Museum und Katzen, Montag-Dienstag 1.-2.12.2025

Zweiter richtiger Urlaubstag in Berlin, und ich gönnte mir ein Ausschlafen bis kurz nach sieben. Dann relativ ausführliches Frühstücken mit S, bis er um acht in seinem Arbeitszimmer verschwand – für ihn war schließlich ein normaler Arbeitstag, bloß weil ich mir außer der Reihe freinehme, heißt das ja nicht, dass andere das auch können. Ich machte mir noch eine Tasse Tee und ging dann Duschen und Haarewaschen. Dann ein bisschen herumgesucht, überlegt, Zeugs gelesen und mich schließlich entschieden, für den Dezember ein Deutschlandticket zu kaufen. Das erforderte dann noch ein bisschen Mühen (am Ende landete ich, aus mir nicht wirklich nachvollziehbaren Gründen, bei der App der „Regionalbus Ostbayern GmbH“ und kaufte das Ticket dort), aber egal – am Ende hatte ich das Ticket und dazu noch eine eigentlich ganz praktische ÖPNV-Auskunft (die „Wohin-du-willst“-App der ROB GmbH ist recht schlau gemacht).

Gegen zehn machte ich mich auf den Weg nach Kreuzberg. Zielsetzung: das Jüdische Museum, da war ich vor vielen Jahren mal gewesen, wusste nicht mehr viel und sie hatten montags offen. Der Plan war so grob, den Vormittag dort zu verbringen, ungefähr zur Mittagszeit wieder daheim zu sein und nachmittags, mal sehen.
Fröstelig kaltes Wetter draußen (um den Gefrierpunkt), aber trocken und sogar ein ganz kleines bisschen sonnig. Ich fuhr mit diversen U-Bahnen (alles mit EINFACH SO einsteigen und praktischer App, hihi) zum Museum, suchte in der Gegend erst einmal vergeblich nach einem Bankautomaten und ging dann halt zum Haupteingang. Ein bisschen Bargeld hatte ich noch und der Eintritt für die Dauerausstellung war sowieso kostenlos. Ich fühlte mich wie in England. Meine Vermutung war, dass mir die Dauerausstellung an Eindrücken sowieso genug sein würde.

Und damit hatte ich recht: Ich wollte mir einfach mehr oder weniger alles ansehen, die drei Achsen (Kontinuität, Shoa, Exil), alle Zeitebenen (vom Mittelalter bis zur Jetztzeit), und auch wenn ich die diversen Online-Spielereien wegließ (einige Monitore, an denen man sich Grafiken anzeigen lassen konnte und Ähnliches – das kann ich daheim am Laptop machen), gab es trotzdem so viel zu sehen, zu lesen, zu hören, so viele Eindrücke zu verarbeiten. Natürlich auch sehr beeindruckende Architektur des Gebäudes, über die ja schon viel geschrieben worden ist, da war mir die Symbolik an jeder Ecke dann aber schon fast zu viel – die eigentlichen Exponate beeindruckten mich mehr. Bis hin zu dem Schlusspunkt einer Video-Installation, bei der Mitglieder der aktuellen jüdischen Gemeinde Berlins Fragen beantworten. Ein außergewöhnliches Museum, ich war sehr froh über meine Entscheidung.

Stand dann allerdings mit knurrendem Magen da, denn es war (nach einer schnellen Runde durch den Museumsshop, ohne Einkäufe) bereits Viertel nach zwei. Also fuhr ich nicht in den Wedding zurück (S würde sowieso wieder am Arbeiten sein), sondern aß ein einfaches Mittagessen im Museumscafé (Ratatouille mit Couscous, sehr gut). Auch die Kuchentheke zog mich sehr an, aber leider hatten sie (mir gegenüber mehrfach entschuldigt) keinen veganen Kuchen mehr da. Machte aber nichts: Ich suchte nach einer veganen Kuchenmöglichkeit in der Nähe und wurde fündig.

Also Aufbruch in Richtung Berlin Mitte. Zu Fuß, da mir das Gehen an der frischen Luft recht gut tat und ich außerdem keine Lust hatte, eine Bushaltestelle zu suchen (die U-Bahn war etwas zu weit weg). Zwanzigminütiger Weg mit kurzem Stopp in der Berliner Volksbank – man kann zwar in Berlin viel mit Karte zahlen, aber das Restaurant am Vorabend hatte nur Barzahlung akzeptiert und so ganz ohne Bargeld wollte ich nicht unterwegs sein. (Prompt brauchte ich für meinen restlichen Aufenthalt nichts mehr.)

Und dann ins Café: In der Kuh hatte ich nämlich ein Café Katzentempel entdeckt. Gleicher Name wie das letztes Jahr entdeckte Katzencafé in Freiburg, und offensichtlich auch gleiches Franchise – die komplette Ausstattung war identisch. Dort sehr gutes, wenn auch kleines Tiramisu, Ingwertee und Hafermilchkaffee. Und Katzen. Im Gegensatz zu den Freiburger Exemplaren waren die fünf Katzen des Berliner Cafés nämlich nicht kontaktscheu, alle fünf ließen sich blicken (sogar ganz in meiner Nähe). Eine tigerte durch die Gegend und suchte den Boden ab, eine probierte diverse Liegeplätze aus, die anderen drei schliefen in Körben, etwas außerhalb der Besucher (weit oben), aber gut sichtbar. Die Café-Chefin erzählte den Leuten am Nachbartisch ein paar Details: Alle fünf Katzen kannten sich, da sie aus der gleichen Beschlagnahmung des Veterinäramts stammten (ein Animal Hoarding-Fall mit insgesamt über 30 Tieren in einer Wohnung). Freigang hatten sie nie gehabt, und mit der Café- und-Ruheraum-Fläche kamen sie gut zurecht. Das Veterinäramt hätte insgesamt sechs Tiere im Café erlaubt, aber da diese fünf als Gruppe sehr gut harmonierten, blieb es jetzt dabei. Und ja, die Chefin hatte vorher wochenlang ausprobiert, welche Tiere mit fremden Menschen und Trubel und so weiter nervenstark zurechtkommen würden. Das hatte offensichtlich funktioniert – deshalb fünf schlafende oder zumindest ruhende Katzen. Ich war sehr angetan.

Gegen halb sechs war ich wieder im Wedding. Dort ein bisschen zusammenräumen, bis S mit der Arbeit fertig war, ich ging noch schnell zum Bioladen in der Nähe (für ein Vesper am nächsten Tag), und dann verbrachten wir den restlichen Abend bei ihm in der Küche, aßen Bohnensuppe und Salat und unterhielten uns über alles Mögliche. So richtig hatten wir uns vor über einem Jahr gesehen, dazwischen natürlich immer wieder telefoniert, aber trotzdem gab es einiges zu erzählen. Und es hätte noch mehr gegeben, aber wir wurden beide gegen zehn müde und ich hatte schon wieder die Heimfahrt am nächsten Tag im Kopf. Deshalb „vernünftige“ Bettzeit. Zumal S ja eine normale Arbeitswoche hatte.

Am Dienstag dann eben Heimreisetag. Ich wachte vor sieben auf (wieder vor dem Wecker) und als S aufstand, hatte ich schon so ziemlich alles gepackt, den Hüttenschlafsack zusammengefaltet (Premiere für mich – bis vor kurzem hatte ich gar nicht gewusst, dass der Liebste einen besaß. Jetzt war er superpraktisch, nicht nur wegen des Bettbezugs, sondern auch weil mich nachts leicht fröstelte und der Schlafsack, so dünn er war, da trotzdem half) und war mehr oder weniger fertig. Gemeinsames Frühstück, dann ging ich duschen, richtete mein Vesper und packte die allerletzten Sachen, und um kurz vor zehn verabschiedeten wir uns und ich machte mich auf den Heimweg.

Bis auf die letzte Meile ereignislose Rückfahrt. Erst einmal schaute ich mir den Berliner Bahnhof noch etwas an (und besorgte für den Liebsten ein paar Socken mit Berliner-Fernsehturm-Motiv als Mitbringsel), dann ICE-Rückfahrt mit Buch und Podcast und Vesper und alles wie gehabt. Wie schon auf der Hinfahrt merkwürdig: Der Zug war halb leer. Klar, Dienstag tagsüber, aber trotzdem war es auffällig. Hm.

Mit sieben Minuten Verspätung (was ja quasi nicht zählt) in Stuttgart angekommen. Dort marschierte ich zur U-Bahn: Zwischen Stuttgart und Tübingen gibt es mal wieder Schienenersatzverkehr, und nicht nur, dass ich diesen in der DB-App nicht dazu buchen konnte (ich konnte also nur ein Ticket bis Stuttgart kaufen), mir wurde auch gar kein direkter SEV-Bus nach Tübingen  angezeigt. Den es dann natürlich doch gab, aber egal – ich hatte mit dem Liebsten schon ausgemacht, dass er mich mit dem Auto abholen würde. Ich fuhr also mit der U-Bahn bis Degerloch, wo er warten sollte.
Tat er halt nur nicht, denn die Bundesstraße war wegen eines Unfalls komplett gesperrt, er stand ewig im Stau, wurde dann umgeleitet, schickte mir von unterwegs zunehmend genervte Nachrichten und ich sah mich schon mit diversen Regionalbahnen mit stundenlangen Umwegen nach Hause fahren. Am Ende nahm ich die nächste U-Bahn bis zum Flughafen, holte mir dort einen Tee, und kaum hatte ich den letzten Schluck Hafermilch in den Tee gegossen, meldete er sich auch schon, dass er jetzt da war. Das ganze Manöver hatte uns am Ende eine Dreiviertelstunde gekostet und ein paar Nerven, aber gegen halb acht waren wir schließlich daheim. Sehr angenehm übrigens war dabei das Deutschlandticket, denn: Mal mit der U-Bahn nach Degerloch? Oder doch an den Flughafen? Oder irgendeinen Bus nehmen? Alles egal, geht alles, Tarifzonen, Uhrzeiten, alles wurscht. Ticket gilt immer. SO großartig.

Daheim dann ein bisschen ausgetauscht, während wir Nudeln mit Fertig-Tomatensauce und Seitannuggets aßen und ich die Kater begrüßte (große Katzenvermissung von mir die letzten Tage). Dann noch etwas Blaulichtcontent und recht früh wieder ins (eigene, auch schön) Bett. Und sehr zufrieden mit dem verlängerten Wochenende. Aber auch glücklich, wieder daheim zu sein.