Ein Eintrag zur Pflege des Tagebuchbloggens („Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“), gesammelt bei Frau Brüllen. Hier also mein arbeitsreicher Freitag.
Unspektakulärer Morgen, ich schlief ganz okay, wachte vom Weckerlicht auf, stand beim Piepsen ohne Snoozen auf und ging erst einmal auf der Dachterrasse eine Runde ernten (wenige Tomaten, ein paar Zucchini – die Sorte gefällt mir nicht, kleine orangefarbene mit recht harter Schale, nächstes Jahr nehmen wir wieder „normale“ grüne – und drei Habanaro, die wir erst einmal verkocht bekommen müssen, man kann ja pro Gericht maximal eine reinschneiden). Der Liebste übernahm die Kater und machte uns ein Müsli, ich räumte in der Küche auf und verlas eine Lieferung Hafer. Kleine Fehlbestellung von mir, weil ich zu schnell nacheinander bestellt habe und wir jetzt noch einen zweiten Sack Hafer in der Küche haben, aber kein zweites Vorratsglas. Ich muss mich mal nach einem extra Glas auf die Suche machen, denn den Hafer möchte ich eigentlich nicht vier Wochen im Papiersack in der Küche stehen haben, Mottengefahr und so. Was mal wieder meine Ansicht bestätigt, dass man quasi nie genug Vorratsgläser haben kann.
Müsli, Dusche, um kurz vor neun war ich am Schreibtisch. Dort zwei gute Zusammentreffen: Erstens keine komplett volle Vertretungs-Inbox, die Welle schien am Donnerstag durchgelaufen zu sein, ich war mit den Mails also schnell durch (eine etwas schwierige Antwort verschob ich auf später). Und zweitens tauchte mein Onlineunterricht erst mit 20 Minuten Verspätung im Meeting auf, und diese geschenkte Zeit konnte ich perfekt nutzen, um Unterlagen für den Unterricht am Nachmittag zusammenzusuchen. Damit war auf einen Schlag etwas Stress aus dem Morgen weg. Noch ein sehr netter Rest-Unterricht, dann Tasche gepackt, letzte Dinge zusammengesucht, und um elf war ich mit dem Arbeitsteil daheim eigentlich fertig und bereit fürs Büro.
Natürlich begann es in diesem Moment zu schütten wie aus Kübeln. Ich hatte aber meinen Rechner schon runtergefahren, Kater versorgt, Tasche gepackt, alles, und stand wirklich in den Startlöchern. Ich zog also (zusätzlich zu Unterhemd, Bluse und Strickjacke) noch ein leichtes Halstuch an, weil es sich wirklich kühl anfühlte mit der feuchten Luft, dazu eine Regenjacke, Schirm und natürlich Gummistiefel, nahm meine (vollgepackte und sehr schwere) Sporttasche und ging im strömenden Regen los.
…und natürlich hörte der Regen dann original nach 20 Metern auf. Und mir wurde quasi schlagartig heiß unter den ganzen Klamotten. Erst einmal weggepackt, was wegzupacken ging, und dann (…in Gummistiefeln…) leicht missmutig zur Arbeit.
Dort ein sehr erfolgreicher Rest-Arbeitstag. Mein Kollege, der jetzt am Wochenende nach Indien fliegen und dort für uns vor Ort ein Projekt anstoßen wird (ich betreue die Aktion von hier aus), hatte für mich gleich mal ein paar überraschende Nachrichten, die meine Vorarbeit vom Donnerstag teilweise obsolet machten, aber nun ja. Man wundert sich ja über nichts mehr. Also noch ein paar wichtige Mails geschrieben, ein paar Sachen vorbereitet, ziemlich viel umgeändert, und damit sollte alles soweit okay sein.
Mittagspause mit restlichem Kartoffelsalat und ein bisschen Mastodon-Rätsel, ein Espresso danach. Ab zwei hatte ich Unterricht bis fünf: Ein neuer Kurs, der im Vorfeld nicht ganz so einfach zu organisieren gewesen war, verschiedene verkomplizierende Umstände, aber jetzt ausgesprochen gut startete. Machte mir wieder viel Spaß. Nur dass währenddessen noch Mails reinkamen, die meine Vormittags-Vorarbeit wieder etwas über den Haufen warfen, und ich danach noch mal nacharbeiten musste, das war leicht nervig. Aber egal. Ich war am Ende bis zwanzig vor sechs beschäftigt, war dann aber auf einem Stand, jetzt wirklich, wirklich ins Wochenende gehen zu können.
Eigentlich hatte ich natürlich auf dem Schirm gehabt, direkt ab halb sechs demonstrieren zu gehen. Und zwar war an dem Abend ja die unsägliche Podiumsdiskussion „unseres“ unfassbar (unblogbar) OB angesetzt, die er der AfD geschenkt hatte, damit sie keinen Infostand in der Innenstadt aufbaut und damit, oder besser gesagt die Gegenproteste, den Einzelhandel stören könnten. Das ganze Affentheater war im Juli abgelaufen, jetzt also der rote Teppich für die Blaunazis in einer Halle in der Weststadt, Hauptsache der Handel hat kein Problem. Ich hatte mich, wie so viele, im Vorfeld schon so unfassbar über den ganzen Vorgang aufgeregt, und hatte am Morgen auch länger mit dem Liebsten darüber gesprochen. Bei der ersten Protestwelle gegen diese Aktion waren wir ja dabei gewesen, aber jetzt meinte der Liebste, er wollte eigentlich der ganzen Bühne nicht noch mehr Aufmerksamkeit geben. Ich sehe das ein bisschen anders, Protest ist wichtig, gegen „unseren“ OB vielleicht noch mehr als gegen die AfD, aber ich merkte auch, wie mich das alles so auslaugte – sich ständig ärgern müssen ist emotional echt anstrengend. Und dann war eh klar, dass es zeitlich nicht gut passen würde und ich lang arbeiten müsste, und am Ende beschloss ich, etwas für meinen Seelenfrieden (und meinen Körper) zu tun. Ich ging nach der Arbeit also nicht protestieren, sondern ins Fitness.
Erstaunlich wenig los, was aber vermutlich weniger den Protesten, sondern eher dem generellen Freitagabend geschuldet war. Eine neue Trainerin war da, stellte sich mir vor, ein bisschen Small Talk, sie fragte nach meinem Fuß (der tat am Abend, nach einem Tag in geschlossenen Schuhen und viel Rumlaufen und Training, tatsächlich mal wieder etwas weh), insgesamt sehr sympathisch. Dann also Training, und nachdem ich ja wegen Fuß etwas pausieren hatte müssen, war es natürlich ein bisschen blödes Timing, dass eine Kraftmessung anstand. Wie erwartet bei einigen Geräten eine Verschlechterung, aber ich nahm es schulterzuckend. Immerhin ging die anschließende Trainingsrunde, adaptiv für den Muskelaufbau (also mit viel Gewicht) besser als gedacht.
Auf dem Heimweg holte ich den Liebsten aus dem Bastelverein ab. Wir brachten unsere Taschen weg, Kater waren schon versorgt, wir konnten also direkt weiter zur Datumsnacht ins Asian Fusion Restaurant. Dort ein sehr netter Abend mit unseren klassischen Sachen (Edamame, Veggie Udon, kein Nachtisch), dann gemütlich nach Hause und dort noch ein Absacker auf dem Sofa: eine Nägelesbirne, und danach machte der Liebste noch eine Flasche Zwetschgenbrand auf, eine gelbe Frühzwetschge aus der Region. Ganz ausgesprochen gut, muss ich sagen. Ich hatte ja früher gar kein Interesse an Obstbränden, aber da gibt es schon ein paar erstaunliche Sachen.
Dazu eine Folge bayerische Bergwacht, und um halb elf zog ich mich ins Bett zurück und las dort noch anderthalb Stunden, bis ich das Buch zu Ende hatte – immer noch The Likeness von Tana French. Am Ende zog es sich dann noch ein bisschen, aber insgesamt: Es hat sich total gelohnt das ein zweites Mal zu lesen. Und ich erinnerte mich auch bis zum Ende wirklich an fast gar nichts. So gesehen sehr schönes Leseerlebnis.