Weihnachten daheim, Mittwoch 25.12.2024

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Eher unruhige Nacht, so gegen fünf war sie mehr oder weniger vorbei. Ich blieb zwar noch bis zwanzig nach sechs liegen, aber so richtig schlief ich nicht mehr ein. War aber egal, wir hatten ja nichts vor. (…zwei Tage mit Sonntagsgefühl, hm. Aber ein unschlagbarer Vorteil im Vergleich zu einem normalen Sonntag: Es wartete kein Arbeitsmontag danach.)
Erst einmal Katzenmaintenance, Küchenrunde, der Liebste schrubbte die Raclettepfännchen und räumte das Gerät weg. Da die Spülmaschine in der Nacht gelaufen war, mussten wir nur noch ein paar Sachen von Hand spülen und damit war das Essen vom Vorabend schon erledigt und die Wohnung sah wieder okay aus. Ich räumte noch die leeren Adventskalender weg (es gibt kaum etwas Dooferes an Dekoration als aufgebrauchte Adventskalender), nur den Stadtansicht-Bilderkalender ließ ich noch stehen.

Der Liebste machte uns ein Müsli und sorgte für etwas schlechten Geschmack in Form einer merkwürdigen Weihnachts-Playlist, aber davon abgesehen ein recht normaler, entspannter Weihnachtsmorgen. Der wurde sogar noch besser, als ich wegen der Playlist intervenierte und der Liebste zuerst auf das Bach’sche Weihnachtsoratorium und dann auf Händels Messias wechselte. In den letzten Jahren waren wir immer wieder mal am 1. Feiertag in der Stiftskirche zum Weihnachtsoratorium gewesen, aber dieses Jahr hatten wir keine Lust gehabt (man muss früh da sein, es ist sehr voll, und dann, naja, Gottesdienst halt), so kamen wir daheim noch zu ein bisschen Bach. Natürlich nicht das Gleiche wie ein echtes Konzert, aber trotzdem schön.
Apropos Konzert: Ich nahm mir mal den Laptop (war sowieso dabei, das Internet leerzulesen) und schaute nach Konzerten zwischen den Jahren und in der ersten Januarwoche, aber: nichts zu machen. Insgesamt ein sehr ausgedünntes Angebot, interessanterweise, und die Sachen, die es gab, waren alle längst ausverkauft – bis auf eines, zu dem ich gern gegangen wäre (das ist eigentlich eine kleine Weihnachtstradition von uns, behaupte ich zumindest, der Liebste ist nicht überzeugt und hatte auch dieses Jahr keine Lust drauf). Nun gut, also kein Konzert für uns. Für das kommende Jahr möchte ich wieder etwas mehr nach interessanten Konzerten schauen – nicht für Weihnachten, sondern generell.

Ansonsten passierte an diesem ersten Weihnachtstag wirklich nicht viel: Nach ein wenig Internetleserei verzog ich mich auf den Lesesessel und bewegte mich dort den größten Teil des Tages nicht mehr weg – teils dem sehr spannenden Buch geschuldet, teils der Tatsache, dass Magi sich neben mich auf den Sessel quetschte und sich so an meine Beine presste, dass ich schlecht aufstehen konnte. Also: lesen, dazwischen irgendwann ein bisschen im Handy aufräumen (der automatische Upload meiner Bilder in unsere Cloud funktioniert nicht mehr, bis jetzt habe ich den Grund noch nicht herausgefunden), irgendwann unter die Dusche.

Und ein wenig Küchenarbeit: Der Liebste machte uns vormittags eine Haselnuss-Mousse (eigentlich nach VF&L-Rezept, von ihm aber etwas abgewandelt), und ich ging mittags in die Küche und improvisierte uns einen Auflauf: Die Raclette-Reste (Kartoffeln, Baguette in Scheiben, Pilze, Cherrytomaten), dazu ein Rest Grünkohl, der gegessen werden musste, alles in eine Auflaufform gestapelt und mit ein wenig Flüssigkeit (Gemüsebrühe, Creme Vega mit Kräutern) übergossen. Zum Überbacken machte ich eine Käsecreme aus einem älteren Pala-Kochbuch („Käse veganese“, leicht dämlicher Titel), die eigentlich ganz gut bräunte, nur nicht so richtig krustig wurde. Insgesamt ein etwas zusammengewürfeltes Essen, aber schon ganz in Ordnung. Als Nachtisch ein türkischer Mokka (weil sowohl der Porzellanfilter als auch die italienische Espressokanne in der Spülmaschine waren), wenig Schokolade. Und dann wieder zurück auf den Sessel.

Sehr ähnlich wie das letztjährige Weihnachtsbild. Wir sind solche Langweiler.

Gegen halb sieben (ich hatte mein Buch mittlerweile zu zwei Dritteln durch) gemeinsames Kochen. Wir hatten ja am Heiligabend schon ein recht „großes“ Essen in Form von Raclette gehabt, und den angedachten veganen Truthahn konnten wir wegen des fehlenden Seitanpulvers nicht machen. Dafür hatten wir aber reduziertes Schnitzelzeug, also machten wir es uns (relativ) einfach: Rotkraut, Kartoffelbrei, eine Bratensauce (die uns etwas Mühe machte, bis wir den Geschmack richtig hinkriegten – note to self: in Zukunft immer einen Schuss Sojasahne einplanen), und dazu zwei Like Meat-Hähnchenschnitzel aus der Pfanne. Keine weiteren Beilagen, es war sowieso schon alles recht viel. Und extrem gut. Zum Essen machten wir einen Rioja auf, der hervorragend passte.

Nach dem Essen wollte der Liebste gern mal wieder einen richtigen Film schauen, und da ich die letzten Monate meiner Blaulicht-Obsession ausführlich gefolgt war (und der Liebste brav mitgeschaut hatte), war ich einverstanden. Es wurde Mortal Engines – Krieg der Städte, ein Sci-Fi-Film von 2018 in einem klassischen postapokalyptischen Steampunk-Szenario. Ganz guter Film, nur durch unnötig viele Kampfszenen einige Längen (ich nahm mir irgendwann mein Buch und las ein bisschen nebenher), und man merkte außerdem sehr deutlich, dass das Ganze eine Romanverfilmung war – ich hatte das Gefühl, die Geschichte würde als Buch besser funktionieren. Das Ganze beruht wohl auf dem ersten Band einer vierbändigen Fantasyreihe von Philip Reeve aus dem Jahr 2001. Vielleicht wird das im nächsten Jahr mal etwas für mich.

Der Abend hatte aber noch einen letzten Höhepunkt zu bieten: Um halb neun holte der Liebste die Haselnussmouse aus dem Kühlschrank. Sehr schön fest und Mousse-artig geworden, und OH MY DEAR GOODNESS GRACE war sie lecker. Extrem mächtig zwar (es wurden „nur“ anderthalb Portionen für jeden), aber unfassbar gut. Ein bisschen hatte der Liebste geschummelt, weil er die Nusscreme als Basis nicht selbst gemacht, sondern fertige Haselnusscreme aus dem dm genommen hatte, und als Ergänzung zum Rezept hatte er noch einen Becher geschlagener Sojasahne untergehoben. Aber das waren zwei durchaus sehr gelungene Abweichungen vom Originalrezept. Sozusagen ein Dessert, das eines Weihnachtsfeiertags durchaus würdig war.