Erste Woche des Urlaubs bereits vorbei, und ich bin nicht so ganz sicher, ob ich all die Erholung aus der Zeit herausgepresst bekomme, wie ich sie mir so vorstelle. Die letzte Nacht war auf jeden Fall nicht erholsam, das war die erste „tropische Nacht“ in diesem Jahr – als wir um 23 Uhr das Fenster zum „Abkühlen“ öffneten, strömten von draußen 25 Grad ins Schlafzimmer. Ich konnte dementsprechend lang nicht schlafen und wälzte mich im Bett. Morgens war es dann draußen wenigstens etwas kühler, nachdem es nachts ein bisschen geregnet hatte. Am Himmel waren noch die letzten Regenwolken zu sehen.
Der Liebste war um halb sieben und damit kurz vor mir aufgestanden, als ich herunterkam, war er gerade mit dem Versuch beschäftigt, „mal schnell“ seine Steuererklärung zu machen (davon angesteckt, dass es bei mir vor einer Woche in 15 Minuten erledigt gewesen war). Natürlich klappte das aber nicht wie gewollt, das Lesegerät für seinen Personalausweis war irgendwie kaputt (oder erkannte zumindest den Ausweis nicht, vermutlich lag es eher am Ausweis), den Abrufcode für die alternative Identifizierung konnte er nicht mehr finden – alles blöd. Als er beim Bürgeramt einen Termin zur Überprüfung seines Ausweises beantragte, wurde ihm ein erster möglicher Termin in einem Monat gegeben (also Ende August). Urlaubszeit und Corona-Sommerwelle machen’s möglich. Und der neu beantragte Abrufcode kommt jetzt per Post, die Steuererklärung war damit erst einmal ausgebremst.
Um die Stimmung etwas zu heben, machte ich uns ein englisches Frühstück, das zweite diese Woche, aber man hat ja Urlaub. Wir ließen uns Zeit mit frühstücken, duschen, keiner Zeitung (natürlich waren wir diese Woche kein einziges Mal am Kiosk, haha) und waren so um halb elf fertig für die Stadt – da wurde es draußen schon wieder ordentlich heiß.
Erster Stopp war die Hauptpost für diverse Päckchen für den Liebsten und mich. Es kamen unter anderem Bücher: Am Dienstag bestellt, am Mittwoch hätten sie geliefert werden sollen, da kam dann eine Mail mit „Entschuldigung, Lieferverzögerung“, am Donnerstag den ganzen Tag der Hinweis „ihr Paket befindet sich in Zustellung (ein Hoch auf Nominalverbgefüge) und kommt heute“, am Freitag war die Karte im Briefkasten, dass ich nicht anzutreffen gewesen sei. Und am Samstag hatte ich sie endlich, vielleicht wäre in diesem Fall die Buchhandlung doch einfacher gewesen. Nun gut.
Ich hatte mir vorgenommen, als sozusagen verfrühtes Geburtstagsgeschenk eine Lenkertasche für mein Fahrrad zu kaufen, deshalb gingen wir als Nächstes in einen Fahrradladen. Die Lenkertaschen dort waren aber alle irgendwie nicht das Richtige, entweder passte die Größe nicht oder der Verschluss am Lenker war komisch oder fummelig zu befestigen, und ziemlich teuer fand ich sie alle auch. Außerdem war es sehr heiß im Laden und der Liebste hatte Kopfweh und alles mäh, wir zogen also weiter.
Auf gut Glück hatte ich meine stehende Uhr in den Rucksack geworfen und fragte bei einem Juwelier in der Altstadt nach, ob sie bei Swatch-Uhren die Batterien wechseln würden – klar, kein Problem. Ich musste die Uhr eine halbe Stunde da lassen und wir nutzten die Zeit, um zum Vaude-Store zu gehen. Dort fand ich dann tatsächlich eine schöne und nicht so teure Lenkertasche, nur die Farbe war ein langweiliges Grau. Ich ließ mir die Tasche in „icicle blue“ zur Ansicht bestellen, nach dem Hinweis der Verkäuferin, dass es sowieso sinnvoll wäre, wenn ich nochmal mit Fahrrad kommen würde, um die Größe richtig einzupassen. Also ohne Tasche, aber mit Plan weiter und ganz zufrieden. Dann war auch die Uhr fertig und lief wieder, war zwar nicht umsonst (beim Swatch-Store hätte ich nichts gezahlt, aber der nächste ist halt in München, haha), aber Hauptsache endlich wieder Uhr.
Mittlerweile war es halb eins und wir schauten uns nach einem Mittagessen in der Stadt um. In der Unterstadt hatte vor kurzem ein rein veganer Imbiss mit arabischem Essen aufgemacht, dort nahmen wir den Tagesteller: Köfte aus Bohnen, Auberginen-Kartoffelgemüse, Salat mit Tomate, Petersilie, Minze, außerdem Bulgur, Fladenbrot und das schärfste Harissa der Welt. Alles sehr, sehr lecker, wir waren total zufrieden. (Und wie toll, dass einfach alles vegan war, wir kommen definitiv wieder.) Als Nachtisch nahmen wir ein paar Plätzchen und ein bisschen Baklava mit und setzten uns damit vor einer nahen Kirche auf die Stufen. Oh du liebe Güte, wie wahnsinnig lecker waren die Plätzchen! Ich war völlig hin und weg. Besonders toll war das Baklava, das ich in erster Linie in der türkischen Variante tropfend vor Sirup kenne, dadurch für mich viel zu süß – dieses war überhaupt nicht so süß, sehr nussig, sehr aromatisch, einfach der Wahnsinn. Wir waren total begeistert und hoffen jetzt sehr, dass ganz viele andere Leute da auch Essen kaufen.
Nachmittag: Ruhepause daheim, ich im Liegestuhl auf der Dachterrasse, der Liebste auf dem Sofa. Irgendwann kam die Sonne ums Eck und mir wurde zu warm, also verschwand ich ins Schlafzimmer und holte ein bisschen Schlaf nach.
Und dann natürlich in den Garten aufs Schattendeck: Dort blieb ich mit Krimi (neues Buch, das alte war irgendwie nicht so) und Wasser für den restlichen Nachmittag. Der Liebste kam irgendwann auch dazu, wir schauten ein bisschen ins Grün, schließlich legte sich der Kater daneben, der Liebste holte die Sense und mähte den vorderen Teil der Wiese, alles mehr oder weniger friedlich.
Was läge also näher, als noch einmal in den Baumarkt zu fahren? Um Viertel nach sechs fuhren wir los (völlig absurd mit Auto, der Baumarkt ist ja nur einen Katzensprung entfernt, aber wir wollten große Dachplatten, um die hagelgeschädigte Abdeckung fürs Schattendeck zu erneuern). Im Baumarkt war eine Menge los (20% auf alles und so), wir bekamen aber die sechs extrastabilen Dachplatten und fuhren sie zur Kasse. Wo man uns dann einen Preis von über 400 Euro mitteilte, haha, nein danke, das war uns dann doch etwas zu viel. Also tauschten wir die Platten gegen weniger hübsche, weniger stabile und deutlich billigere Platten aus und fuhren am Ende um 130 Euro ärmer und mit sechs Platten beladen wieder heim.
Befestigen konnten wir die Platten jetzt natürlich nicht mehr, es war schon sieben Uhr und wir entschieden, das Kochen am Abend sein zu lassen und noch einmal essen zu gehen. In der glücklichen Kuh wurde in der Nachbarstadt ein indisches Restaurant empfohlen, also fuhren wir da hin. Ich hatte zwar ein etwas schlechtes Gewissen, denn eigentlich kommt man auch gut mit dem Zug in die Nachbarstadt, und bloß das Auto zu nehmen, weil es jetzt halt vor der Tür steht… aber das Restaurant befand sich tatsächlich in einem Teilort und wäre ohne Auto unmöglich zu erreichen gewesen.
Ein merkwürdiges Mischgebiet aus Achtziger-Jahre-Wohngebiet und Gewerbe (Autohaus, Metzgerei, Volksbank, Kirchenneubau), dazwischen eben das indische Restaurant. Man konnte auf einer Terrasse unter Pavillons im Freien sitzen mit Blick auf Wohnstraße und Parkplatz, und das klingt alles überhaupt nicht gemütlich, aber insgesamt war es erstaunlich okay, vor allem kühl und luftig und ruhig. Und dann das Essen: Wir verstanden sehr schnell, warum das Restaurant in der Kuh so gut bewertet worden war. Das Essen war phänomenal, besser als alle Inder, die wir in Tübingen so haben. Und der Kellner verstand, was vegan bedeutet, weswegen er uns vom Naan abriet (da mit Ghee), stattdessen Papadam und Vegetable Pakora als Vorspeise, dann als Hauptgang Onion Roti und für den Liebsten Gemüsebällchen in einer cremigen scharfen Soße, für mich geschmorte Pilze (Vegetable Kofta und Karahi Mushrooms, falls es jemand genau wissen möchte). Wir waren völlig hin und weg von diesem Zufallstreffer, ohne die Kuh wären wir im Leben nie auf dieses Restaurant gestoßen.
Um halb zehn waren wir daheim und setzten uns noch für eine halbe Stunde auf den Balkon mit einer Art Eiskaffee (Kaffee aus der Thermoskanne, mittlerweile fast kalt, in jedes Glas eine Kugel Haselnusseis, was ganz gut passte). Die Temperaturen waren wieder angenehm, wir gingen froh ins Bett.