Premiere in der Nacht (für dieses Jahr): Wir machten die Dachterrassentür im Schlafzimmer komplett auf. Damit kühlte es dann einigermaßen ab, ich konnte recht gut schlafen und wachte um kurz vor halb sieben auf (Wahnsinn: durchgeschlafen). Jetzt ist es Mitte Mai – ich habe etwas Angst vor dem Sommer. Vermutlich werden wir ins Kellerzimmer ziehen müssen oder so. Auf jeden Fall schöner Morgen, die Wolken hatten sich verzogen.
Zum Frühstück etwas Toastbrot, außerdem Tee und eine Kanne Kaffee. Wir waren beide ein wenig angespannt vor dem Tag, weil der Liebste bei seinen Eltern am Bodensee angekündigt war und das das Potential schwieriger Gespräche (und schwieriger Entscheidungen) beinhaltete. Zunächst einmal erneuerte der Liebste die Daten-Flatrate, damit ich den Tag über WLAN hatte (nicht ganz so einfach, weil er dazu erst das Guthaben aufstocken musste, dann das Guthaben auf „sofort verfügbar“ stellen musste, dann das Datenpaket kaufen musste, dann den USB-Anschluss auf Tethering stellen musste – das sollte alles einfacher gehen).
Dann duschen, eine letzte Tasse Tee, und schließlich holte er mein Lenchen aus der Garage: Es waren 24° und Sonne angekündigt (war den ganzen Tag auch so), und er hatte sich entschieden, meiner Honda ein bisschen Auslauf zu gönnen (seine BMW R Ninety ist für eine längere Strecke weniger gut geeignet). Um Viertel vor zehn fuhr er schließlich los, ich winkte ihm hinterher und hatte das Haus für mich.
Zunächst bloggen, außerdem ein Blick aufs Handy, bei dem ich feststellte, dass eine Freundin, mit der ich für den Mittag verabredet war, sich am Vorabend schon gemeldet hatte – das doofe Handy hatte mir aber keine ungelesene Nachricht angezeigt. Auf jeden Fall antwortete ich, wir machten per Signal einen genauen Treffpunkt und eine Uhrzeit aus und ich hatte einen Plan für den Mittag. So mit Leuten und Sozialkontakt und so. Sehr aufregend.
Den restlichen Vormittag räumte ich die Küche ein bisschen auf, sortierte Schmutzwäsche und stellte eine Maschine ein und ging dann noch für ein paar schnelle Einkäufe in den Supermarkt (sehr voll, und Maskentragedisziplin bei unter 50% mittlerweile, naja, es ist halt auch schon fast Sommer, seufz). Um halb eins ging ich los.
Der Zug mit Freundin M kam überpünktlich am Bahnhof an (voll, überhitzt, unbequem, aber pünktlich). Erst einmal Begrüßung am Bahnsteig, wir überschlugen kurz: Wir hatten uns bestimmt drei oder vier Jahre nicht mehr gesehen. Die Freundin ist vor zehn Jahren in eine Stadt zwei Stunden entfernt gezogen, was erst einmal kein Hinderungsgrund für gelegentliche Besuche sein sollte, aber wenn dann zwei Vollzeitjobs und in ihrem Fall noch ein kleines Kind dazukommen, dann wird das alles weniger frequent – und dann kamen natürlich zwei Jahre Pandemie dazu.
Wir hatten uns auf jeden Fall eine Menge zu erzählen (vor allem sie, weil bei ihr mit Kind und Job und leider auch Krankheitsgeschichte in der Familie einfach viel passiert war in den letzten Jahren – natürlich nicht alles neu für mich, wir hatten ja Kontakt gehalten, aber ein persönliches Gespräch ist doch etwas anderes). Parallel Mittagessen, wir holten uns eine Bowl (harhar) zum Mitnehmen und setzten uns auf die alte Mühlstraßenmauer, bis uns die Sonne zu viel wurde (superschöner Frühsommertag und nicht zu heiß, aber Freundin M hat als rothaariger Mensch wenig Sonnentoleranz und ich hatte natürlich auch nicht daran gedacht, mich einzucremen, ich schlauer Mensch). Dann einmal etwas durch die Altstadt mäandert, und schließlich landeten wir in einem kleinen Café in der Unterstadt, das draußen noch einen freien Tisch für uns hatte. (Überhaupt war die Stadt zwar sehr voll, aber sowohl beim Bowl-Laden als auch im Café waren fast keine Leute, es kam immer erst nach uns ein Schwung – Glück gehabt).
Gegen drei brachen wir auf, Freundin M wurde bei R erwartet, einem gemeinsamen Freund von uns (und meinem ehemaligen WG-Mitbewohner und Kollegen). Sie blieb dort über Nacht, er hatte für den Abend Freunde zu einer Art verspäteter Geburtstagsfeier eingeladen. Ich begleitete sie noch auf dem Weg dahin. Kaum waren wir unterwegs, kam von ihm die Nachricht: Ich solle doch auf jeden Fall noch mitkommen und Hallo sagen. Also ging ich wie gewünscht noch schnell mit rein, Hallo sagen und die neue Wohnung ansehen (er ist vor ein paar Monaten erst umgezogen). Und weil er dann ein Wasser anbot und ich nicht sofort wegrennen wollte und wir ins Quatschen kamen, blieb ich noch deutlich länger als geplant. Auch da gab es einfach Einiges zu erzählen, viel passiert, leider auch viele blöde Sachen… (Ich habe ja schon mehrfach geschrieben, dass in meinem Leben quasi so gar nichts passiert und sich das ein bisschen wie Stillstand anfühlt, aber da hatte ich das Gefühl, wenn es nichts zu erzählen gibt, dann hat das wirklich Vorteile).
Um vier machte ich mich endgültig auf den Weg: Erstens wollte ich M nicht ihren Besuch bei R kaputtquatschen, zweitens musste ich dringend noch einkaufen. R lud beim Verabschieden den Liebsten und mich ein, am Abend zu seiner kleinen Feier auf jeden Fall noch spontan vorbeizukommen. Nun war der Liebste ja nicht da und ich bezweifelte, dass er abends, vom Familienbesuch zurück, wieder unter Leute wollte, aber wir würden sehen.
Daheim schrieb ich erst einmal einen Einkaufszettel und ging dann zum Alnatura. Weil ich keine Lust auf Wagen und Gedöns hatte, nahm ich den Rucksack und außerdem unseren Einkaufs-Schüsselbund, an dem eine kleine extra Nylontasche in einem Beutelchen verstaut war. Kaum im Alnatura, konnte ich aber leider den Schlüssel nicht mehr finden, was doppelt doof war, denn erstens fehlte mir dadurch die zweite Tasche und zweitens, wohin zum Henker war der Schlüssel verschwunden?
Ich kaufte auf jeden Fall ein, bekam mit Mühe und Not die Einkäufe im Rucksack verstaut (ein paar Sachen packte ich ins Gemüsenetz und nahm das sozusagen als zweite Tasche) und ging dann heim, in der Erwartung, den Schlüssel in der Haustür stecken zu sehen (wäre nicht das erste Mal). Dort war er aber nicht. Ich musste mich also zur Hintertür hereinlassen (das geht normalerweise nicht, aber für mich schon) und sah dann im Haus, dass ich den Schlüssel in der Hektik statt in den Rucksack in meine Handtasche gepackt hatte (die Handtasche hatte ich gar nicht mit). Clever.
Egal, auf jeden Fall packte ich die Einkäufe aus und hängte die Wäsche auf, dann startete ich eine zweite Maschine und putzte einmal das Erdgeschoss sehr gründlich durch. Wir hatten die letzten zwei Wochen das Putzen ziemlich vernachlässigt, es war also dringend nötig. Außerdem hielt es mich gut beschäftigt, während ich auf den Liebsten wartete. Der rief gegen sechs an, dass er jetzt losfahren würde. Ich hängte noch eine Maschine Wäsche auf und hörte nebenher ein bisschen Lage-Podcast, überredete den Kater, zum Abendessen ins Haus zu kommen, und um Viertel nach acht kam der Liebste dann angefahren.
Natürlich gab es eine Menge zu erzählen, alles familienbezogen und deshalb nichts für den Blog, nur so viel: Es war ein guter und notwendiger Besuch gewesen, es wurden ein paar wichtige Dinge besprochen und ein paar Entscheidungen angeleiert. Alles ganz prima, und dementsprechend war der Liebste gut gelaunt, und als ich ihm von der spontanen Einladung zu Freund R erzählte, hatte er Lust auf Leute und Rausgehen und überhaupt. Sehr untypisch, haha.
Wir improvisierten also ein schnelles Abendessen (den Rest vom afrikanischen Imbiss von Freitag, das restliche Brot mit Meerrettich-Aufstrich), und um Viertel vor neun gingen wir aus dem Haus. Es hatte deutlich abgekühlt, ich hatte meine Leinenhose gegen eine wärmere Jeans ausgetauscht und außerdem einen Vliespulli übergezogen. Die Feier war draußen auf der Terrasse, als wir ankamen, war der Grillen-und-Buffet-Teil schon vorbei und es wurde sehr zwanglos beim Bier gequatscht.
Wir begrüßten den Gastgeber (der sich sehr freute) und quatschten dann die nächsten Stunden miteinander, mit ein paar anderen Gästen (ich sah ein paar Leute, die ich aus meinem Uni-Arbeits-Kontext kannte und alle ewig nicht gesehen hatte), aber in erster Linie unterhielten wir uns lang mit Freundin M, die natürlich auch da war. Nach den „schweren“ Gesprächsthemen am Mittag war das Gespräch am Abend deutlich lockerer (nicht oberflächlicher, das ist ja zum Glück nicht das Gleiche). Die zwei bis drei Bier pro Kopf halfen vermutlich auch.
Gegen Mitternacht verabschiedeten wir uns schließlich endgültig und gingen nach Hause. Es wurde so langsam richtig kühl, außerdem merkte ich den Heuschnupfen ordentlich, wir waren froh heimzukommen. Dort hängten wir die letzte Maschine Wäsche auf, die wir leider ein bisschen vergessen hatten, als wir aus dem Haus gegangen waren, und um kurz vor eins fielen wir schließlich todmüde, aber zufrieden ins Bett. So schlecht sind sie doch gar nicht, die Sozialkontakte.