HA: Am letzten Tag des Jahres noch ein (wunderbares) Buch beendet und damit die gleiche Summe wie letztes Jahr erreicht, 35 Bücher. Nicht dass es wichtig wäre, aber wenn es weniger würden, wäre ich doch etwas unzufrieden. Nicht gezählt sind im Übrigen die vielen, vielen Comics, die eigentlich natürlich auch eine Erwähnung wert sind, aber damit fange ich jetzt nicht an. Davon abgesehen ganz gute Mischung aus Belletristik und Sachbuch, vielleicht etwas krimilastig und ein bisschen gemogelt, indem ich einige Bücher gelesen habe, die ich aus früheren Zeiten kannte (unter anderem ein Harry-Potter-Monat), aber das ist mir andererseits egal. Ich habe immer schon Bücher mehrmals gelesen, wozu hat man sie sonst im Regal stehen? (…Das wäre im Übrigen noch so ein Thema: Fast alle gelesenen Bücher habe ich mir gekauft, und mein Regalplatz kommt sehr an seine Grenzen. Hm.)
Wie die letzten Jahre auch bewerte ich die Bücher mit 1-5, wobei es keine ganz schlechten Fälle gibt, die habe ich nämlich nicht beendet. Sortierung nach Lesedatum.
Ulf Burmeyer, Philip Banse: Baustellen der Nation (3/5)
Als alte Lage-Hörerin war das Buch natürlich Pflichtprogramm, und ein bisschen was habe ich schon daraus gelernt (auch wenn viele Sachen aus dem Podcast schon bekannt waren). Es hat teilweise ziemliche Längen, ist recht detailverliebt, und es wird vermutlich bald an Aktualität verlieren, das merkte man teilweise schon beim Lesen. Aus diesen Gründen etwas Abzug.
Richard Osman: Bände 2, 3 und 4 des Thursday Murder Clubs (5/5)
Auch wenn es teilweise in den Geschichten ein paar Hakeligkeiten gab (zu viele Nebenhandlungen, im letzten Buch etwas zu viel auf die Tränendrüse gedrückt), trotzdem alles ganz großartig, man möchte ins Rentnerdorf umziehen. Hoffentlich kommt ein fünfter Band (die beiden aktuellsten Bücher von Osman haben ein anderes Setting).
Hans Rösling: Factfulness (4,5/5)
Am Anfang störte mich der als leicht arrogant wahrgenommene Tonfall des Autors (…deshalb ein halber Punkt Abzug), aber dann war ich inhaltlich „drin“ und habe eine Menge gelernt. Fast schon irritierend, einen so optimistischen Tonfall beim Blick auf die Welt zu lesen.
Arthur Conan Doyle: The Hound Of the Baskervilles; The Sign Of the Four (5/5)
Zwei Klassiker, es ist erschreckend lang her, dass ich sie das letzte Mal gelesen habe. Das Zeichen der Vier funktioniert als Geschichte weniger gut als der arme Baskerville-Hund, aber trotzdem insgesamt so viele interessante Twists, so schön entwickelte Figuren (es wird hier schließlich ein komplettes Sherlock-Universum eingeführt), sprachlich so schön, dass trotzdem 5 Punkte gerechtfertigt sind, bei beiden.
Sue Black: Written in Bone. Hidden storys in what we leave behind (5/5)
Berichte von einer forensischen Anthropologin, ein Berufsbild, von dem ich vorher auch noch nicht wusste, dass es das gibt. Sehr spannend, sehr interessant zu lesen, teilweise recht aufwühlend, manchmal erschreckend nah, wenn man sich an die Kriminalfälle, von denen sie berichtet, noch aus der Presse erinnert. Ich bin ja überhaupt kein True-Crime-Mensch, aber das hatte einen wissenschaftlichen Blick auf ihr Feld, gepaart mit einer in jedem Satz spürbaren Empathie.
Mick Herron: Slough House-Reihe, Band 1-7 (4/5)
Den einen Punkt Abzug gibt es, weil ich beim ersten Band die Geschichte zwar sehr spannend fand (zumindest als sie im zweiten Teil Fahrt aufnahm), mit den Figuren aber sehr fremdelte, und im zweiten und dritten Teil die Figuren ins Herz schloss, aber dafür die Geschichten etwas lame waren. Ab dem vierten passte es dann so richtig. Es gibt noch einen oder zwei Bände aus der Reihe, ich habe für 2025 also noch Programm.
Randall Munroe: What If? 2 (5/5)
Man muss halt Nerd sein und an Naturwissenschaften, Strichmännchen-Comics und völlig bizarren Fragestellungen Spaß haben. Wenn dieses Profil auf einen zutrifft, dann passt das Buch, genauso wie schon der erste Band.
Fred Vargas: Im Schatten des Palazzo Farnese (2,5/5)
Das Buch holte ich nach vielen Jahren wieder aus meinem Buchregal, las es in einem Rutsch durch… und legte es dann auf den Bücherschrank-Stapel. Irgendwie nervten mich die überkandidelten Figuren, die klischeehafte Exzentrik, und die Krimi-Lösung am Schluss war auch nicht so sehr überzeugend.
Cixin Liu: Die drei Sonnen (Trisolaris-Reihe Band 1) (3/5)
Einerseits natürlich sehr spannendes, außergewöhnliches, reich gemaltes Sci-Fi-Dystopie-Setting. Andererseits nervten die zirkuläre Schreibweise, die inhaltlichen Sprünge und die teilweise ausgetretenen Handlungen. Wenn ich nicht die Netflix-Serie (Three Body Problem) schon gesehen hätte, hätte ich vermutlich auch einiges einfach nicht verstanden, so verwirrend war es in Teilen. Den zweiten Band habe ich deshalb auch abgebrochen.
Nils Pickert: Lebenskompliz*innen. Liebe auf Augenhöhe (?/5)
Ich erinnere mich noch, dass ich ein paar Stellen markierte und dachte „gut ausgedrückt“, ich erinnere mich, dass ich in einigen Teilen innerlich nickte… ich muss es also eigentlich recht gut gefunden haben. Allerdings ist mir der komplette Inhalt wenige Monate später quasi komplett entfallen, abgesehen von seiner eigenen Lebens- und Beziehungsgeschichte, die er recht lang ausbreitet und irgendwie als Beispiel nimmt (was ich eher nervig fand). Insgesamt sehe ich mich außerstande, ein Urteil abzugeben. Dass ich das Buch quasi wieder vergessen habe, sagt aber vielleicht auch schon was aus. (Obwohl ich vielleicht echt noch mal reinschauen müsste, schlecht war es nicht… glaube ich)
Christian Drosten; Georg Mascolo: Alles überstanden? (5/5)
Eine „Aufarbeitung“ oder zumindest Nachbetrachtung der Pandemie in Dialogform. Unbedingt lesenswert, gerade wenn man denkt „ich will da gar nicht mehr drüber nachdenken, ich bin froh, dass der Scheiß rum ist“.
Patricia Cammarata: Musterbruch (3,5/5)
Untertitel: „überraschende Lösungen für wirkliche Gleichberechtigung“, und naja, dieses Versprechen wurde eigentlich nicht so wirklich eingelöst, das Buch blieb doch ziemlich an der Oberfläche und recht unkonkret. (Gut aber: Man hat es in einem Tag durchgelesen.)
Mary Elise Sarotte: Nicht einen Schritt weiter nach Osten. (4/5)
Ein Sachbuch zur Nato-Osterweiterung, mit erstaunlich akkurater historischer Perspektive und flüssig geschrieben – am Ende zog es sich dann aber doch ein bisschen, ich fand die letzten Kapitel etwas zu detailliert. Trotzdem mit Gewinn gelesen, einfach um Fachinformationen zur Hand zu haben, wenn man mal wieder relativierend von irgendwelchen putinverstehenden Linksaktivisten hört „aber Putin hat sich halt von der NATO so bedroht gefühlt“ und „man muss Russlands Ängste ernst nehmen“. Würg.
Matthew Perry: Friends, Lovers, and the Big Terrible Thing (5/5)
Es gibt eine Zielgruppe, für die das Buch nichts ist: Jemand, der überhaupt noch nie etwas von der Serie Friends gehört hat und Celebrity-Autobiographien grundsätzlich „unintellektuell“ findet. Für alle anderen (also quasi alle): Sehr lohnenswertes und sehr berührendes Buch.
Florian Illies: 1913. Der Sommer des Jahrhunderts (5/5)
Für mich mein Sachbuch des Jahres, und wirklich sehr erstaunlich, dass Illies nach Liebe in Zeiten des Hasses ein zweites Sachbuch vorlegt, das sowohl im (anekdotischen) Schreibstil als auch in einem ähnlichen Zeitraum spielt (nicht wirklich, klar, hier jetzt kurz vor dem ersten Weltkrieg, dort kurz vor dem zweiten), und auch dieses Buch so gut funktioniert, einen so in den Bann zieht. Mit sehr viel Gewinn gelesen.
J.J. Rowling: Harry Potter Band 1-7 (5/5)
Nach Illies machte ich erst einmal einen Monat Lesepause, nicht geplant, ich kam einfach nicht mehr „rein“. Keine Ahnung warum. (Ich hielt mich mit zahlreichen Comics über Wasser.) Um das Lesen wieder anzustupsen, griff ich auf den Zauberlehrling zurück, der funktioniert nämlich immer. Das letzte Mal Potter war schon wieder einige Jahre her, so gab es genug Elemente, an die ich mich nicht mehr erinnerte oder die mir neu und bemerkenswert auffielen. Ein Potter-Monat dieses Jahr: Gut verbrachte Lesezeit.
Jasper Fforde: The Eyre Affair; Lost In a Good Book (Thursday Next Serie Band 1 und 2) (4/5)
Inspiriert von eat.read.sleep, wo das erste Buch als „all time favourite“ besprochen wurde und ich mir dachte, Moment mal, das steht doch aus meinen Studienzeiten noch im Bücherregal. Ich erinnerte mich noch, dass die Begeisterung beim ersten Band dann im weiteren Verlauf der Reihe etwas abflaute, und so war es dann auch hier: Erster Band super, beim zweiten fehlte ein bisschen die Idee. Mal sehen, wann ich mit dem dritten weitermache (ich habe bis Band 7 alle Bände daheim, irgendwann wird die Rahmenhandlung chaotisch). Hatte aber natürlich trotzdem viel Spaß.
Tana French: The Hunter (5/5)
Einfach alles passt: Krimi, Irland, Spannung, Emotion, Sprache. Ich warte mit Spannung (harhar) auf das nächste Buch von Tana French und wünsche ihr noch viele, viele Ideen und lange, produktive Schreibjahre. Für mich nur der Krimi, sondern überhaupt das belletristische Buch des Jahres.
Mariana Leky: Kummer aller Art (5/5)
Dachte ich bei den ersten beiden Geschichten noch so „naja, dieses psychologisierende Gesäusel kann ja schon auch ein bisschen nervig sein“, so war ich innerhalb kürzester Zeit ganz drin in den Kurzgeschichten von Mariana Leky und ihren skurrilen Nachbarn und buckligen Verwandten in Berlin und Brandenburg. So schön und lustig geschrieben, ich war sehr froh, damit das Lesejahr abzuschließen.