Mittwoch 21.9.2022
Erstaunlich gute Nacht, dafür dass ich eine große, technisch aufwendige Prüfung vor mir hatte. Ich war tatsächlich einmal nachts aufgewacht, aber noch bevor ich begonnen hatte mir Sorgen zu machen, war mir klar geworden, dass sämtliches Schiefgeh-Potential nicht an mir hing, sondern an der Technik oder den Kolleg:innen in Ägypten – was ich tun konnte (und musste), hatte ich gemacht. Und mit diesem Gedanken schlief ich interessanterweise wieder ein. Dementsprechend war ich einigermaßen ausgeschlafen und kam gut und noch vor dem Weckerpiepsen aus dem Bett. (Und mal wieder: Ein großes Lob auf den Lichtwecker, man denkt bei der „dunklen Jahreszeit“ ja immer an Dezember, aber wir stehen halt schon seit Ende August im Dunkeln auf.)
Nach einer schnellen Dusche gingen der Liebste und ich um zwanzig vor acht aus dem Haus – kleiner Schock: Es war so richtig, richtig kalt geworden in der Nacht, das Handy zeigte 2 Grad an. Es fühlte sich zwar albern an, quasi so kurz nach dem Sommer, aber nichtsdestotrotz: Ich zog Wintermantel und Handschuhe an und schaffte es sogar, eine dünne Mütze unter dem Fahrradhelm aufzusetzen (damit saß der Helm dann ziemlich eng, aber es war okay). Zum Frühstück hielten wir schnell beim Viertel-Lieblingsbäcker, und ab acht war ich im Büro.
Erster großer Prüfungstag: Das bedeutete, die eigentliche Action fand in Ägypten mit dem Kollegen vor Ort statt, ich machte in Deutschland die organisatorische Hintergrundarbeit am Vormittag und organisierte die mündliche Prüfung am Nachmittag (der mündliche Teil wurde remote abgenommen, die Prüfenden kamen also zu uns). Und hurra: Es lief alles super. Keine technischen Ausfälle, keine (oder fast keine) plötzlichen ungeklärten Fragen… Ich war über Threema mit dem Kollegen in Kontakt und konnte ansonsten den Tag über administrativ arbeiten und sogar so eine halbe klitzekleine Mittagspause machen (zweite Hälfte der Rumfort-Minestrone). Während am Nachmittag der mündliche Teil lief (und ich SO froh war, dass ich ihn nicht selbst abnehmen musste, sondern andere Prüfende dafür angefragt hatte), konnte ich den schriftlichen Teil vom Vormittag schon nachbereiten, und das sparte mir mal so richtig viel Zeit.
Um kurz vor sieben war die Prüfung vorbei und ich machte mich an die Nachbereitung des mündlichen Teils, netterweise mit Unterstützung einer Kollegin, die noch etwas länger blieb und mir half. Das wäre alles super gewesen, wenn sich nicht doch kurz vor Schluss noch ein blödes technisches Problem ergeben hätte, nicht im Prüfungsablauf, die Prüfung war ja vorbei, sondern im Upload von Prüfungsdaten. Wir probierten bis Viertel nach acht herum, dann gab ich ziemlich genervt auf und schrieb eine Mail an den Prüfungsanbieter mit der Bitte um Klärung. Nach zwölf Stunden im Büro war ich doch ziemlich durch (und die Kollegin hatte sich auch schon um kurz vor acht verabschiedet).
Um halb neun daheim, natürlich im Dunkeln – als Erstes lief mir wieder der kleine Igel über den Weg, diese Dämmerungstiere. Ich ließ ihn sitzen und begrüßte den Liebsten, der schon gegessen hatte und auf dem Sofa versumpft war. Da ich den Tag über einiges an Keksen und Krempel im Büro gegessen hatte, ließ ich das Abendessen sein und rief stattdessen bei S in Berlin an, der hatte sich nämlich gemeldet und wartete auf Rückruf.
Und das war dann der restliche Abend: Nachdem wir uns ein paar Wochen lang nicht gehört hatten, gab es einiges zu erzählen. Wir quatschten also etwas mehr als zwei Stunden, brachten uns auf den neuesten Stand und wehklagten ein bisschen (Midlife Crisis an allen Enden, lol). So richtig schön. Um elf ging ich etwas später als geplant, aber ganz schön zufrieden ins Bett.
Donnerstag 22.9.2022
…und wieder der gleiche Ablauf wie Mittwoch, früh aufgestanden, in warme Kleidung eingepackt (in der Nacht hatte ich so gefroren, dass ich schließlich aufgestanden war und mir eine zweite Decke geholt hatte), früh aus dem Haus – nur dass wir etwas doof vor dem Bäcker standen, der hat ja seit ein paar Wochen donnerstags zu (schon das dritte Mal, dass wir das vergessen haben). Nachdem ich um kurz nach acht im Büro angekommen war und dort erst einmal die Lage gecheckt hatte (sah alles gut aus), holte ich mir also ein Frühstück beim Bäcker nebenan.
Den Vormittag über der gleiche Ablauf, in Ägypten lief die Prüfung, ich hielt in Deutschland die Stellung. Der Prüfungsanbieter hatte mir tatsächlich am Mittwochabend (!) noch geantwortet, ich konnte also den letzten Arbeitsschritt vom Mittwoch abschließen. Und weil dann alles ruhig war und gut lief und es keine Probleme gab, konnte ich sogar noch ein paar andere administrative Sachen machen.
Mittagspause mit dem allerletzten Rest Suppe vom Dienstag und dann dem Salat, den der Liebste am Mittwochabend gemacht hatte, mit gebratenem Mais, gebratenen Pilzen und Rucola – sehr lecker, nur die Pilze waren ein bisschen glitschig geworden. Trotzdem richtig gut.
Den Nachmittag über wieder eine Prüfung wie am Schnürchen, ich konnte parallel den Vormittagsteil nachbereiten und nebenher Mails beantworten – und plötzlich hatte ich dann meine komplette Inbox leer. SO cool.
Um Viertel nach sieben beschloss ich, die Nachbereitung des Nachmittagsteils auf den nächsten Tag zu verschieben, und ging „schon“ nach Hause. Ich hatte leichtes Kopfweh und fühlte mich nicht ganz so energiegeladen – eigentlich wäre ich gern laufen gegangen, aber dann war es mir doch zu spät, und zu dunkel, und zu kalt… Stattdessen setzte ich mich daheim erst einmal 30 Minuten auf den Heimtrainer und schaute ein bisschen YouTube nebenher. Hm. Ich weiß nicht, ob das für den Winter so eine super Alternative ist, denn ehrlich gesagt fand ich die Strampelei ziemlich langweilig, YouTube hin oder her. Beim Laufen ist man wenigstens draußen und sieht etwas, auch wenn ich die gleiche Strecke laufe, ist es ja nicht die gleiche Tages-, geschweige denn Jahreszeit. Aber extrem positiv: Was die Fitness anging, klappte das Radeln supergut. Während ich beim Laufen ja eher so Babyschritte an Fortschritt sehe, war jetzt der Sprung so richtig krass zu spüren – ich radelte die halbe Stunde auf dem Heimtrainer locker durch, kam schon ins Schwitzen, aber es war okay, und am Ende hörte ich eigentlich in erster Linie auf, weil mir langweilig war und ich etwas essen wollte. Das hätte vor drei Monaten noch ganz anders ausgesehen.
Als Abendessen hatte der Liebste einen Kartoffelsalat mit weißen Bohnen gemacht, sehr lecker. Dazu passierte nicht mehr viel, wir zogen uns nach Atlantis zurück, waren aber beide ziemlich müde und gingen früh schlafen. Vorher nur noch eine kleine Modenschau: Das am Sonntag bestellte Zeugs war alles gekommen, der Liebste hatte Hemden und einen Pulli zum Vorführen (alles sehr hübsch), ich probierte die bestellte Trainingshose an. Ja, passt und ist bequem. Sieht halt nur nicht so richtig …schick aus, aber ganz ehrlich, welche Trainingshose hat das je schon hingekriegt?
Freitag 23.9.2022
Prüfungsrunde Teil 3: Nach einer ganz guten Nacht (ich hatte mir tatsächlich sogar noch Socken angezogen, damit schlief ich dann prima) und einem geöffneten Viertel-Lieblingsbäcker war ich um kurz vor acht mit Frühstück im Büro. Und auch am dritten Tag lief alles glatt, oder zumindest musste ich nicht eingreifen (es gab ein paar technische Holpereien auf der ägyptischen Seite, aber das bekam der Kollege vor Ort gelöst). Einige administrative Fragen zu klären, dazu die Nachbereitung vom Vortag, mein Vormittag war gut angefüllt. (Eigentlich optimal: Es lief alles und war nicht stressig, aber ich hatte trotzdem genug zu tun.) Ach ja, Technik: In Ägypten klappte alles, aber natürlich zickte mein Rechner im Büro, ist ja klar. Um genau zu sein Teams, die App ließ sich nicht öffnen, und etwas später auch Outlook. Ich machte also alles (Teams, Mails, Kalender) über den Browser, ein bisschen umständlich. Microsoft ist doof.
Kurze Mittagspause mit der zweiten Hälfte Kartoffelsalat (etwas trocken), dann die mündliche Prüfung am Nachmittag, während der ich den Vormittagsteil bearbeitete und sogar etwas Unterricht für Montag vorbereitet bekam. Immer noch leere Inbox (weil ich jede Mail, die hereinkam, sofort wegarbeiten und beantworten und verschieben konnte).
Um halb sieben war die letzte Prüfung dann geschafft (eine Prüferin schaffte es noch, so kurz vor dem Wochenende quasi, eine fast volle Karaffe Wasser im Prüfungsraum umzukippen, aber naja, war nur Wasser und wir hatten alles schnell aufgewischt und der Rechner musste jetzt ja nicht mehr laufen, Prüfung war ja vorbei). Ich machte mich also an die letzte Nachbereitung, jetzt in der dritten Runde ging das alles schon sehr routiniert und dadurch auch schneller: Um acht war ich endgültig mit allem, allem, allem fertig. Ich verabschiedete mich von dem ägyptischen Kollegen (der schickte mit den Leuten vor Ort noch ein Gruppen-Selfie, sie waren gerade auf dem Weg ins Restaurant zum Feiern) und ging heim und ins Wochenende.
Daheim fand ich einen sehr schlecht gelaunten Mann vor: Wir hatten am Sonntag ja unter anderem eine neue Mikrowelle bestellt, und er hatte sie am Nachmittag von der Post abgeholt („Abstellgenehmigung“ scheint für manche DHL-Mitarbeiter ein überforderndes Konzept zu sein), gleich ausgepackt und aktiviert. Mit dem Resultat „also das Licht ging an, aber beim Einschalten hat es erst SIRR und dann BUFF gemacht und merkwürdig metallisch gerochen, und jetzt summt sie zwar, aber es wird nichts heiß“. Sehr blöd, vor allem da er die alte Mikrowelle schon in den Karton gepackt hatte zum Rückversand, wir jetzt aber den Karton für den Reklamationsversand brauchen, und überhaupt, nerv, Reklamation, das braucht kein Mensch, kann so ein Ding nicht einfach laufen?
Mich interessierte das erst einmal nur so halb: Ich hatte meinen Prüfungsmarathon gut geschafft und war sehr, sehr, sehr zufrieden, aber auch sehr müde. In der Küche stand noch heißes Süßkartoffel-Kichererbsen-Curry, ich nahm mir davon eine große Portion, dazu brannte ein Feuer im Schwedenofen, wir gingen eine Runde nach Atlantis, und schließlich machte der Liebste noch einen wunderbaren französischen Rosé auf, trocken, leicht, mit einem Anklang von Trockenfrüchten und Sonne. Da ist mir so eine blöde Mikro doch egal.