It’s all fine, Mittwoch 4.5.2022

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

Den Lichtwecker brauchen wir jetzt wohl eher nicht mehr – ich wachte wieder um zehn vor sechs auf, weil es draußen hell war. Doofe Ohrenschmerzen (Ohrmuschelschmerzen? Kopfhautschmerzen?) beim Aufstehen, und kein Kater da. Ansonsten war ich froh, den langen Abend gut geschafft zu haben, und hatte einen etwas ruhigeren Tag vor mir (wobei man den Tag ja nie vor dem Abend loben soll, aber zum Glück bewahrheitete sich das Gefühl).

Der Liebste sorgte dafür, dass ich gleich richtig wach war: Er war am Morgen noch leicht verschlafen, deshalb fiel ihm zunächst nicht so richtig auf, dass sein Verband am Finger durchzubluten begann – mir dafür umso mehr. Am Tag davor hatte er nämlich den taktischen Fehler begangen, beim mechanischen Rasenmäher die Lauffähigkeit der verklemmten Messer zu prüfen, indem er sie mit der einen Hand zum Rotieren brachte, ohne darauf zu achten, wo die Finger der anderen Hand in diesem Moment waren. Naja, das Resultat war eine ordentliche Schnittwunde am Finger – die sich abends unter einem Kompressenverband verbarg, der am nächsten Morgen durchgeblutet war. Super. Der Liebste machte den Verband weg und ließ mich das Elend kritisch begutachten: War tatsächlich nicht so schlimm, wie es aussah, und hatte quasi schon wieder zu bluten aufgehört, aber trotzdem.

Nach einem Müsli und schneller Dusche verabschiedete der Liebste sich (mit frischem Verband am Finger) um acht aus dem Haus und ich ging zum Kurs auf die Yogamatte. Der begann mit etwas Verspätung, weil wir auf einen anderen Zoom-Link wechseln mussten, war aber wieder gut (anstrengend). Wieder ordentliche Schmerzen im linken Oberarm, auch wenn ich alle Positionen mitmachen konnte. Es ist mir ein Rätsel, was mit dem Arm los ist. (Wenigstens waren die Ohrenschmerzen aber nach dem Kurs weg.)
Nach dem Kurs schaute ich erst einmal nach dem Kater, der Aufmerksamkeit wollte, und ging dann in die Küche. Mir war vor kurzem ein Glas Cashewmus aufgefallen, das schon abgelaufen war (nicht schlimm, Nussmus wird quasi nicht schlecht, die Ölschicht oben schließt luftdicht ab und konserviert dadurch), und um das kümmerte ich mich jetzt. Wir hatten eine kleine Flasche Brottrunk gekauft, mit Hilfe eines Pürierstabs rührte ich das Mus mit der halben Flasche Brottrunk glatt. Das Ganze kam in eine Schüssel, Tuch drüber, und dann blieb es zum Fermentieren in der Küche (Zimmertemperatur und so).

Um Viertel vor zehn startete ich mit der Arbeit: Einige E-Mails, etwas Unterrichtsvorbereitung, nichts Spektakuläres. Da ich den Nachmittag im Büro geplant hatte, arbeitete ich einige Sachen ab, die von daheim besser zu machen sind, und kümmerte mich außerdem (seit langem) um ein bisschen Daten-Backup. Um halb eins machte ich Mittagspause mit der zweiten Hälfte Linsen und Spätzle, dann packte ich meine Sachen und ging los. Den ganzen Tag über war es einigermaßen sonnig gewesen, aber natürlich zogen sich gerade mittags Gewitterwolken zusammen, als ich losging, fielen gerade die ersten Tropfen. Ich beeilte mich und kam gerade noch so trocken im Büro an, direkt danach gab es einen richtigen Wolkenbruch.

Der Plan für den Nachmittag war, dass ich für das Telefon und auch spontane Beratungsanfragen zur Verfügung stehen sollte, es gab aber keine spontanen Fragen. Also nicht von Kund:innen, ansonsten schon, wieder einiges vor Ort zu besprechen. Ich war bis fünf im Büro und war erstaunt, wie viel ich in dieser Zeit erledigen konnte: Von einer vergangenen Prüfung waren die Resultate da und ich benachrichtigte die Teilnehmenden, dann musste ein Kurs konzipiert und feingeplant werden, für zwei kommende Prüfungen gab es Dokumente zu verschicken, Zeitabläufe zu planen, Aufsichten zu besprechen… Alles Alltagsgeschäft, aber ich konnte konzentriert arbeiten und war am Ende mit meinem Pensum sehr zufrieden. Ach ja: Zum Kaffee im Büro hatte ich mir eine der veganen Schogetten zum Ausprobieren mitgenommen. Aber ganz ehrlich, puh, das war einfach nur unfassbar viel zu süß. Keine Ahnung, wer der Meinung ist, das wäre lecker und müsste so sein, aber ich bin auf jeden Fall nicht die Zielgruppe.

Um fünf ging ich heim und dort gleich ins Arbeitszimmer, ich startete noch einen Einzelunterricht. Kurz bevor die Teilnehmerin sich einloggte, schaute ich in unseren Unterlagen genauer nach und stellte fest, dass sie 2017 schon bei mir im Kurs gewesen war – und da erinnerte ich mich auch an sie, vorher war sie komplett im Hirn verschwunden gewesen. Erstaunlich, was für eine Entwicklung sie in den fünf Jahren durchlaufen hat (2017 war sie durch zwei Prüfungen durchgefallen, später hatte sie eine der beiden bestanden, dann eine Ausbildung gemeistert, mittlerweile arbeitet sie in leitender Funktion). Guter Unterrichtsstart auf jeden Fall.

Der Liebste war um sechs heimgekommen und hatte auch einen ganz guten Tag gehabt. Gemeinsames Kochen: Seitan und Pilze in einer kräftigen Sahnesoße, dazu Bratkartoffeln. Das ging komplett ohne Rezept und war sehr lecker (vermutlich, weil der Liebste federführend beteiligt war). Ich half in erster Linie mit, indem ich Zutaten-Vorschläge (Hafersahne, Sojasoße, Tomatenmark) zurechtstellte und einen Riesling zum Ablöschen aussuchte, dann schaute der Kater vorbei und wollte dringend bespielt und gefüttert werden (das Futter bekam er in Form von zwei Kaustangen im Fummelbrett).
Mit Essen (alles sehr gut, als Nachtisch Vanillequark) gut gelaunt aufs Sofa, wo uns Netflix eine neue Miniserie vorschug: Meltdown, über den Reaktorunfall im Kernkraftwerk Three Mile Island in Pennsylvania. Der Unfall war 1979, ich war also noch zu klein, um eine direkte Erinnerung zu haben (anders als bei Tschernobyl). Es ist aber interessant, dass das auch später bei uns in der Familie wenig thematisiert wurde – war das zu weit weg (im Gegensatz zu Tschernobyl, wo man plötzlich nicht mehr in den Wald gehen oder beim Picknick auf dem Boden sitzen sollte) oder war die Tragweite des Unfalls (immerhin eine partielle Kernschmelze) den Leuten (auch der Presse) damals nicht so bewusst? Oder hat in meiner Erinnerung die Katastrophe von Tschernobyl dann alles andere überschattet? Merkwürdig.
Wir schauten auf jeden Fall die erste Folge der vierteiligen Serie an, denn was gibt es besseres, als sich mit Nuklearkatastrophen zu beschäftigen, während es in der realen Welt eine Pandemie, einen Krieg in Europa und sowieso die Klimakrise gibt? Haha. Nach der ersten Folge dann noch eine Folge queere Jungs (die bekommen mehr oder weniger alle Probleme mit einem neuen Kleiderstil und selbst gemachtem Sushi gelöst), und dann schalteten wir den Fernseher aus und gönnten uns etwas Zeit für uns und unsere kleine Welt.