarten schreiben wollen – immerhin die sechs Auslandskarten geschrieben, also halb-check. Also ingesamt eine ganz positive Bilanz des freien Tages.