Geschlafen bis sieben, eigentlich gut, aber mit merkwürdigen, hyperrealistischen Träumen (die aber am Morgen mehr oder weniger alle schon verschwunden waren). Wenig überraschend nach der Sofa-Herumhängerei mit leichten Ischiasbeschwerden und verspannten Muskeln aufgestanden, und da der Himmel draußen blau war und es sonnig zu werden versprach (wenn auch recht kalt, gefrorener Garten), beschloss ich etwas Bewegung für den Tag. Zunächst Katzenmaintenance, dann einfaches Frühstück mit getoastetem Brot (letztes Baguette, außerdem noch ein „normales“ Brot, das in den letzten Tagen ein wenig vernachlässigt worden war und gegessen werden wollte), ein Blick ins Internet, ein paar Mandarinen. Gemütlicher Morgen. So ein Weihnachten komplett ohne Familienpläne hat auch etwas (der Plan war ja ursprünglich, am 1. Feiertag an den Bodensee zu fahren, dadurch hätten wir die ganze Herumhängerei auf den 2. Feiertag verschieben müssen, so hatten wir diese schon erledigt, und da es auch am 2. Feiertag keinen Bodensee-Besuch gab, wegen Schwiegermutter unterwegs, konnten wir tatsächlich spießig wandern gehen oder so).
Spoiler: Mit der Bewegung wurde es dann eher nichts, stattdessen ein ziemlicher Rumhängetag (Nummer 2), und daran war ausschließlich das Buch Schuld, in das ich mich nach dem Frühstück vergrub. Ein kurzer Blick ins Internet, kurzes Bloggen, und dann las ich mehr oder weniger den restlichen Tag, nur unterbrochen von diversen Tassen Tee und Kaffee und gelegentlichem Katerfüttern. Zum Mittagessen den restlichen Kartoffelbrei und Rotkraut, der Liebste briet uns dazu zwei Tofuwürste an. Danach viel Kaffee und eine (wundervolle) Portion Haselnussmousse. Und dann wieder in den Lesesessel.
Gegen vier war ich mit dem Buch durch und tauchte aus den Tiefen des irischen Hinterlands wieder auf. Das Buch, wie schon erwähnt: Tana French, The Hunter, und wie bis jetzt alle anderen French-Bücher ist auch das wieder ein richtig großer Wurf. Kein Krimi im eigentlichen Sinn (der Mordfall passiert erst nach über der Hälfte des Buches, und der ermittelnde Detective ist nur eine Nebenfigur), eher eine Sozialstudie eines sehr ländlichen Countys irgendwo in Nordwestirland und der dort lebenden eingeschworenen Gemeinschaft, die gegen Eindringlinge und Außenseiter wie Pech und Schwefel zusammenhält, aber gleichzeitig jeden bitter bestraft, der auszubrechen oder die fragile Dorfgemeinschaft zu stören versucht. Vielleicht ein ganz kleines bisschen klischeehaft, aber in sich doch so stimmig und mit so reicher Atmosphäre, dass ich sehr im Bann der Geschichte war. Ich hatte ja dem Romanzyklus um die Dublin Murder Squad ein bisschen hinterhergetrauert (obwohl auch The Wych Elm, das erste Buch außerhalb der Reihe, ein großer Wurf gewesen war) und musste mich in The Searcher an das „neue“ Personal um Cal Hooper erst ein bisschen gewöhnen. Sehr schön, wie sie Erzählstränge aus diesem Buch jetzt wieder aufgreift, so gesehen ist es zwar eine alleinstehende Geschichte, aber definitiv auch eine Fortsetzung. Die mit diesem Buch gewissermaßen ihren Abschluss findet: Wenn sie die Menschen in Ardnakelty mit diesen beiden Büchern jetzt „in Ruhe lassen“ und als nächstes Buch eine neue Ecke Irlands aussuchen würde, wäre das auch stimmig. Ich bin gespannt.
Auf jeden Fall hatte ich damit mein 34. Buch dieses Jahr gelesen und damit gleich viel wie 2022 und nur eines weniger als 2023 (und es kommen ja noch ein paar Tage im Dezember). 30+ Bücher scheint in einem normalen Arbeitsjahr so meine Quote zu sein, und das finde ich ziemlich in Ordnung. Für diesen Tag ließ ich das Lesen erst einmal sein und kümmerte mich um das Foto-Hochlade-Problem. Wie sich herausstellte, lag es gar nicht an der Cloud und auch nicht an den Einstellungen im Handy, sondern an meinem Laptop, wo die Cloud nicht mehr ordentlich synchronisiert wurde. Nach ein bisschen Herumspielen mit den Einstellungen dort wurden die aktuellsten Uploads wieder angezeigt. Keine Ahnung, was da der Grund war.
Noch eine Runde Phase 10 mit dem Liebsten (von mir gewonnen, harhar), dann gemeinsames Kochen. Das Rezept (aus „Veganes fürs Fest“) sah eigentlich 16 „festliche“ Mini-Flammkuchen mit zwei verschiedenen Arten Guss und zwei verschiedenen Belegvarianten vor, aber wir merkten recht schnell, dass sich das Weihnachts-Heitatei bei uns etwas abgenutzt hatte. Die zwei Arten Guss machten wir noch, aber aus dem Teig wurden dann einfach zwei große Flammkuchen auf zwei Blechen, einmal mit Tomaten und Oliven, einmal mit Lauch und Kümmel. Die Hälfte davon aßen wir auf. Sehr gutes Essen, vor allem durch den wunderbar dünnen Teig (trotz 50% Vollkornanteil nicht hart).
Restlicher Abend klassische Abendunterhaltung in Form von etwas Blaulichtquatsch und etwas britischer Comedy (QI und eine ganz aktuelle Weihnachtsfolge von Would I Lie To You, vom 23. Dezember dieses Jahres – nettes Show-Konzept, nur Rob Brydon ist nicht so ganz mein Fall, den finde ich auch beim Big Fat Quiz immer etwas anstrengend). Wir hielten tapfer durch bis 20 nach 10 und sind damit jetzt mehr oder weniger so richtig im Urlaubsrhythmus angekommen.