Woran merkt man, dass jetzt Sommer ist? – Der Kater bringt wieder Frösche ins Haus. Der Depp. Als ich ziemlich kaputt um halb sieben runterkam und ihn fütterte, sah ich es in der Waschküche vor mir weghüpfen und konnte erst einmal auf Froschtour gehen und die arme staubige Amphibie zum Gartenteich bringen. Der Liebste kochte währenddessen frische Nudeln fürs Mittagessen und machte das Frühstück. Dann Müsli, Tee und keine Mausfütterung, aber etwas in Eile, weil seit Wochen endlich einmal wieder der Yogakurs am Morgen klappte.
Davor kümmerten wir uns aber erst einmal um ein Mäusebegräbnis. Der Nachbar hatte sich auf meine Nachricht noch nicht telefonisch gemeldet, wir wollten die tote Maus aber nicht ewig im Käfig liegen lassen. Also nahm der Liebste einen Spaten, wir suchten eine Stelle im Nachbarsgarten am Zaun und gruben ein Loch, beerdigten das Mäusetier und legten noch ein paar Ziegelsteine auf die Stelle. Damit war die Mäuseversorgung für den Urlaub endgültig passé, was sich komisch anfühlte. (Aber, ein letztes Mal gesagt: Sie war schon sehr alt gewesen.)
Dann eine sehr schnelle Dusche, ich war schon ein bisschen spät dran und loggte mich vier Minuten zu spät ein zum Yogakurs. Wie erwartet sehr anstrengend und ziemlich schmerzhaft an diversen Ecken und Enden. Aber es klappte alles und ich war sehr froh, dass der Kurs wieder losging und ich wieder einen externen Rhythmus hatte. Außerdem ein paar Leute sehen, wenn auch nur online…
Nach dem Kurs startete ich nicht gleich mit der Arbeit, sondern setzte mich erst noch einmal mit einer Tasse Tee ins Esszimmer. Der Liebste war da zwar schon weg, aber ich wollte mir noch eine kleine Pause gönnen, es ist ja gerade alles arbeitsreich genug.
Um Viertel vor zehn legte ich los, hatte am Vormittag einen Einzelunterricht und dann einige administrative Sachen zu erledigen. Dazwischen versuchte ich den Nachbarn anzurufen, weil ich ein bisschen ein schlechtes Gewissen hatte, dass wir die Maus beerdigt hatten, ohne mit ihm die Details abzusprechen, er ging aber nicht ran (war vermutlich in irgendeinem italienischen Bergdorf ohne Empfang unterwegs). Dann auf jeden Fall Alltagsarbeit, ein paar organisatorische Sachen zu erledigen (es fühlt sich gerade an wie Jonglieren mit fünf Bällen oder so – wenigstens lief das Internet rund), und um Viertel vor eins machte ich Pause. Ich machte die Nudeln vom Morgen mit der restlichen Bolognesesauce warm, dazu eine Tasse Tee. Viel Zeit hatte ich nicht, um Viertel nach eins ging ich ins Büro.
Dort war nicht viel los, es sind einfach einige Kolleg:innen im Pfingsturlaub. (Und bei einigen Kolleg:innen scheint die Pandemie dann jetzt endgültig vorbei zu sein, zumindest wenn man sich die bröckelnde Maskentragedisziplin so anschaut. Man kann ja drüber sprechen, ob man im Büro die Regeln jetzt lockert, aber das wäre am Ende doch die Entscheidung der Geschäftsführung und nicht von jedem irgendwie allein, denke ich…) Auf jeden Fall konnte ich den Nachmittag über ein paar Sachen wegarbeiten, mit einer Kollegin Dinge besprechen, mit dem anderen Kollegen, der gerade auf Island weilt (wo übrigens die Sonne scheint), ein paar Details über Teams abklären…
Und dann noch Unterrichtsvorbereitung, und da das immer noch der Kurs mit neuem Kurskonzept und neuen Inhalten ist, dauerte die Vorbereitung einfach wieder sehr lang. Also länger als von mir gedacht (auch weil ich – siehe Besprechung und so – später anfangen konnte als ich geplant hatte). Wirklich ein bisschen schade, denn eigentlich hätte ich an dem Mittwoch früher heimgehen können als sonst, aber am Ende wurde es dann doch Viertel vor sieben, bis ich so weit war.
Der Liebste war daheim schon beim Kochen, auf dem Herd köchelte ein Risotto vor sich hin. Ich machte erst einmal ein paar Takte Sofapause und las ein bisschen, bis mir einfiel, dass ich ja morgens eine Maschine Wäsche in die Maschine gepackt und so programmiert hatte, dass sie um halb sechs abends fertig ist, denn da „bin ich ja wieder daheim“, lol. Also kümmerte ich mich ein bisschen ums Aufhängen und Bügeln, und um acht war der Haushaltskram erledigt und das Essen fertig.
Ungefähr zu der Zeit meldete sich jetzt auch der Nachbar, der seine Verbindungsprobleme mit dem Handy beseitigt hatte. Alles gut mit der Maus, danke fürs Erledigen und so weiter.
Sehr leckeres Risotto mit weißem Spargel und Radieschenkresse, als Nachtisch ein Quark mit Apfelmus und Nüssen (etwas merkwürdige Mischung, aber das Apfelmus musste verbraucht werden, und es passte tatsächlich prima). Dazu starteten wir auf Netflix eine neue Doku-Serie, Wild Babys. Die Kamera begleitet wilde Tierbabys beim Erwachsenwerden (sehr emotional, sehr personalisiert, die Babys bekommen Namen und alles, man sieht Babyrobbe Toto, Löwenmädchen Kaya, Elefantenzwerg Jashiri und so weiter). Dankbarerweise sieht man keine Katastrophen und getötete Welpen (auch wenn die Gefahr zur Dramatisierung ständig betont wird, „50% aller Löwenbabys schaffen es nicht über die Welpenzeit hinaus“ und so). Aber auch sonst war es für mich aufregend genug, weil TIERBABYS!!
Und zu guter Letzt las ich noch mein Buch zu Ende: Im Wald vor lauter Bäumen von Dirk Brockmann. Das ist ein Physiker und „Komplexitätswissenschaftler“, der sich mit diversen Arten von Netzwerken beschäftigt, sehr interdisziplinär, und unter anderem während der Pandemie einige Modellierungen des Pandemieverlaufs erstellte. Das Buch ist tatsächlich sehr interessant und auch flüssig geschrieben, ich fühlte mich als Nicht-Physikerin und Nicht-Soziologin und Nicht-Evolutionsbiologin gut abgeholt (immerhin bin ich Historikerin und habe mich von daher zumindest ein bisschen mit Netzwerken und Kooperationen beschäftigt, aber andererseits eigentlich nicht so wirklich). Also auf jeden Fall ein Buch, das sich lohnt, ich frage mich nur, wie viel davon ich in sechs Monaten noch weiß. Immer das Dilemma mit Sachbüchern, ich habe das Gefühl, schon während des Lesens beginnt bei mir das Vergessen. Andererseits kann ich sie dann zweimal lesen, haha.